Weiterer Schritt zur Energieunabhängigkeit von Russland

LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Startschuss für Bauarbeiten

In Wilhemshaven soll bald ein LNG-Terminal stehen, der erste Rammschlag hat schon stattgefunden.

In Wilhemshaven soll bald ein LNG-Terminal stehen, der erste Rammschlag hat schon stattgefunden.

Deutschlands erstes Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) zum Ersatz russischer Pipelinelieferungen in Wilhelmshaven darf ab sofort gebaut werden. Das Gewerbe­aufsichts­amt Oldenburg genehmigte das Projekt nach Angaben des Energie­konzerns Uniper vom Montag. Die Behörde erklärte, sie habe am Freitag die Zulassung für den vorzeitigen Beginn der Arbeiten auf dem Anleger und an Land erteilt. Uniper-Manager Holger Kreetz und Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies sagten der Deutschen Presse-Agentur, dank des hohen Tempos könne jetzt mit der Installation der ersten Anlagen der zunächst schwimmenden LNG-Anlandestelle begonnen werden.

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LNG-Terminals: Bundesregierung will Ausbau massiv beschleunigen

Das Bundeskabinett verabschiedete am Dienstag einen Gesetzentwurf, den die Regierungs­fraktionen SPD, Grüne und FDP nun in den Bundestag einbringen wollen.

Uniper peilt an, das Terminal ab dem Winter betreiben zu können. Die Landesregierung spricht vom 21. Dezember als Zieldatum. Konzernchef Klaus-Dieter Maubach verwies auf die Bedeutung des Projekts für die Gasversorgung. Es wird befürchtet, dass Russland die bereits reduzierten Verkäufe auch in die Bundesrepublik weiter drosseln oder einstellen könnte. LNG ist unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas, kann per Schiff transportiert werden und soll Ausfälle herkömmlichen Gases abfedern.

Umschlagplatz für 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr

Normalerweise dauern Vorhaben dieser Größenordnung in der Antragstellung und Genehmigung deutlich länger – bei Stromtrassen oder neuen Windrädern führen Kritiker dies als einen Grund für die mitunter verzögerte Umsetzung an. Maubach sagte, die im Fall Wilhelmshavens erzielte Geschwindigkeit sei nicht selbstverständlich. „Vor allem zeigt es, was möglich ist, wenn die Gesellschaft, Industrie und Politik an einem Strang ziehen.“

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Über das Terminal sollen bis zu 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr umgeschlagen werden. Das entspräche etwa 8,5 Prozent des aktuellen deutschen Gasbedarfs. Der erste Rammschlag war am 5. Mai. Weitere Anlagen sollen in Stade bei Hamburg sowie im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel entstehen. „Wir sind sehr froh, dass es nun auch sichtbar losgeht“, sagte Lies.

Bedenken bei Umweltverbänden

Umweltverbände äußerten große Bedenken. Sie befürchten, dass es angesichts des Zeitdrucks bei ökologischen Prüfungen nicht die notwendige Gründlichkeit geben könnte. Die Deutsche Umwelthilfe hatte bemängelt, der präzise Umfang des Bedarfs an LNG-Terminals sei nicht genügend nachgewiesen. Sie sprach von einem „klimapolitischen Blindflug“.

Lies versicherte, mehr Geschwindigkeit bedeute nicht weniger Genauigkeit: „Wir sind gehalten, das alles zu prüfen, und auch sehr sorgfältig. Diese Vorgaben haben wir vor dem vorzeitigen Baubeginn gemacht, und natürlich wird entlang dem Naturschutzrecht gehandelt.“

Gaszulieferung nimmt weiter ab

Die Aufteilung des Verfahrens in Einzelschritte spare Zeit – was bei einigen Umweltschützern und ‑schützerinnen aber auch Argwohn auslöste. Lies betonte, die Öffentlichkeit sei angemessen beteiligt worden. Die Planungs­unterlagen seien ausgelegt. Im Fall kritischer Stellungnahmen oder Klagen müssten die Behörden reagieren. Auch Uniper erklärte, alle vorgeschriebenen Prüfungen würden eingehalten.

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Deutschland versucht, so schnell wie möglich unabhängig von russischer Energie zu werden. So leitet der Staatskonzern Gazprom durch die Ostsee­pipeline Nord Stream 1 bereits weniger Gas als üblich. SPD-Chef Lars Klingbeil warnte vor drastischen Folgen für den Industriestandort Deutschland, sollte der russische Präsident Wladimir Putin die Pipeline dauerhaft abschalten. „Wir stehen vor dramatischen Monaten“, sagte Klingbeil in einem Interview von RTL und N-TV. Am 11. Juli beginnen mehrtägige Wartungsarbeiten an Nord Stream 1. Die deutsche Politik fürchtet, dass die Lieferungen danach nicht mehr aufgenommen werden.

RND/dpa

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