Studie: Maschinenbauer brauchen Fachleute für den Klimaschutz
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Steffen Rogalinsky (l.-r.), Leiter des Terminals von Blue Water BREB in Cuxhaven, Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident in Niedersachsen, Uwe Santjer (SPD), Bürgermeister der Stadt Cuxhaven und Arne Ehlers, Geschäftsführer von Blue Water BREB, besuchen gemeinsam das Terminal von Blue Water BREB und stehen dabei in einem Bauteil für eine Windkraftanlage.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Frankfurt am Main. Das Umsetzen der Klimaziele wird die deutsche Industrie umkrempeln. Und zwar heftiger, als viele ahnen. „Das verarbeitende Gewerbe ist besonders exponiert. Knapp zwei Drittel der Beschäftigten sind von Dynamiken der Transformation potenziell betroffen. Insbesondere Bereiche der Grundstoffindustrie und des Anlagenbaus stehen im Fokus, um die gesteckten Emissionsminderungsziele zu erreichen und die Verfügbarkeit klimaneutraler Alternativen zu sichern. Dieser Transformationsdruck manifestiert sich auch im Bereich der Beschäftigung“, sagte Finn Wendland vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er ist der Autor einer Studie, die dem RND exklusiv vorliegt.
Schlüsselbranchen müssen sich neu erfinden
Wendland hat als Ausgangspunkt die sogenannte Taxonomie der EU genommen, die beschreibt, wo sich in der EU überall etwas verändern muss, um die Erderwärmung einzudämmen. Auf der einen Seite muss einiges hochgefahren werden. Wendland spricht von „Enabling Activities“: Windräder und Solaranlagen, Batterien und Wärmepumpen oder neue Antriebe für Fahrzeuge.
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© Quelle: Reuters
Auf der anderen Seite müssen sich ganze Branchen mehr oder weniger neu erfinden, weil sie derzeit noch stark von fossilen Energieträgern abhängig sind. Diese „Transition Activities“ sind in der Chemieindustrie vor allem die Herstellung von Kunststoff, Ammoniak und vielen anderen Grundstoffen. Hinzu kommen die Erzeugung von Eisen, Stahl, Aluminium und Zement.
Und wer muss mit den heftigsten Veränderungen rechnen? „Die Berufe, die in allen Taxonomie-relevanten Branchen zusammen den größten Beschäftigungsanteil stellten, waren Maschinenbau und Betriebstechnik“, heißt es in der Studie – nämlich 15 Prozent. Wobei die deutsche Schlüsselindustrie unterm Strich gewissermaßen mit einem äußerst positiven Saldo davonkommt. Wendland hat errechnet, dass derzeit zwar rund 56.000 Beschäftige auf der Seite der „Transition Activities“ stehen, also es mit Produkten zu tun haben, die dem Klimaschutz eher schaden. Dem stehen aber mehr als 600.000 Frauen und Männer gegenüber, die mit dem Ermöglichen von CO₂ -Reduktionen beschäftigt sind.
Auch Schweißer und Metallbauer sind gesucht
Jede Menge Elektrotechnik wird hier benötigt. Aber auch Metallbauer und Schweißer, die Türme für die Windräder oder die Gehäuse für die Wärmepumpen fertigen, sind mit von der Partie. Wendland ist wichtig: Bei Unternehmen, die bereits emissionsarm sind oder Technologien für eine klimaneutrale Wertschöpfung in anderen Bereichen herstellen, sei von schrittweisen Entwicklungen, Innovationen und Effizienzsteigerungen auszugehen – aber vor allem von einem Anstieg des Fachkräftebedarfs. „Darauf muss die Politik Antworten finden“, betont der IW-Experte. Das wird nicht einfach. Denn in vielen Firmen, insbesondere in der Elektroindustrie, werden schon jetzt qualifizierte Leute händeringend gesucht.
Anders sieht es in den Unternehmen aus, die Grundstoffe und Basiskomponenten erzeugen. Ein starker Anpassungsdruck zeichne sich insbesondere in Branchen ab, die auf „Sprunginnovationen oder starke technologische Neuerungen zur Emissionsreduktion angewiesen sind“. Gemeint ist damit, was beispielsweise in Stahlwerken bevorsteht. Es gilt, Alternativen für die derzeit eingesetzte Kokskohle zu finden. Etwa grünen Wasserstoff. Es wird zudem an Konzepten gearbeitet, um das beim Stahlkochen entstehendes CO₂ aufzufangen und zu speichern. Hier seien „künftig möglicherweise andere Kompetenzen als für fossilbasierte Prozesse gefragt“, so Wendland. Konkret: Unternehmen und die Politik müssen Umschulungen und zusätzliche Qualifikationen organisieren, um die Leute im Job zu behalten. Allein in der Metallerzeugung sieht der IW-Experte knapp rund 56.000 direkt Betroffene, in der Chemie sind es sogar 72600.
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