Trade Republic, Robinhood und Co.: Das sind die Apps der Gamestop-Zocker
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SUMEHDG63BBFHJLZDHZ2STMCWM.jpeg)
Mit dem Smartphone kann man heute leicht an der Börse spekulieren.
© Quelle: impulsQ GmbH/obs
5000 Filialen weltweit, 50.000 Arbeitsplätze und ein durch die Digitalisierung gefährdetes Geschäftsmodell – aus Sicht der Finanzmärkte verdient der Videospielhändler Gamestop keine besondere Aufmerksamkeit. Doch nachdem die Internetcommunity von Reddit mit Gamestop-Aktien einen Hedgefonds in Grund und Boden gezockt hat, ist die Aufregung groß. Möglich war das Manöver nicht zuletzt, weil das Handeln mit Aktien und Derivaten dank neuer Apps kinderleicht ist – auch wenn es bei Robinhood, Trade Republic und Co. Risiken gibt.
Um welche Trading-Apps geht es?
An den Wetten gegen Aktien von Gamestop konnten im Grunde alle teilnehmen, die über ein Wertpapierdepot verfügen. Und doch scheinen beim jüngsten Auf und Ab an den Börsen vor allem sogenannte Neobroker eine große Rolle gespielt zu haben – also junge, ausschließlich auf Geschäfte im Internet und per App setzende Anbieter von Wertpapierdepots. Vor allem die Apps von Robinhood und Trade Republic haben die überwiegend jungen Börsenhändler von Reddit so ins Gespräch gebracht.
Was ist neu an den Neobrokern?
Die Anbieter der Apps setzen darauf, das Handeln mit Aktien möglichst niedrigschwellig zu ermöglichen. Dementsprechend sind die Apps sehr schlank gestaltet, zum Kauf von Aktien muss man nicht mehr als dreimal auf das Smartphonedisplay tippen. Bei einem klassischen Onlinedepot sind nicht selten Dutzende Klicks mit der Maus nötig. Zugleich setzen die neuen Anbieter auf Kampfpreise: Die Apps sind kostenlos, Grundgebühren gibt es nicht. Und auch die Gebühren für einen Order – also die Ausführung eines Geschäfts – sind deutlich niedriger als bei den Depots der allermeisten Banken.
Wer steckt hinter den neuen Börsenapps?
Oft sind die Neobroker Neugründungen aus der Fintech-Szene. Trade Republic etwa haben drei junge Banker 2015 ins Leben gerufen. Mittlerweile kooperiert das einstige Start-up mit Branchengrößen wie HSBC, Blackrock und der Solarisbank. Ähnlich sieht es bei anderen Neobrokern aus, die meist Partner und Investoren aus der etablierten Finanzwelt haben.
Wie benutzt man die neuen Apps?
Die App etwa von Trade Republic findet man in den App-Stores von Google und Apple. Robinhood ist in Deutschland nicht verfügbar. Für die Anmeldung müssen lediglich E-Mail-Adresse, Handynummer und Kontodaten hinterlegt werden, per Videochat wird die Identität verifiziert. Im Anschluss muss noch Geld auf das Verrechnungskonto der App eingezahlt werden – das bildet sozusagen das Guthaben, mit dem die Nutzer Wertpapiere kaufen können. Per Suchfunktion lassen sich dann gewünschte Titel samt aktueller Kursinformationen finden und mit wenigen Fingerbewegungen kaufen. Eine Übersicht über das eigene Depot ermöglicht einen genauso unkomplizierten Verkauf von Aktien.
Welche Möglichkeiten hat man bei einer Börsen-App?
Grundsätzlich bieten Smartphoneanwendungen wie Trade Republic in etwa die gleichen Möglichkeiten wie ein klassisches Wertpapierdepot: In der App können Aktien und Anteile an Auswahl von Fonds gekauft und verkauft werden. Auch Optionsscheine – also Wetten auf steigende oder fallende Kurse – können erworben werden. Sparpläne, bei denen in regelmäßigen Abständen bestimmte Summen in ausgewählte Aktien fließen, lassen sich ebenfalls einrichten. Wichtig ist, dass die Apps an einzelne Handelsplätze gekettet sind. Trade Republic etwa arbeitet mit der hamburgischen LS Exchange zusammen. Geschäfte sind nur werktags während der Öffnungszeiten der Börse von 7.30 bis 23 Uhr möglich.
Sind die neuen Börsen-Apps sicher?
Auf technischer Ebene sind bislang keine größeren Sicherheitslücken bei Trade Republic bekannt geworden. Allerdings kam es im Zuge des jüngsten Hypes um die Gamestop-Aktien zu technischen Problemen. Und dass zwischendurch der Kauf einzelner Aktien verboten wurde, wird sicher noch für juristische Auseinandersetzungen sorgen. Abseits davon hat Trade Republic mittlerweile eine Lizenz als Wertpapierbank, für die ein aufwendiges Prüfverfahren durch die hiesige Finanzaufsicht Bafin nötig war. Auch sind bis zu 100.000 Euro Guthaben auf dem Verrechnungskonto durch die in Deutschland vorgeschriebene Einlagensicherung geschützt. Das gilt aber nicht für die erworbenen Aktien, Derivate und Fonds-Anteile. Denn die kaufen und verkaufen die Nutzer auf eigenes Risiko – verzocktes Geld ist also wirklich weg.
Trading-Apps: Gibt es Risiken?
Dank der Neobroker ist der Handel mit Wertpapieren einfacher denn je – was vor allem ein Risiko mit sich bringt: Unerfahrene Aktionäre laufen in Gefahr, von den spielerischen Mechanismen zu unbedachten Käufen verführt zu werden. Anlageexperten werden deshalb nicht müde zu betonen, dass Aktiengeschäfte Aufwand mit sich bringen: Regelmäßig Wirtschaftsnachrichten zu lesen und das eigene Portfolio stets im Blick zu haben ist das Minimum. Wer es ernst meint, sollte auch Unternehmensbilanzen verstehen und Chartentwicklungen einordnen können.
Gibt es Alternativen zu Trade Republic und Co.?
Wer nur ein Depot braucht, kann aus Sicht der Anlageexperten von Finanztip.de ruhigen Gewissens Trade Republic nutzen – eine günstigere Alternative gibt es in Deutschland nicht. Empfehlenswert sind laut Finanztip außerdem die Onvista Bank, die zur Commerzbank gehört, sowie Smartbroker. Die meisten Geldinstitute und Direktbanken bieten ebenfalls Wertpapierdepots für Kontoinhaber an. Dort fallen allerdings meist höhere Gebühren an, wie Finanztip in einem Vergleich festgestellt hat. In den sind jüngst an den Markt gegangene Neobroker wie Bux Zero und Scalable Capital noch nicht eingeflossen.
Wieso sind die Neobroker so günstig?
Anders als viele etablierte Broker setzen Trade Republic, Robinhood und Co. auf sogenannte Market Maker. Diese zahlen den Neobrokern Provisionen dafür, die Transaktionen der App-Nutzer abwickeln zu dürfen. Es wird sozusagen nicht an der Börse gehandelt, sondern mit einem großen Fonds oder einer großen Bank, die sich verpflichtet, die in der App getätigten Geschäfte sofort umzusetzen. Da die Fonds und Banken aber selbst am Kapitalmarkt tätig sind, besteht die Gefahr, dass so nicht immer das für den Kunden beste Ergebnis erzielt wird. Auf Anfrage der Deutschen Welle erklärte die Finanzaufsicht Bafin kürzlich, sie beobachte die Geschäftsmodelle, „da sie ein erhöhtes Potential für Interessenkonflikte haben“.