Umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 wird erstmals mit Gas befüllt
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Die Ostseepipeline Nord Stream 2 wird erstmals mit Gas befüllt.
© Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dp
Lubmin. In die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 ist das erste Gas gefüllt worden. Am Montag habe die Befüllung des ersten Strangs begonnen, teilte die Nord Stream 2 AG mit. Die Erstbefüllung sei notwendig, bevor der Gastransport beginnen könne. Zum geplanten Zeitpunkt der eigentlichen Inbetriebnahme machte die Nord Stream 2 AG keine Angaben. Experten rechnen damit, dass noch im Oktober Gas durch die neue Pipeline geliefert werden könnte. Noch in diesem Jahr will Gazprom 5,6 Milliarden Kubikmeter Gas durch Nord Stream 2 pumpen.
Der Energiekonzern Uniper erwartet nach den Worten seines Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach von der Bundesnetzagentur jedoch keine rasche Betriebsgenehmigung für die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2. „Die Zertifizierung der Pipeline, nach alledem, was ich weiß, wird auf jeden Fall so spät sein, dass diese Pipeline uns in diesem Winter nicht mehr hilft“, sagte Maubach am vergangenen Donnerstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV).
Nord Stream 2 inzwischen fertig gestellt
Durch die 1230 Kilometer lange Pipeline, die zwei Stränge hat, sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden. Bei der Bundesnetzagentur läuft nach eigenen Angaben noch ein Zertifizierungsverfahren zu Nord Stream 2. Darin geht es darum, die Nord Stream 2 AG gemäß einer EU-Richtlinie als Unabhängiger Transportnetzbetreiber anzuerkennen. Sollte Nord Stream 2 den Gastransport vor Abschluss dieses Verfahrens aufnehmen, könnte die Bonner Behörde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten und Bußgelder verhängen. Die Behörde hat für eine Entscheidung noch bis Anfang Januar Zeit.
Uniper gehört zu den Finanzierungspartnern der politisch umstrittenen Pipeline und ist zudem nach eigenen Angaben der größte Kunde Gazproms. Wie in Deutschland seien auch die Gasspeicher in Russland nicht so hoch gefüllt wie im Vorjahr. Für die Verknappung und die stark gestiegenen Preise gebe es neben der Lage der Speicher diverse Gründe. So sei die inländische Produktion in Europa zurückgegangen. Schiffe mit verflüssigtem Erdgas (LNG) würden häufig Asien ansteuern, etwa Japan und Korea, wo die Preise noch höher seien als in Europa.
Vor allem der Widerstand der USA, die Sanktionen androhten und auch verhängten, verzögerte den Bau von Nord Stream 2, der 2018 begonnen hatte und 2019 hätte beendet werden sollen. Die US-Regierung kritisiert, Europa mache sich durch die Pipeline bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig.
Gazprom will mehr Gas liefern
Der russische Gasriese Gazprom ist Angaben des Kreml zufolge theoretisch zu einer Steigerung seiner Gaslieferungen nach Europa bereit. „Ist Gazprom bereit, weiter und weiter Verträge abzuschließen? Gazprom ist daran interessiert“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor einer Woche im russischen Staatsfernsehen. „Denn unsere Verbraucher in Europa sind unsere wichtigsten Partner.“
Bereits seit 2011 ist die weitgehend parallel verlaufende Pipeline Nord Stream 1 teilweise und seit 2012 vollständig in Betrieb. 2020 wurden mit ihr laut Betreiber 59,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas transportiert.
RND/dpa/Reuters