Bahnchef Lutz zum Tarifkonflikt: „Unsere Hand ist ausgestreckt“ - aber kein neues Angebot
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Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG, will mit der Lokführergewerkschaft GDL weiter verhandeln. Die verlangt zunächst ein neues Angebot.
© Quelle: dpa
Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) will im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) vorerst kein neues Angebot vorlegen. DB-Chef Richard Lutz forderte den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky aber auf, vor einer möglichen neuen Streikrunde weiter zu verhandeln.
„Wir sitzen am Verhandlungstisch, unsere Hand ist ausgestreckt, die Tür ist weit offen“, sagte Lutz dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Es liegt an Herrn Weselsky, jetzt einfach an den Tisch zu kommen und nicht draußen stehen zu bleiben und das gesamte Land lahmzulegen. Beide Streiks waren völlig unnötig.“
Weselsky hatte am Mittwoch weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt, sollte die Bahn kein verbessertes Tarifangebot vorlegen. Die GDL-Mitglieder würden „den eingeschlagenen Kurs nicht nur mittragen, sondern ausdrücklich eine Fortsetzung erwarten“.
Längerer Streik droht
Der nächste Streik werde dann deutlich länger als zwei Tage dauern und auch über das Wochenende gehen, hatte Weselsky vergangene Woche angekündigt. „Der Arbeitgeber wäre gut beraten, die GDL nicht weiter herauszufordern und die Auswirkungen klein zu reden.“
Lutz sagte, die zweite Streikrunde sei „für die Bahn und unsere Kunden schmerzhaft“ gewesen. Ihr eigentliches Ziel, den Arbeitskampf über das reine Zugpersonal hinaus auf die Konzernbereiche Infrastruktur, Verwaltung, Instandhaltung und Werkstätten auszuweiten, habe die GDL aber deutlich verfehlt. „Im Bereich Netz lassen sich die Streikteilnehmer an wenigen Händen abzählen.“
Weselsky schließt weitere Streiks nicht aus
Seit Montag wird abermals gestreikt. Die GDL gibt sich weiter kämpferisch und fordert ein Angebot der Bahn.
© Quelle: Reuters
Nach Zahlen der Bahn hatten sich insgesamt knapp 8500 Beschäftigte an dem Ausstand beteiligt. Die GDL sprach am Mittwoch von mehr als 10.000 Streikenden während des gesamten Zeitraums des Arbeitskampfes.
Der Bahnchef drängte auf eine schnelle Lösung des seit 2020 schwelenden Tarifstreits. „Die Unterschiede in den Vorstellungen von Bahn und GDL sind überhaupt nicht so groß, als dass sie diese gravierenden Auswirkungen für die Mobilität der Menschen und die Versorgung der Wirtschaft rechtfertigen würden“, sagte Lutz dem RND.
„Zum Beispiel: Die GDL fordert 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie, wir bieten 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie, bei der Laufzeit liegen wir noch auseinander. In dieser Frage finden wir eine Lösung, und die kann auch sehr schnell erfolgen. Dieses kleine Stück des Weges müssen wir jetzt gemeinsam gehen – und zwar am Verhandlungstisch. Wir werden gewiss auch nicht mit leeren Händen kommen.“
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte, dass die DB kein Angebot vorlege. „Es ist nachvollziehbar, wenn die GDL dann fragt, worüber sie eigentlich verhandeln solle“, sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß dem RND. Dass die GDL die geforderte Prämie von 600 Euro nicht bekommen werde, sei allen klar. „Aber es wäre hilfreich, wenn die DB endlich selbst einen Vorschlag machen würde.“