Nach Protesten: Siemens prüft Lieferung für Kohlemine
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Siemens erntete Proteste von Umweltschützern, weil das Unternehmen eine Zugsignal-Anlage an die umstrittene Carmichael-Kohlemine in Australien ausliefern will.
© Quelle: imago images/A. Friedrichs
München. "Ich werde mir die Sache sorgfältig ansehen und mich bald zurückmelden", schrieb Siemens-Chef Joe Kaeser am Sonntag auf Twitter. Ein Sprecher des Technologiekonzerns erklärte am Montag, der Konzernchef reagiere damit insbesondere auf die Kommunikation in den sozialen Medien, habe aber natürlich auch die Protestaktionen wahrgenommen.
Widerstand gegen Lieferung von Zugsignal-Anlage
Gemeint ist der angeregte Widerstand von zahlreichen Umweltschützern, die die geplante Lieferung einer Zugsignal-Anlage für die Carmichael-Kohlemine in Australien kritisieren. Erst vergangene Woche hatte beispielsweise ein Aktivist seine Hand an ein Fenster in der Siemens-Zentrale in München geklebt.
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Stiller Protest: Ein Aktivist klebt seine Hand an ein Fenster in der Siemens-Zentrale in München.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
Carmichael-Mine soll größtes Kohlebergwerk der Welt werden
Das Milliardenprojekt des indischen Industriekonzerns Adani wird von Umweltschützern seit Jahren heftig bekämpft. Unter dem Hashtag #stopadani üben Klimaaktivisten scharfe Kritik. Die im Juni genehmigte Carmichael-Kohlemine im nördlichen Galiläa-Becken soll eine der größten Kohlebergwerke der Welt werden und aus fünf Untertageminen sowie sechs Tagebaustätten bestehen. Jährlich sollen dort bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden.
Kritikpunkte sind unter anderem die Zerstörung von Ländereien, Gewässern und Kulturen der indigenen Bevölkerung ohne deren Erlaubnis, die Einspeisung von 4,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid und die Beschädigung des Great Barrier Reefs durch zunehmenden Kohleschiffsverkehr.
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Umweltschützer befürchten, dass der zunehmende Schiffsverkehr Einfluss auf die Vegetation des Great Barrier Reefs haben könnte.
© Quelle: imago/imagebroker/Norbert Probst
Adani verspricht neue Arbeitsplätze und bessere Infrastruktur
Auf seiner Internetseite verspricht Adani hingegen, dass durch das Projekt tausende neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Bergbau-Abgaben und Lizenzgebühren würden Milliarden von Dollar für die Regierung einbringen und damit für neue Schulen, Krankenhäuser und Straßen in Queensland sorgen.
Um die abgebaute Kohle nach Abbot Point zu transportieren, umfasst das Projekt zusätzlich eine 200 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, für die Siemens die Zugsignal-Anlage liefern wollte. Jetzt scheinen beim Unternehmen erste Zweifel aufzukommen: Siemens-Chef Joe Kaeser bedankte sich zwar dafür, dass sich die Menschen wegen des Adani-Projekts an ihn gewandt hätten.
Es sei ihm nicht bewusst gewesen und er nehme die Sorgen ernst. Allerdings schränkte er auch ein: "Die Sicht und Entscheidung von Siemens kann sich ändern oder auch nicht." Doch die Menschen hätten eine Antwort verdient.
Kohleabbau ist bedeutend in Australien
Siemens selbst machte keine Angaben zum Volumen des Auftrags. Im Umfeld des Konzerns geht man aber davon aus, dass es sich um eine vergleichsweise überschaubare Größenordnung handelt.
Der Kohleabbau hat in Australien eine besondere Bedeutung: Fossile Brennstoffe machen rund 94 Prozent der Energieversorgung in 2017/18 aus, heißt es in einem Bericht des Australischen Ministeriums für Umwelt und Energie. Demnach stieg die Steinkohle-Produktion in den vergangenen Jahren um zwei Prozent an und ist damit größter Energieerzeuger.
Australien blockiert UN-Klimakonferenz
Dass die australische Regierung von dieser Form der Energieproduktion nicht abrücken will, zeigte sich auch bei der UN-Klimakonferenz in Madrid. "Länder wie Australien, Brasilien und die USA haben den UN-Klimaschutzprozess in Madrid blockiert und verschleppt", sagte Michael Schäfer, der Leiter für Klima und Energie bei der Umweltorganisation WWF Deutschland, gegenüber der "Welt".
RND/lb/dpa