Unterschiedliche Kapazitäten: Wie viel Gas speichern die EU-Staaten wirklich?
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Ein Mitarbeiter steht in Rheinland-Pfalz auf dem Gelände eines Gasspeichers auf einer Absorberanlage.
© Quelle: Uwe Anspach/dpa
Hannover. Aktuell sind die Gasspeicher in Deutschland deutlich über 99 Prozent gefüllt. Ähnliche Meldungen über hohe Füllstände gibt es aus ganz Europa. Doch bedeuten die prozentualen Angaben, dass in allen Ländern gleich viel Energie in Form von Gas gespeichert wird? Nicht unbedingt, denn die Speicherkapazitäten der Staaten unterscheiden sich zum Teil drastisch. Wir geben Ihnen eine Überblick.
Nach Angaben des Europäischen Rates lagen im Oktober die Gasspeicherfüllstände in der EU durchschnittlich bei mehr als 95 Prozent (Stand 17. Oktober 2022) und übertrafen bereits das für Ende des Jahres vereinbarte Mindestziel der Europäischen Union von 85 Prozent. In Deutschland entsprach der Füllstand zu diesem Zeitpunkt 96 Prozent – dies entspricht den Daten der EU zufolge 235,8 Terawattstunden (TWh).
Unterschiedliche Speicherkapazitäten
Die Speichermöglichkeiten der EU-Staaten unterscheiden sich zum Teil jedoch drastisch voneinander. Während Deutschland dem Europäischen Rat zufolge Kapazitäten hat, 245,6 Terawattstunden Gas zu speichern, kann Bulgarien auf eigenem Hoheitsgebiet nur 5,8 Terrawattstunden speichern. Portugal verfügt sogar nur über Kapazitäten für 3,7 Terawattstunden. Nach Angaben des Europäischen Rates entspricht die gemeinsame Speicherkapazität der fünf Mitgliedsstaaten Deutschland, Italien, Frankreich, den Niederlanden und Österreich zwei Dritteln der Speicherkapazität der gesamten EU.
Länder, die über keine eigenen Speicheranlagen verfügen, haben unterdessen Solidaritätsvereinbarungen mit anderen Mitgliedsstaaten geschlossen. Diese sehen vor, dass die betroffenen Länder „15 Prozent ihres jährlichen Gasverbrauchs in Anlagen anderer Mitgliedstaaten speichern sollten und somit Zugang zu in anderen Mitgliedstaaten gelagerten Gasreserven haben“, heißt es beim EU-Rat. Zu diesen Ländern gehören Beispielsweise Griechenland, Finnland und Irland.
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Im Folgenden finden Sie einen Überblick der Speicherstände der EU-Mitgliedsstaaten (Stand 17. Oktober 2022) sowie den Gasvorrat in Terawattstunden.
- Italien: Füllstand 94,1 Prozent, entspricht 182 TWh
- Niederlande: Füllstand 93 Prozent, entspricht 129,3 TWh
- Frankreich: Füllstand 98,9 Prozent, entspricht 131,2 TWh
- Österreich: Füllstand 86,8 Prozent, entspricht 82,9 TWh
- Ungarn: Füllstand 79,2 Prozent, entspricht 53,6 TWh
- Tschechische Republik: Füllstand 89,5 Prozent, entspricht 39,2 TWh
- Polen: Füllstand 98,4 Prozent, entspricht 35,8 TWh
- Slowakai: Füllstand 89,9 Prozent, entspricht 33,3 TWh
- Spanien: Füllstand 92,6 Prozent, entspricht 32,7 TWh
- Rumänien: Füllstand 91,7 Prozent, entspricht 30,1 TWh
- Lettland: Füllstand 54,7 Prozent, entspricht 13,2 TWh
- Dänemark: Füllstand 100 Prozent, entspricht 9,2 TWh
- Belgien: Füllstand 100 Prozent, Kentspricht 8,5 TWh
- Bulgarien: Füllstand 83,3 Prozent, entspricht 4,8 TWh
- Kroatien: Füllstand 96,3 Prozent, entspricht 4,6 TWh
- Portugal: Füllstand 87,6 Prozent, entspricht 3,2 TWh
Internationale Energieagentur warnt vor Engpässen in 2023
Mit Blick auf 2023 warnte die Internationale Energieagentur (IEA) unterdessen bereits vor massiven Engpässen bei der Speicherung von Gas für den darauffolgenden Winter. Wenn der Import aus Russland weitestgehend eingestellt sei und China in gewohntem Maße Flüssiggas importiere, sei es wahrscheinlich, dass die Hälfte des Gases für ein 95-prozentiges Auffüllen der Speicher fehlen könnte, hieß es. Die günstigen Bedingungen in diesem Jahr könnten sich nicht wiederholen.
„Angesichts des milden Wetters der letzten Zeit und der niedrigeren Gaspreise besteht die Gefahr, dass sich Selbstzufriedenheit in die Diskussion über die Gasversorgung Europas einschleicht, aber wir sind noch lange nicht über den Berg“, warnte IEA-Direktor Fatih Birol. „Wenn wir uns die jüngsten Trends und wahrscheinlichen Entwicklungen auf den globalen und europäischen Gasmärkten ansehen, sehen wir, dass Europa im nächsten Winter vor einer noch größeren Herausforderung stehen wird.“
RND/ag/dpa