Pilotenstreik bei der Lufthansa: Cockpit will doch noch mal verhandeln
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Im Juli haben Streiks die Lufthansa mehrere Tage lang hart getroffen.
© Quelle: Bodo Marks/dpa
Zumindest auf kurze Sicht bleibt Lufthansa-Passagieren und -Passagierinnen ein weiterer Streik erspart: Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) erklärte am Freitag, sich in der kommenden Woche noch einmal mit der Airlineführung zu Gesprächen treffen zu wollen. Bis dahin wolle die VC auf Arbeitsniederlegungen verzichten, sagte ein Gewerkschaftssprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Zuvor hatte die Pilotengewerkschaft am Donnerstagabend erklärt, Streiks seien ab sofort möglich – eine Hiobsbotschaft für Fluggäste, denen der Ausstand beim Bodenpersonal vor gut einem Monat noch in wacher Erinnerung sein dürfte. Doch die Pilotinnen und Piloten gaben sich kämpferisch. Die eigenen Vorstellungen und das Angebot der Lufthansa lägen nach sechs Verhandlungsrunden zu weit auseinander, begründete die Gewerkschaft die Streikdrohung.
Am Freitagmorgen hat die Airline nach eigenen Angaben allerdings ein neues Angebot unterbreitet. „Wir wollen die flexible Ausgestaltung dieses Angebots mit der VC besprechen und haben der Gewerkschaft deshalb weitere Gesprächstermine vorgeschlagen“, sagte ein Konzernsprecher dem RND. Das Angebot kommentieren wollte Cockpit am Freitag nicht, doch zumindest der weitere Gesprächstermin ist nach Gewerkschaftsangaben fix.
Streit um Inflationsausgleich
Die Pilotenvereinigung und die Airline streiten vordergründig über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Cockpit verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Lohnsteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Die früheren Angebote des Konzerns bewertete Cockpit als Schritt in die richtige Richtung, aber als nicht ausreichend.
Zugleich schwelt bei der Lufthansa ein Konflikt um die Konzernstrategie: Die Airline baut derzeit weitere, möglichst günstige Tochtergesellschaften mit schlechteren Tarifverträgen auf. Cockpit will der Deutschen Presse-Agentur zufolge womöglich auch sicherstellen, dass dafür bei der Muttergesellschaft keine Pilotenstellen wegfallen. Eine entsprechende Vereinbarung gab es bereits, während der Hochphase der Pandemie hat die Konzernführung sie aufgekündigt.
Eurowings ebenfalls von Streiks bedroht
Betroffen von einem Streik wären vorerst nur die Muttergesellschaft sowie die Cargosparte. Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings mit ihren rund 100 Flugzeugen läuft noch bis Ende August eine Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder. Erst danach wären gegebenenfalls auch bei der Urlauberairline Arbeitsniederlegungen möglich.
Für die Lufthansa wäre ein Streik der Pilotinnen und Piloten der zweite heftige Arbeitskampf in nur zwei Monaten. Wegen des Streiks des bei Verdi organisierten Bodenpersonals im Juli fielen mehr als 1000 Flüge aus, 134.000 Passagiere und Passagierinnen mussten Reisepläne ändern.
Schlussendlich einigten sich Verdi und Lufthansa auf einen neuen Tarifvertrag, der vor allem für die unteren Lohngruppen ein sattes Plus vorsieht – womöglich auch, weil die Lufthansa im Zuge der Pandemie so massiv gespart hat, dass sie keine Alternative zu Lohnsteigerungen um bis zu 18,4 Prozent hatte, um die ausgedünnten Reihen wieder voller zu kriegen.
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