Mobilfunkstandard 5G: Vodafone erhöht Ausbauziel – Telekom sieht sich vorn
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/O3J6NEGBQNGMTNOJGTGIKCM3IQ.jpeg)
Die Mobilfunknetzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica treiben den Ausbau des Mobilfunknetzes der neuen Generation voran.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Das Rennen mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G nimmt Fahrt auf. Vodafone hat am Donnerstag angekündigt, den Ausbau der Netze zu beschleunigen. „Wir haben unser erstes Ziel schneller erreicht als geplant“, sagte Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Seit Donnerstag funken hierzulande 3000 Antennen des Unternehmens. Damit können zehn Millionen Menschen in dem Funknetz surfen. Diese Marke sollte eigentlich erst zum Jahresende erreicht werden. Nun will der Manager per Ende Dezember die neue Technik sogar für 15 Millionen Nutzer verfügbar machen. Ende nächsten Jahres sollen es 30 Millionen sein.
Das Angebot an 5G-Smartphones ist groß
Deutlich in Führung liegt die Deutsche Telekom. Sie kann 5G schon jetzt den Verbrauchern in 3000 Städten und Gemeinden anbieten. Das entspricht nach Angaben des Bonner Konzerns mit 40 Millionen Einwohnern fast der Hälfte der Bevölkerung. Zum Jahreswechsel soll das Funknetz für zwei Drittel zur Verfügung stehen. Der dritte im Bunde der Mobilfunknetzbetreiber, Telefónica, hat den Ausbau ebenfalls gestartet. In großen Städten sind die neuen Netze schon in Betrieb. Firma Drillisch, die zum United-Internet-Konzern gehört und ebenfalls 5G-Funkfrequenzen ersteigert hat, hat den Ausbau bislang nicht angepackt.
In der Branche wird heftig diskutiert, was das schnelle Ausrollen bringen kann. Der mit viel Tamtam angekündigte neue Standard dient in jedem Fall als Marketinginstrument. Und das Angebot an Geräten wächst ständig. „Mehr als die Hälfte der Smartphones, die wir im Oktober verkauft haben, waren 5G-Smartphones“, sagte Guido Weissbrich, Chefnetzplaner bei Vodafone. Das Angebot sei inzwischen in sämtlichen Preiskategorien groß. Die Nachfrage der Kunden wachse spürbar. „Jetzt kommt die neue iPhone-Generation hinzu, die einen zusätzlichen Schub für den gesamten Markt bringt“, so Weissbrich. Er fügt hinzu: „Mit 5G antworten wir auf die immer größere Nachfrage nach Daten.“ Die abgerufenen Volumina stiegen Jahr für Jahr um 50 Prozent.
Schwerpunkte beim Netzausbau sind die Metropolen
Hinter dem wachsenden Absatz der Geräte steckt nach Einschätzung von Experten auch, dass Nutzer sich nun Geräte zulegen, die in drei bis fünf Jahren noch eingesetzt werden können. So lange werden iPhones genutzt, die heute gekauft werden. Die Marktforscher des US-Unternehmens Gartner gehen indes davon aus, dass es hierzulande erst 2025 ein flächendeckendes und voll ausgebildetes Netz geben wird. Wer die neue Technik schon jetzt nutzen will, muss allerdings bei seinem Mobilfunkunternehmen auch einen neuen Vertrag abschließen. Diese gibt es bislang nur bei den großen Anbietern, nicht aber bei den Handy-Discountern.
Schwerpunkte beim Netzausbau sind die Metropolen – allein in Frankfurt hat Vodafone 300 Antennen aufgestellt. Der hiesige Ableger des britischen Konzerns und auch der Rivale Telekom setzen derzeit technisch auf eine Kombination aus bewährten LTE-Technik (4G) und den sogenannten Midband- und Highband-Frequenzen von 5G.
Highband ist vor allem für zentrale innerstädtische Gebiete gedacht, wo viele Menschen arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Hier sind theoretisch schon Übertragungsgeschwindigkeiten von 1000 Megabit pro Sekunde möglich, das ist etwa zehnmal mehr als bei LTE. Allerdings kann damit nur ein Gebiet von gut einem Kilometer rund um die Antenne versorgt werden. Midband kann in einem Umkreis von bis zu drei Kilometern immerhin noch 500 Megabit schaffen. „Mit der neuen Technik funktioniert das Surfen im Internet noch flüssiger und schneller“, erläutert Vodafone-Manager Weissbrich. Speedtests sollen denn auch bei den Nutzern der 5G-Handys derzeit eine der wichtigsten Anwendungen sein.
Vodafone richtet Funknetze mit eigener Infrastruktur ein
Doch dabei wird es laut Weissbrich nicht bleiben: „Immer wenn es um Echtzeit geht, ist 5G die Antwort: Zum Beispiel beim Gaming. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Hier zählt jede Millisekunde.“ Hinzu kämen künftig Anwendungen mit Augmented Reality. In Wolfsburg etwa hat Vodafone das erste 5G-Fußballstadion mit Technik ausgestattet. „Dort haben wir erstmals eine Echtzeit-App für Fußballfans an den Start gebracht. Statistikliebhaber auf der Tribüne können mit ihrem Handy Spieler fokussieren und bekommen dann alle möglichen Statistiken zum Kicker und zum Spiel eingeblendet“, erläutert der Technikexperte. Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld sieht er bei Unternehmen. Vodafone richtet Campuslösungen ein – das sind Funknetze mit einer eigenen Infrastruktur. Damit können dann Daten in Echtzeit genutzt werden und auch Produktionsabläufe gesteuert und kontrolliert werden.
Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas betont indes: „In der Fläche ist zunächst weiter 4G wichtig, weil der allergrößte Teil der aktuell genutzten Smartphones mit dieser Technik funktioniert. Weniger als fünf Prozent der Deutschen nutzen derzeit 5G-Smartphones. Am Ende des Tages gibt der Verbraucher den Takt vor, und in den nächsten Jahren wird 4G weiter die wichtigste technologische Basis für mobile Daten sein“, sagte er.
Aber auch für Haas ist klar: „Mit dem neuen iPhone wird die Nutzung 5G-fähiger Smartphones Fahrt aufnehmen.“ Und Anwendungen würden folgen. Telefónica sei somit genau zum richtigen Zeitpunkt mit dem Ausbau des 5G-Netzes gestartet. „Wir werden die neue Technik zügig ausrollen und wollen 2025 ein flächendeckendes Netz haben.“