Griechenland baut ein Gasterminal für Südosteuropa

Drohnenaufnahmen vom Hafen von Alexandroupoli. Ende Januar gaben die Aktionäre des griechisch-bulgarischen Konsortiums Gastrade das Startsignal für den Bau eines schwimmenden Flüssiggasterminals bei dem Hafen.

Drohnenaufnahmen vom Hafen von Alexandroupoli. Ende Januar gaben die Aktionäre des griechisch-bulgarischen Konsortiums Gastrade das Startsignal für den Bau eines schwimmenden Flüssiggasterminals bei dem Hafen.

Athen. Die Planung begann schon vor mehr als zehn Jahren, aber die Ukraine-Krise und die Zweifel an der Zuverlässigkeit Russlands als Gaslieferant Europas geben dem Projekt jetzt eine besondere Aktualität. Ende Januar gaben die Aktionäre des griechisch-bulgarischen Konsortiums Gastrade das Startsignal für den Bau eines schwimmenden Flüssiggasterminals beim nordgriechischen Hafen Alexandroupoli.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In der Anlage soll Flüssiggas (LNG), das in Tankern angeliefert wird, in gasförmigen Zustand zurückgeführt werden und durch Pipelines zu den Abnehmern in Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Nordmazedonien und Serbien fließen.

LNG (Liquified Natural Gas) entsteht, wenn man Erdgas auf eine Temperatur von minus 162 Grad Celsius herunterkühlt. Es wird dabei auf ein Sechshundertstel seines Volumens komprimiert. So lässt es sich in flüssiger Form in Tankern transportieren. Gasförderer und Abnehmerländer werden dadurch von Pipelines unabhängiger. LNG hat den Gashandel flexibler und zu einem weltumspannenden Geschäft gemacht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vor allem im asiatischen Raum, wo es weniger Pipelines gibt als in Europa, spielt Flüssiggas eine große Rolle. Bedeutendste Abnehmer sind China, Japan, Südkorea und Taiwan. Zu den wichtigsten Lieferanten gehören Australien und Katar. In diesem Jahr dürften aber die USA diese beiden Länder überholen und zum größten LNG-Exporteur aufsteigen. Vor allem für die Bemühungen Europas um eine Diversifizierung seiner Gasversorgung wird LNG aus den USA immer bedeutender.

Das geplante Terminal in Alexandroupoli wird eine wichtige Rolle für die Energiesicherheit Südosteuropas spielen und die Region unabhängiger vom Gaslieferanten Russland machen. Technisch wäre es sogar möglich, von Alexandroupoli die Ukraine mit Erdgas zu versorgen, sagt der Betreiber Gastrade. Zu dem Konsortium gehören als Aktionäre die griechische Copelouzos-Gruppe, das staatliche griechische Gashandelsunternehmen Depa, der griechische Netzbetreiber Desfa, der staatliche bulgarische Gaskonzern Bulgartransgaz und die Reederei Gaslog des griechischen Schiffseigners Peter Livanos.

Anlage soll Ende 2023 in Betrieb gehen

Die Baukosten des Terminals werden auf 380 Millionen Euro beziffert. Davon kommen 166,7 Millionen aus Fördermitteln der Europäischen Union. Die Anlage soll Ende 2023 in Betrieb gehen und kann im Endausbau pro Jahr 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas in die Pipelines einspeisen. Zum Vergleich: Griechenland verbrauchte vergangenes Jahr etwa sechs Milliarden Kubikmeter Gas, Bulgarien etwa drei Milliarden Kubikmeter.

Griechenland wird mit dem geplanten Terminal zu einer wichtigen Drehscheibe der Flüssiggasversorgung. Das Land hat früh die wachsende Bedeutung von LNG erkannt. Bereits 1999 ging auf der Insel Revythousa bei Athen das erste LNG-Terminal in Betrieb. Es wird vor allem mit Gas aus Algerien beliefert. Und während Deutschland bisher kein einziges LNG-Terminal hat, plant der griechische Mineralölkonzern Motor Oil bei Korinth bereits die dritte Anlage dieser Art. Dioryga Gas, so der Name des Projekts, soll 2030 in Betrieb gehen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

127 LNG-Tanker in griechischen Werften in Arbeit

Auch die griechischen Reeder, die mit ihren Supertankern seit den 1960er-Jahren die Rohöltransporte auf den Weltmeeren dominieren, setzen auf Flüssiggas. Von den 667 LNG-Tankern, die Ende 2021 weltweit unterwegs waren, gehören 105 griechischen Eignern. Nach Berechnungen des Marktbeobachters Vessels Value verfügt Griechenland über die wertvollste Flüssiggas-Tankerflotte der Welt, gefolgt von Japan und China.

Und die Griechen legen nach: Von den 127 LNG-Tankern, die gegenwärtig bei den Werften in Arbeit sind, werden 57 im Auftrag griechischer Reeder gebaut. Das Auftragsvolumen beläuft sich nach Schätzungen aus Schifffahrtskreisen auf rund 10 Milliarden Euro. Die Reeder hoffen auf eine gute Rendite.

Bereits zwischen 2016 und 2020 haben sich die Charterraten für Gastanker versechsfacht. Aktuell profitieren die Reeder von den stark steigenden Gaspreisen. Sie treiben auch die Charterraten in die Höhe. Lag die Tagesrate für einen LNG-Tanker mit 160.000 Kubikmetern Fassungsvermögen Ende September 2021 noch bei 50.000 Dollar, wurden im Oktober bereits über 200.000 Dollar bezahlt.

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Energiekosten
 
49-Euro-Ticket
 
Weitere Top-Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken