50 Prozent Abdeckung bis 2025?

Glasfaser und die Hürden der Bürokratie: der gebremste Boom ums schnelle Internet

Glasfaser im Amt Ziesar rückt näher.

Glasfaserkabel: Wie schnell geht’s mit dem schnellen Internet?

Frankfurt m Main. Der Ausbau von schnellem und stabilem Glasfaserinternet kommt in Deutschland voran. Doch heftige Hürden bremsen den Boom: die Bürokratie.

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Schon bei etwa jedem vierten Haushalt (26 Prozent) lag Ende Juni Glasfaser in der Straße, wie aus einer am Dienstag publizierten Marktanalyse des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko) hervorgeht. Ende 2020 waren es nur 17,7 Prozent und Ende vorigen Jahres 23,1 Prozent gewesen. „Der Ausbau rollt, die Branche kommt ihrer Selbstverpflichtung nach: Wir bauen Glasfaser mit großer Geschwindigkeit aus“, sagte der Breko-Präsident Norbert Westfal.

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, in Deutschland bis Ende 2025 eine Glasfaserabdeckung von 50 Prozent zu erreichen. Nach Schätzung der Studienautoren, die sich bei ihrer Analyse auf Angaben von mehr als 200 Netzbetreibern stützten, ist das zwar möglich, aber nicht sicher. Den Glasfaseranteil an den Haushalten, Firmen und Behörden taxieren sie für Ende 2025 zwischen 40 und 53,5 Prozent.

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Mehr Personal für die Baubehörden

Damit das Ziel erreicht werde, müssten dringend Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, forderte Westfal. „Die Faxgeräte in den Ämtern müssen endlich der Vergangenheit angehören“, sagte der Verbandspräsident. Ähnlich sieht es Jens Prautzsch, Chef der Firma Unsere Grüne Glasfaser: „Seitens der Politik wird bei den strukturellen Problemen – also vor allem die zu langen Genehmigungsverfahren – zu wenig getan“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Es gebe in der Branche ausreichend Kapazität, Geld und Unternehmen, die den Glasfaserausbau eigenwirtschaftlich vorantreiben wollten – also ohne finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand. „Wenn der Staat jetzt das Spielfeld dafür definiert, dann geht es darum, die Mittel in die richtige Richtung zu bewegen. Das heißt Baubehörden personell besser ausstatten, Antragsverfahren digitalisieren. Dann können wir, die über entsprechende Budgets verfügen, schneller arbeiten, schneller ausbauen“, erläutert Prautzsch.

Schnelleres Internet für unterversorgte Gebiete in Deutschland
ARCHIV - 08.04.2021, Niedersachsen, Leer: Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle. (zu dpa «Der Streit um das schnelle Internet an jeder Milchkanne») Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Bundesrat hat grünes Licht für ein schnelleres Internet in bislang unterversorgten Gebieten in Deutschland gegeben.

Angesichts der großen Zahl der Projekte, die gerade laufen, sei das Erlangen von Genehmigungen zu einem sehr kritischen Faktor für die gesamte Branche geworden. Am einfachsten sei es noch mit den Kommunen. „Wenn wir aber beispielsweise eine Bahnstrecke mit unseren Glasfaserleitungen kreuzen wollen, dann sind sechs bis neun Monate keine Seltenheit, um eine Genehmigung dafür zu bekommen“, so der Chef der UGG, die ein Gemeinschaftsunternehmen des Telekom-Riesen Telefonica und des Versicherungsgiganten Allianz ist. Es ist in acht Bundesländern mit Schwerpunkt in Süddeutschland aktiv.

Forderung nach Investitionsschutz

Glasfaserinternet ist deutlich schneller als Verbindungen über Telefonleitungen (VDSL). Gigabitspeed schaffen zwar auch Fernsehkabel, Glasfaser gilt aber als stabiler. Surfen abends viele Nachbarn im Netz und streamen Filme, sinkt die Datenübertragungsrate nicht so stark wie beim TV-Kabel. In der Regel sind Glasfaseranschlüsse aber relativ teuer.

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Auch die Deutsche Telekom ist seit einiger Zeit verstärkt im Geschäft mit den superschnellen Internetleitungen unterwegs. Was nicht ohne Konflikte abläuft. Konkurrenten des Magenta-Riesen beschweren sich immer wieder über sogenanntes Überbauen: Dort, wo ein Rivale aktiv wird, taucht plötzlich auch die Telekom auf und wirbt um Kundschaft. „Volkswirtschaftlich betrachtet macht Überbau natürlich keinen Sinn. Es geht darum, dass die Politik einen gewissen Investitionsschutz gewährleistet“, fordert Prautzsch. In einer Kommune, wo der Ausbau begonnen wird, müsse klar sein, dass für einen gewissen Zeitraum kein zweites Netz errichtet werden dürfe.

Die Potenziale sind jedenfalls groß. Die Breko-Studie zeigt, dass nur knapp bei der Hälfte der Haushalte, bei denen Glasfaser bis zum Haus liegt, bereits entsprechende Verträge geschlossen wurden. Der Verband ist aber zuversichtlich, dass die Nachfrage angesichts des rasant steigenden Datenbedarfs anziehen wird.

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