Die Teuerung ist nicht nur für den eigenen Geldbeutel eine große Bedrohung. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Thomas Straubhaar befürchtet, dass viele Menschen das Vertrauen in die Marktwirtschaft verlieren könnten. Im Interview begründet er, warum wohlhabendere Menschen etwas von ihrem Reichtum abgeben müssen und warum das Grundeigentum gerade jetzt eine gute Lösung wäre.
Herr Prof. Straubhaar, die Inflationsrate in Deutschland ist mit 7,4 Prozent so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Sie haben Inflation als Steuer für Arme bezeichnet. Was meinen Sie damit?
Ökonomik ist ja deshalb so ein spannendes Feld, weil sie sehr überzeugend darstellen kann, dass bei Veränderungen immer das schwächste Glied einer Kette die stärkste Anpassungslast zu tragen hat. Das hat sich bei der Pandemie gezeigt, das zeigt sich bei der Globalisierung, das zeigt sich bei der Digitalisierung, und das zeigt sich jetzt bei der Inflation. Bei solch dramatischen Veränderungen haben Bessergestellte sehr viele Möglichkeiten, negativen Folgen zu entgehen oder steigende Kosten an andere weiterzugeben. Sie können ihre Vermögen gegen Inflation absichern, indem sie Sachwerte, Häuser oder Aktien kaufen – und damit können sie an der Börse vielleicht sogar an der Inflation mitverdienen.