Kommentar

Gendersprache im Betrieb: Der Konflikt bleibt

Männliche, weibliche, intersexuelle und behinderte Menschen – Bemühungen, alle anzusprechen, finden gerade an vielen unterschiedlichen Orten statt. Auch bei Audi.

Männliche, weibliche, intersexuelle und behinderte Menschen – Bemühungen, alle anzusprechen, finden gerade an vielen unterschiedlichen Orten statt. Auch bei Audi.

Berlin. Die Entscheidung des Landgerichts Ingolstadt kommt wenig überraschend: Ein Mitarbeiter von Volkswagen muss es ertragen, von der Konzerntochter Audi Mails in genderneutraler Sprache geschickt zu bekommen. Der Mann wollte „in Ruhe gelassen werden mit dieser Gendersprache“ und sah seine Persönlichkeitsrechte verletzt – zu Unrecht, wie das Gericht befand. Als Mitarbeiter von VW müsse er sich an den Genderleitfaden von Audi ohnehin nicht halten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der konkrete Streitfall ist damit entschieden, der Grundkonflikt noch lange nicht. Denn weder hat sich das Gericht zu der Frage geäußert, ob die an den Leitfaden gebundenen Audi-Mitarbeiter eine Verletzung ihrer Rechte geltend machen könnten, noch dazu, wie es generell um das Gendern im Berufsleben gestellt ist. Und ob Gerichte überhaupt der richtige Ort sind, um sprachliche Streitigkeiten im beruflichen und gesellschaftlichen Zusammenleben zu klären, ist sowieso eine ganz andere Frage.

Freiwilligkeit und Einsicht

Sprache kann Menschen ausschließen. Es ist deshalb sinnvoll, Formulierungen so zu wählen, dass sich möglichst viele angesprochen und mitgenommen fühlen. Ob allerdings Leitfäden der richtige Weg hin zu mehr Teilhabe sind, darf bezweifelt werden. Nicht alles muss man in Normen gießen, manches funktioniert besser mit Freiwilligkeit und Einsicht. Zumal ein paar gendergerechte E-Mails noch lange nicht zu mehr Gleichberechtigung führen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Hauptstadt-Radar

Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Und man kann die Sache auch übertreiben. Sätze wie „Der_die BSM-Expert_in ist qualifizierte_r Fachexpert_in“, die der VW-Mann gerichtlich verbieten lassen wollte, sind weder elegant noch fördern sie das Textverständnis. Auch dadurch können Menschen ausgeschlossen werden.

Weniger Regeln, mehr Hirn und Herz – das ist der Schlüssel für ein gedeihlicheres Zusammenleben.

Mehr aus Wirtschaft

 
Anzeige
Anzeige

Top Themen

Energiekosten
 
49-Euro-Ticket
 
Weitere Top-Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken