„Hirnlos“: So reagiert ein Chef auf ein rassistisches Video über seinen Azubi
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Ein Video mit rassistischen Inhalten beschäftigt die Netzgemeinde - weil darin ein Flüchtling von seinem Kollegen angegangen wurde.
© Quelle: dpa
Ein Video, in dem ein Mitarbeiter auf einen Kollegen rassistisch einredet, beschäftigt seit Dienstag die Nutzer sozialer Medien. Nun hat sich der Chef des Betriebs zu Wort gemeldet: Der Betroffene sei ein Flüchtling, der um seine Aufenthaltsgenehmigung fürchte, schilderte Thomas Hammer, Geschäftsführer der Stahlmanufaktur Hammer, der „Tageszeitung“ (taz). Wie er in einem weiteren Interview erklärte, hat er den Urheber des Videos abgemahnt. Gleichzeitig betont er jedoch, der Vorfall sei eigentlich ein Scherz gewesen.
Über das Video regen sich seit Dienstag zahlreiche Nutzer in sozialen Medien heftig auf. Ein Mitarbeiter filmt einen Kollegen – dem Betrieb zufolge ein Flüchtling aus einem afrikanischen Land – und bezeichnet ihn dabei als „Buschmann“. Er redet weiter auf den jungen Mann ein, spricht davon, demnächst mit ihm Paddel kaufen zu wollen. „Irgendwie musst du ja von Italien nach Afrika“, sagt der Filmende, der im Video nicht zu sehen ist.
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Für viele Twitter-Nutzer ein klarer Fall von Rassismus. Die Kritik bekam laut einem Bericht der „Heilbronner Stimme“ auch der Betrieb zu spüren. Die Firma habe zahlreiche Anrufe bekommen, auch sei sie im Internet oft negativ bewertet worden, schreibt die Zeitung weiter.
Mitarbeiter abgemahnt
„Das war hirnlos, und das möchte ich auch nicht entschuldigen“, sagt nun auch der Geschäftsführer des Unternehmens, Thomas Hammer. Der verantwortliche Mitarbeiter sei abgemahnt worden, zeige aber auch Reue. Der Urheber des Videos sei im Urlaub und am Boden zerstört, so Hammer.
Zugleich betont er allerdings, dass es sich um einen Scherz unter Kollegen gehandelt habe. Der betroffene Flüchtling sei seit einem Jahr im Betrieb und mache eine Ausbildung zum Metallbau- und Konstruktionstechniker. Zum Urheber des Videos habe der junge Mann eigentlich ein gutes Verhältnis, er fühle sich im Betrieb wohl.
Neue Sportschuhe, um nach Afrika zu laufen
Die Idee zum Video ist demnach aus einer eigentlich bedrückenden Situation entstanden. Der Auszubildende habe nach der Erteilung einer vergleichsweise kurzen Aufenthaltserlaubnis gewitzelt, er müsse sich wohl demnächst neue Sportschuhe kaufen, um nach Afrika zurückzulaufen. Auch habe der junge Mann die verletzenden Worte aufgrund seiner Deutschkenntnisse wohl inhaltlich nicht verstehen können, so Hammer.
Gegenüber der „taz“ betonte Hammer aber, kein Verständnis für das Video zu haben – weder dafür, so etwas zu filmen, noch, es im Netz zu verbreiten. In einer offiziellen Stellungnahme des Unternehmens heißt es: „Das Video gibt in keiner Weise die Unternehmenskultur wieder, die in unserem Unternehmen seit Unternehmensgründung gelebt wird.“ Zudem betont die Stahlmanufaktur, schon öfter Menschen mit Migrationshintergrund ausgebildet zu haben.
In Deutschland sind Betriebe per Antidiskriminierungsgesetz verpflichtet, gegen Diskriminierung an der Arbeitsstätte vorzugehen.
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