Neuer Bundesbank-Chef Nagel: Auf der Spur des Falken
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Joachim Nagel, neuer Präsident der Deutschen Bundesbank.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild
Frankfurt. Joachim Nagel übernimmt als neuer Präsident der Deutschen Bundesbank kein einfaches Erbe. Die ultra-konservative Haltung seines Vorgängers Jens Weidmann – mit starrem Blick auf die Inflation – hatte keine Chance im EZB-Rat, dem alles entscheidenden Gremium für die Geldpolitik, eine Mehrheit zu finden.
Gleichwohl hat Nagel sich bei seiner Amtseinführung am Dienstag sofort ins Lager der Falken begeben. Das sind die Verfechter einer strammen Geldpolitik. Deren Grundthese, dass die Nullzinspolitik der EZB die Inflation zusätzlich anheizt, gewinnt zunehmend an Boden. Vereinfacht formuliert: Extrem niedrige Zinsen ermöglichen staatliche Hilfs- und Konjunkturprogramme, die die Nachfrage und damit auch die Preise hochtreiben, worunter dann aber vor allem Menschen mit kleinem Geldbeutel leiden.
Neuer Bundesbank-Chef: Joachim Nagel erhält Ernennungsurkunde
Ökonom Joachim Nagel ist neuer Präsident der Bundesbank. Am Freitag erhielt er seinen Ernennungsurkunde aus den Händen von Bundespräsident Steinmeier.
© Quelle: Reuters
Andererseits aber wütet die Omikron-Variante in unberechenbarer Weise in Europa. Die Gefahr besteht, dass bei einem zu schnellen Anziehen der geldpolitischen Zügel die Konjunktur wegbricht. Es wird in den nächsten Monaten viel Geschick brauchen, um die richtige Balance zu finden. Auch kommunikativ. Da ist Nagel gefragt. Zu seinem Job gehört, den Bundesbürgern verständlich zu machen, was die EZB im Schilde führt.
Diese Aufgabe hatte zuletzt Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel mit einer moderaten Position übernommen. Wenn Nagel dies überzeugend verkörpern will, muss er mehr tun, als nur der hiesigen Finanzbranche nach dem Mund zu reden, die seit Jahren mantraartig die vermeintlich „zu niedrigen“ Zinsen kritisiert, weil ihnen dadurch das Geldverdienen erschwert wird.
Das war bislang immer mit dem Hinweis verknüpft, dass Sparer „enteignet“ würden und ohne darauf hinzuweisen, dass die EZB mit ihrer Strategie Millionen Arbeitsplätze gerettet hat. Eine differenzierte Analyse der Geldpolitik kann man den Bürgen durchaus zumuten.