Schon Nord Stream 1 war ein Fehler
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Ein Bild vom Bau der Ostsee-Erdgaspipeline Nord Stream 2.
© Quelle: Jens Büttner/dpa
Fehler sind menschlich, sie passieren. Ärgerlich ist, wenn sie mit Ansage gemacht werden. Und noch ärgerlicher ist, wenn sie sich wiederholen. Bei der Gaspipeline Nord Stream ist genau das geschehen.
Schon 2005, als Gerhard Schröder und Wladimir Putin den Bau der ersten Doppelröhre vereinbart haben, hatten wir vom DIW empfohlen, besser ein Terminal für Flüssiggas zu bauen. So eine Entladestation für Tankschiffe hätte uns in die Lage versetzt, Gas aus vielen Lieferländern zu beziehen und die Abhängigkeit von Russland zu mindern.
Damals hat die Bundesregierung nicht auf unseren und den Rat anderer Experten gehört. Schlimmer noch: Sie wiederholte den Fehler 2013 mit Nord Stream 2. Jetzt stecken wir inmitten eines fossilen Großkonfliktes und einer drohenden militärische Eskalation.
Um aus dem Dilemma herauszukommen, müssen drei Dinge geschehen:
- Nord Stream 2 sollte nicht in Betrieb gehen. Wir brauchen nicht mehr fossiles Erdgas, wir brauchen weniger – schon aus Klimaschutzgründen. Die bestehende Infrastruktur in Europa reicht aus, um den Bedarf zu decken. Eine strategische Gasreserve gäbe Europa Sicherheit. Dafür sollten die (ausgerechnet an Gazprom) verkauften Speicher zurückgekauft, verstaatlicht und genutzt werden.
- Deutschland sollte das Bekenntnis zu fossilem Gas aufgeben und stattdessen die Energiewende hin zu einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien forcieren. Das heißt: Ausbau erneuerbarer Energien, Energiesparen, Elektromobilität und grüner Wasserstoff.
- Die EU-Taxonomie sollte sicherstellen, dass ausschließlich Investitionen in echte grüne und nachhaltige Energietechnologien gefördert werden. Atom und fossiles Erdgas sind rückwärtsgewandte Technologien. Sie waren ökologisch schon immer eine Katastrophe. Die Lobbyisten der Vergangenheit mögen anderes behaupten. Aber ökonomisch haben Gas und Atom keine Zukunft mehr und hängen am Tropf politisch (und militärisch) motivierter Subventionen.
Die meisten Fehler lassen sich korrigieren. Man muss es nur wollen.
Claudia Kemfert ist Energieprofessorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Sie schreibt an dieser Stelle im wöchentlichen Wechsel mit Holger Krawinkel, Kerstin Andreae und Frank-Thomas Wenzel über den grünen Umbau der Wirtschaft.