Hoffnung Wasserstoff? Die Physik lässt sich nicht austricksen
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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, CSU (rechts), und Zohour Alaoui, Botschafterin des Königreichs Marokko (links), geben den Startschuss für den Bau einer ersten Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Marokko.
© Quelle: imago images/photothek
Hannover. Jetzt haben wir endlich eine Nationale Wasserstoffstrategie. Doch ist es wirklich der große Wurf, der Deutschland nach vorne bringt? Von der Opposition kommt viel Kritik, dass es sich in großen Teilen nur um Prüfaufträge handele. Da ist was dran. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Bundesregierung da nicht so richtig getraut hat. Doch dieses Zögern ist nachvollziehbar.
Radikaler Umbau der Wirtschaft nötig
Nehmen wir den Klimaschutz ernst, dann stehen wir vor einem radikalen Umbau unserer Wirtschaft, der die Geschäftsmodelle aller Branchen bedroht, die auf fossile Energieträger setzen. Von der Autoindustrie über die Stahlkocher bis zur Erdgasheizung. Aber Wasserstoff hat sich nun vielfach zum Hoffnungsträger entwickelt, zum neuen Zauberstoff, der mit Grün-Strom hergestellt und einfach im Austausch gegen fossile Brenn- und Kraftstoffe eingesetzt wird. So sollen Geschäftsmodelle konserviert werden. Lobbyisten haben deshalb in den vergangenen Monaten massiv bei der Regierung pro Wasserstoff Druck gemacht. Doch die Physik lässt sich nicht austricksen.
Gas und Öl lassen sich einfach aus der Erde pumpen. Wasserstoff muss mühsam über Umwandlungsprozesse hergestellt werden. Was riesige Mengen an Strom benötigt. Wenn wir es also ernst meinen mit dem Klimaschutz, dann kommen wir nicht daran vorbei, Gebäude zu sanieren, den Individualverkehr zu bremsen, den Schienenverkehr massiv auszubauen und den Energieverbrauch allenthalben drastisch zu senken. Vielleicht ist es ganz gut, dass im Wasserstoffkonzept so viele Prüfaufträge stehen.