Zugfahren für die Freiheit: Warum die Bahn das wichtigste Verkehrsmittel der Zukunft ist
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RND-Kolumnist Holger Krawinkel nennt Züge das Verkehrsmittel der Freiheit.
© Quelle: Felix Kästle/dpa
Die Erneuerbaren Energien als „Freiheitsenergien“ zu bezeichnen, wie FDP-Chef Christian Lindner es getan hat, war mutig und richtig. Strom aus Wind und Sonne sichert Unabhängigkeit und erlaubt Spielräume in der Klimapolitik. Das Gleiche gilt für den Ausbau der Schiene. Damit wird die Bahn zum Verkehrsmittel der Freiheit.
Die langen Genehmigungsverfahren müssen nicht nur im Energiesektor verkürzt werden, sondern auch bei Tram- und Bahnstrecken. Eine Straßenbahnverbindung in Bremen wurde seit 1997 geplant, in Frankfurt am Main haben die Planungen für eine Ringbahn 1992 begonnen. Nach 25 oder sogar 30 Jahren ist endlich Baubeginn.
Andere Länder sind schneller
International bedeutende Schienenverbindungen Richtung Alpen und Skandinavien sind in den Nachbarländern entweder fertiggestellt oder bereits im Bau, während man sich hierzulande noch über Trassenverläufe streitet.
Geradezu grotesk mutet auch die Dauer bei der Reaktivierung von Bahnstrecken an. Selbst wenn Machbarkeitsstudien und standardisierte Bewertungsverfahren positiv ausfallen, kommt es zu jahrelangen Verzögerungen. Wenn wir es ernst meinen mit der Verkehrswende, muss eine positive Bewertung künftig verbindlich umgesetzt werden.
Hin und wieder bringen Volksentscheide Schienenprojekte zu Fall, wie jüngst in Wiesbaden. Abstimmen durften aber nur die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt, nicht aber diejenigen, die im Umland vom Ausbau des Schienennetzes profitieren würden. Künftig sollen auch die Nutznießer und -nießerinnen mit abstimmen können.
Wir brauchen ein detailliertes Monitoring aller vom Bund geplanten Schienenprojekte sowie aller Reaktivierungsprojekte. Kommt es zu Verzögerungen, muss die Politik sofort eingreifen.
Auf eine angemessene Schienenanbindung sollte künftig ein Anspruch bestehen. Die Nähe zum nächsten Bahnhof sollte für niemanden mehr als 25 Kilometer betragen, Orte über 10.000 Einwohner sollten grundsätzlich ans Bahnnetz angeschlossen und in Städten über 100.000 Einwohner die Einführung einer Tram zumindest geprüft werden.
Holger Krawinkel ist Energieexperte, Stadt- und Regionalplaner. Er schreibt an dieser Stelle im wöchentlichen Wechsel mit Claudia Kemfert, Kerstin Andreae und Frank-Thomas Wenzel über den grünen Umbau der Wirtschaft.