Hinterfragt euer Bauchgefühl (und trinkt auch Bier mit Hanna)!
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Studie zeigt Benachteiligung von Frauen bei Bewerbungsprozessen. (Symbolbild)
© Quelle: dpa
„Bei uns zählt nur die Qualifikation, das Geschlecht spielt keine Rolle“ – das hat wohl jeder schon einmal in seinem Unternehmen gehört. Aber ist das wirklich der Fall?
In einer Studie der Markedshøyskolen in Oslo wurden 2015 zwei Managerlebensläufe präsentiert: Ein Teil der Probanden hörte die Geschichte des ehrgeizigen und erfolgreichen Ingenieurs Hans, der andere Teil die der ehrgeizigen und erfolgreichen Ingenieurin Hanna. Das Urteil der Testpersonen fiel deutlich aus: Hanna ist ganz klar eine weniger qualifizierte Führungskraft als Hans.
Aber warum? Was hat sie anders gemacht? Die Antwort ist: nichts. Der Lebenslauf war in beiden Fällen derselbe, nur der Name – und damit das Geschlecht – war geändert worden.
72 Prozent der Befragten hielten Hans für eine gute Führungskraft, nur 54 Prozent Hanna. Dafür fanden 67 Prozent der Befragten Hanna unangenehm „bossy“, bei Hans waren es 54 Prozent. Nur 33 Prozent fanden Hanna sympathisch (Hans: 52 Prozent) – und die Mehrzahl konnte sich gut vorstellen, mit Hans ein Bier trinken zu gehen, mit Hanna lieber nicht.
Derselbe Lebenslauf, dieselben Fähigkeiten, dieselbe Qualifikation – und ganz unterschiedliche Bewertungen.
Traditionelles Bild vom männlichen Manager ist tief verinnerlicht
Man möchte es eigentlich nicht glauben, aber noch immer ist unsere Wahrnehmung so stark von stereotypen Rollenbildern geprägt, dass wir von Männern und Frauen nicht das Gleiche erwarten und Abweichungen vom Gewohnten unbewusst „bestrafen“. Das traditionelle Bild vom männlichen Manager ist so tief verinnerlicht, dass das Bauchgefühl weibliche Führungskräfte viel stärker infrage stellt – auch wenn wir glauben, objektiv zu urteilen.
Da hilft nur eins: sich diesen Sachverhalt bewusst machen, das Bauchgefühl überwinden. Nüchtern darauf fokussieren, was die richtige Qualifikation im gegebenen Fall eigentlich ist und sie vor allem nicht mit dem eigenen Hintergrund verwechseln. Denn nur so bekommt Hanna dieselben Chancen wie Hans.
Wiebke Ankersen ist Co-Chefin der gemeinnützigen All-Bright-Stiftung, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. In der RND-Kolumne „Chefinnensache“ schreibt sie über Gleichstellung, Diversität und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft.
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