Negativzinsen bei Baukrediten: Bekommen Häuslebauer bald Geld geschenkt?

Baugeld wird immer günstiger, weil die Zinsen sinken. Bald könnte es sogar Negativzinsen geben.

Baugeld wird immer günstiger, weil die Zinsen sinken. Bald könnte es sogar Negativzinsen geben.

Die Zinsen auf Baugeld kennen derzeit nur eine Richtung: Nach unten. Durchschnittlich 0,74 Prozent effektiven Jahreszins verlangen Baufinanzierer derzeit für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung, berichtet der Finanzinformationsdienst Biallo. Anfang des Jahres waren es demnach noch 1,37 Prozent. Doch das sind nur Durchschnittswerte – die günstigsten Darlehen beginnen laut Biallo mittlerweile bei 0,25 Prozent effektivem Jahreszins.

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Entsprechende Überlegungen gibt es bereits.

Niels Nauhauser,

Finanzierungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Und die Rallye dürfte weitergehen. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält sogar Negativzinsen bei Baukrediten für „denkbar“. „Entsprechende Überlegungen gibt es bereits“, berichtet der Finanzierungsexperte.

Auch Hermann Tenhagen, Gründer von „Finanztip“, hält einen solchen Schritt beim Baugeld für nicht ausgeschlossen – auch wenn es aus seiner Sicht eher um PR-Coups als um langfristig günstiges Baugeld geht. „Aber wegen der niedrigen Zinsen in der Euro-Zone wäre ein solcher Coup auch nicht teuer“, sagt Tenhagen.

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Noch hat allerdings kein deutsches Geldinstitut diesen Schritt gewagt. Sowohl Biallo als auch das „Handelsblatt“ haben sich in der Branche umgehört – entsprechende Pläne bestätigte kein Befragter. In Dänemark hingegen sind die ersten Angebote auf dem Markt. Hier betonen Branchenkenner allerdings, dass lediglich die Sollzinsen negativ sind, der effektive Zinssatz wegen der Gebühren aber über null liege.

Nicht von niedrigen Zinsen verleiten lassen

Überhaupt sollten sich potenzielle Bauherren nicht von den niedrigen Zinsen verleiten lassen, warnt Nauhauser. Zwar versetzt ihn das aktuelle Zinsniveau auch ins Staunen – doch er warnt, dass in der Vergangenheit auch die Preise für ein Eigenheim angezogen haben. Sowohl Grundstücke als auch Handwerkerleistungen seien teurer geworden. „Man kann zwar einen billigeren Kredit aufnehmen, aber man muss auch mehr Geld in die Hand nehmen“, betont Nauhauser.

Entscheidend sei deshalb, dass Bauherren gründlich abwägen: „Es kommt darauf an, warum man bauen möchte“, sagt Nauhauser. Geht es darum, mietfrei zu wohnen? Oder um die Sicherheit, nicht gekündigt zu werden? Oder steht im Vordergrund, mit einer Kapitalanlage ein zusätzliches Einkommen zu erzielen?

Was ist eine gute Geldanlage?

Je nachdem, wie die Antworten ausfallen, sollte man auch die Entscheidung fällen – wer Sicherheit möchte, kann auch in Kauf nehmen, dass ein Mietobjekt unterm Strich trotzdem billiger wäre. Geht es hingegen um eine Geldanlage, gibt Tenhagen potenziellen Bauherren eine Faustformel an die Hand: „Was mehr als 25 Jahresnettokaltmieten kostet, ist keine gute Geldanlage.“

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Zugleich gilt es auch, die eigenen Möglichkeiten abzuwägen. Denn grundsätzlich wird ein Kredit teurer, je länger er läuft und je weniger Eigenkapital ein Kreditnehmer einbringt – was besonders bei Baukrediten gilt. So liegt laut Biallo der günstigste Baukredit mit 15 Jahren Laufzeit und 80 Prozent Beleihung bei 0,84 Prozent effektivem Jahreszins. Auch bei den langfristigen Darlehen zeichnet sich ein neuer Trend ab. Wie die Allianz Leben dem „Handelsblatt“ sagte, sind mittlerweile Darlehen auf dem Markt, die gleich 40 Jahre lang laufen. Für Kunden kann das derzeit interessant sein, denn sie profitieren so über lange Zeit von den momentan niedrigen Zinsen.

Eine Umschuldung lohnt sich

Die können sich auch Bauherren zunutze machen, die schon einen Kredit aufgenommen haben. „Kredite darf man zehn Jahre nach Auszahlung kündigen, selbst wenn beispielsweise erst elf von 15 Jahren mit fester Zinsbindung abgelaufen sind“, erläutert Nauhauser das gesetzlich festgeschriebene Kündigungsrecht. Und weil vor neun Jahren die Zinsen laut Biallo im Durchschnitt höher als 4 Prozent waren, können Bauherren demnächst einiges sparen.

Mit steigenden Zinsen müssen Häuslebauer indes vorerst nicht rechnen. Seitens der Europäischen Zentralbank zeichnet sich eher eine weitere Lockerung der Geldpolitik ab. Und so wird es für Banken noch interessanter, zu niedrigsten Zinsen Geld an Bauherren zu verleihen. Denn bei der EZB zahlen sie jetzt schon Strafzinsen in Höhe von 0,4 Prozent.

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