Nach Attacken auf Raffinerien: Sollten Autofahrer jetzt schnell volltanken?
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Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien sind die Ölpreise deutlich gestiegen, auch wenn sich dies noch nicht auf die Benzinpreise an den Tankstellen durchgeschlagen hat.
© Quelle: Oliver Berg/dpa/Uncredited/Planet Labs Inc/AP/dp/Montage RND
Die Angriffe auf zwei Raffinerien haben am Sonntag und Montag die Ölpreise hochschnellen lassen – was naturgemäß auch Autofahrer verunsichert. Denn dass Rohöl um etwa 10 Prozent teurer geworden ist, könnte sich auch hierzulande an den Tankstellen niederschlagen. Doch bislang ist die Lage stabil.
Seit den Attacken hat sich Rohöl der Marke Brent um knapp 10 Prozent verteuert. Am Montagvormittag kostete das Fass (159 Liter) etwa 66 Dollar – was auch mit den Angriffen in Saudi-Arabien zusammenhängt. Dort ist die Ölproduktion teilweise ausgesetzt worden, weil Brände in den Raffinerien des staatlichen Ölkonzerns Aramco wüteten. Das saudische Energieministerium beziffert den Produktionsausfall mit 5,7 Millionen Fass täglich, was etwa 5 Prozent der Weltproduktion entspräche.
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Dem Vergleichsportal clever-tanken.de zufolge zeigen sich die Benzin- und Dieselpreise in Deutschland davon allerdings noch unbeeindruckt. Beide Spritsorten wurden am Morgen sogar billiger.
Für die Preise an deutschen Tankstellen sind die Weltmarktpreise für Rohöl ohnehin nicht der einzige entscheidende Faktor. „Die Preisbildung vom Weltmarkt bis zum Kunden geht über die geopolitische Ebene hinaus“, hatte Rainer Wiek, Experte beim Energie Informationsdienst, schon im Juni bei den Attacken auf Tanker im Golf von Oman gesagt. Demnach treffen Rohölverteuerungen Kunden – wenn überhaupt – erst mit einigen Tagen Verzögerung.
Keine Engpässe erwartet
Wiek zufolge hat die Ölproduktion im Nahen Osten aber ohnehin nicht mehr den gleichen Stellenwert für Deutschland wie einst. „Der Golf ist nicht mehr das Ölherz der Welt“, sagte Wiek mit Blick auf deutlich gesteigerte Ölfördermengen in den USA. Dort wird mittlerweile im großen Stil Öl gewonnen, oft mittels unkonventioneller Bohrtechniken. „Das hat den Markt komplett verändert“, so Wiek.
Das zeigt sich auch beim Rohölpreis, der nach den jüngsten Angriffen zwar gleich gestiegen war – aber immer noch deutlich niedriger ist als vor einem Jahr. Zuletzt hatte die schwächelnde Weltkonjunktur die Nachfrage so sehr gedrückt, dass die Öl fördernden Opec-Staaten ihre Mengen verringert hatten, um den Preis künstlich hochzutreiben. Die Produktion kurzfristig wieder zu erhöhen wäre also möglich.
Vorerst scheint aber nicht einmal das nötig zu sein: Mehrere Staaten, darunter die USA, haben angekündigt, ihre Reserven anzuzapfen. Und auch Aramco hat in Aussicht gestellt, Reserven einzuspeisen, was die Produktionsausfälle ausgleichen dürfte. Eine wirkliche Ölknappheit zeichnet sich also nicht ab. Das bestätigt auch der deutsche Mineralölverband MWV. „Eine Engpassgefahr beim Öl besteht für Deutschland nicht“, betonte ein MWV-Sprecher.
Was aber womöglich den einen oder anderen Tankstellenbetreiber nicht davon abhalten wird, seine Preise nun schnell um ein paar Cent anzuheben.
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