KfW bereitet sich bereits vor: Wann kommt der Minuszins auf Kredite?
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Die staatliche KfW bereitet sich für 2020 auf Förderdarlehen mit negativem Zins vor.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Frankfurt am Main. Das beflügelt die Fantasie: Geld leihen und dafür noch eine Prämie von der Bank bekommen. Noch ist es nicht ganz so weit mit den Negativzinsen, aber das kann noch kommen. Bei der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird es jedenfalls auch im neuen Jahr bleiben, und so arbeitet die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits daran, ihre IT-Systeme auf Negativzinsen für Kredite umzupolen.
Das geht nicht von heute auf morgen, die Operation sei komplex auf beiden Seiten, sagte eine KfW-Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die andere Seite sind Banken und Sparkassen, die Kredite vergeben. Denn die KfW macht das nicht direkt, sondern stellt den Geldhäusern Kapital zur Verfügung, das sie mit einem Zuschlag an ihre Kreditkunden weiterreichen.
Für sein Haus sei von Bedeutung, „wie Kreditnehmer bei ihren Investitionen von dem gesunkenen Zinsumfeld profitieren – insbesondere bei unseren Förderkrediten“, sagt KfW-Chef Günther Bräunig. Und weiter: „Deshalb schließe ich nicht aus, dass bei weiter sinkenden Marktzinsen Förderkredite von Bankkunden auch zu Negativzinsen aufgenommen werden können. Die KfW bereitet jedenfalls ihre Systeme darauf vor.“
KfW nutzt Minuszinsen – und gibt sie weiter für Förderkredite
Die Bank kann sich schon heute am Kapitalmarkt zu Minuszinsen refinanzieren, denn als staatliches Institut hat sie bei den Ratingagenturen Bestnoten. Diesen Vorteil gegenüber den Geschäftsbanken nutzt sie für die Förderkredite. Es sei die Aufgabe der KfW, die günstigen Konditionen weiterzugeben, sagt eine Sprecherin der Bank. Während die Geschäftsbanken das Tor zum Minuszins möglichst nicht öffnen wollen, könnte es für die Förderbank also ein logischer Schritt sein.
Die Konditionen, zu denen sich die KfW refinanzieren kann, orientieren sich stark an den Renditen für deutsche Staatsanleihen. Die liegen bei Papieren mit fünfjähriger Laufzeit bei minus 0,55 Prozent, bei Zehnjährigen sind es minus 0,34 Prozent. Die Geschäftsbanken schlagen dann bei der Vermittlung des Kredits an ihre Kunden noch Bearbeitungskosten und eine Gewinnmarge drauf. Konkrete Zahlen nennt die KfW dazu nicht, aber es soll sich bei Privatdarlehen für Immobilien um maximal 0,75 Prozentpunkte handeln, bei Krediten für den Mittelstand um 0,75 bis zu 2 Prozentpunkte – je nach Bonität des Kunden.
Immobilienkäufer zahlen auch mit Förderkrediten noch einen Minizins
So müssen Immobilienkäufer auch für Förderkredite unterm Strich bisher noch einen Zins zahlen – wenn auch einen geringen, der unter der Inflationsrate liegt. Nach den Berechnungen von Interhyp, dem führenden Vermittler für private Baufinanzierungen, ist der durchschnittliche Zinssatz bei einer Laufzeit von zehn Jahren im Sommer unter die Marke von einem Prozent gefallen und hat sich dort auch gehalten. Laut Oliver Maier, Finanzexperte beim Verbraucherportal Verivox, sind aktuell sogar 0,72 Prozent Effektivzins (inklusive Nebenkosten) möglich. Die 20-jährige Zinsbindung ist demnach schon für 1,02 Prozent zu haben. Interhyp-Vorständin Miriam Mohr erwartet, dass sich die Zinsen im neuen Jahr zunächst einmal „seitwärts bewegen“. Sie geht bei zehnjährigen Darlehen von einem Niveau „um ein Prozent und etwas darunter“ aus.
Minuszinsen auf breiter Front erwartet sie zwar nicht, betont aber, dass sie grundsätzlich vorstellbar und technisch darstellbar seien. Es komme darauf an, wie sich die Refinanzierungsbedingungen weiterentwickeln, ob also die Renditen von Anleihen und Pfandbriefen wieder tiefer in den Keller gehen. Angesichts der labilen Konjunktur ist das denkbar. Fünfjährige Staatsanleihen lagen schon einmal bei fast minus einem Prozent, Zehnjährige sackten im Sommer auf minus 0,72 Prozent ab.
Wer in Digitalisierung und Klimaschutz investiert, profitiert besonders
Bereits im ersten Quartal 2020 – noch während der Umstellung der IT – werde es bei einigen der vielen Förderkreditprogramme eine „Übergangsphase“ mit Zuschüssen geben, berichtet die KfW-Sprecherin. Gemeint ist damit, dass die Kunden nicht die gesamte Kreditsumme zurückzahlen müssen. Damit wird der Effektivzins dann de facto negativ. Dies ist insbesondere für Finanzierungen vorgesehen, die sich mit Digitalisierung und Klimaschutz befassen.
„Faktische Negativzinsen finden wir aber schon jetzt bei bestimmten Krediten, die durch die KfW gefördert werden“, erläutert Verivox-Experte Maier. In Kombination mit Baukindergeld und Tilgungszuschuss zahlten Hauskäufer in besonderen Fällen weniger zurück, als sie insgesamt erhielten.
Verivox hat für das RND eine Beispielrechnung erstellt: Eine vierköpfige Familie erwirbt eine frisch sanierte Immobilie und nimmt dafür Darlehen in Höhe von insgesamt 240.000 Euro auf. 140.000 Euro kommen aus einem Bankkredit mit 0,85 Prozent Effektivzins, 100.000 Euro aus einem KfW-Kredit für 0,75 Prozent kommen hinzu. Da das Haus energetisch saniert wurde, zahlt die Staatsbank einen Tilgungszuschuss von 27.500 Euro, der nicht zurückgezahlt werden muss. Für die beiden Kinder gibt es 24.000 Euro Baukindergeld. Bleiben die Zinsen über eine Laufzeit von 25 Jahren konstant, muss die Familie nur knapp 208.000 Euro zurückzahlen, was einer effektiven Verzinsung von minus 1,1 Prozent entspricht.