In der Flugbranche ruckelt es gewaltig – mitten in der Urlaubssaison
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/Q73N7IE3UBGMPDJ2DE7OZGXZ7M.jpeg)
Ein Passagierflugzeug der britischen Fluggesellschaft Easyjet ist im Abflug vom BER (Archivbild). Am Freitag kam er dort zu Streiks – und gestrichenen Flügen. Auch bei anderen Airlines werden zur Sommerzeit Flüge gestrichen – wegen Personalmangels.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp
Berlin. Die Feriensaison wird für die Flugbranche zur Belastungsprobe – und für die Reisenden auch. So sind am Freitag wegen eines Streiks von Easyjet-Beschäftigten am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) rund 20 Flüge ausgefallen. Die Gewerkschaft Verdi hatte rund 450 Kabinenbeschäftigte der britischen Fluggesellschaft dazu aufgerufen, zwischen 5 und 10 Uhr die Arbeit niederzulegen. Es habe eine „sehr, sehr hohe Beteiligung“ gegeben, sagte Verdi-Verhandlungsführer Holger Rößler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Easyjet streicht Flüge wegen Personalmangels
Hintergrund ist eine laufende Tarifrunde für das Kabinenpersonal. Zwar sei am Freitag alles gut gelaufen, so Rößler. Wie es nun weitergehe, komme aber darauf an, ob Easyjet ein „verhandlungsfähiges Angebot“ mache. Bisher sei das noch nicht der Fall. Flughafensprecherin Sabine Deckwerth erklärte, der Easyjet-Streik habe „keine Auswirkungen“ auf den gesamten Flugbetrieb gehabt. Offenbar seien Passagiere rechtzeitig über die Streichung der Flüge informiert worden.
Das ist aber nicht das einzige Problem des Billigfliegers im Betriebsablauf. Wegen Personalmangels hat die Airline zudem einen Teil der Sommerflüge gestrichen – bis Ende August täglich zwölf Flüge von und zum BER.
Mehr als 1000 Flüge bei Lufthansa und Eurowings gestrichen
Ähnlich ist die Lage bei Deutschlands größter Fluggesellschaft Lufthansa. Wegen des dortigen Personalmangels streicht Lufthansa im Juli 900 Flüge innerhalb Deutschlands und Europas an den Drehkreuzen in Frankfurt und München. Auch bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fallen im Juli mehrere Hundert Flüge aus.
Wegen Personalnot: Lufthansa streicht Hunderte Flüge
Die Nachfrage nach Flugreisen steigt nach zwei Jahren Corona-Pandemie sprunghaft. Lufthansa muss darauf nun mit Streichungen reagieren.
© Quelle: dpa
Wie Lufthansa-Sprecher Jörg Waber mitteilte, würden die Airlines der Lufthansa-Gruppe nach gut zwei Jahren Pandemie nun in diesem Sommer eine „sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Flugreisen“ verzeichnen. Das sei nach der „schwersten Krise in der Luftfahrt“ zwar eine gute Nachricht, allerdings sei die Infrastruktur noch nicht wieder vollständig hergestellt. „Die gesamte Luftfahrtbranche, insbesondere in Europa, leidet aktuell unter Engpässen und Personalmangel“, sagte Waber.
Eurowings: Flugausfälle auch noch im August?
Bei Eurowings könnten die Streichungen sogar noch über den Juli hinausgehen: „Auch für August wird Eurowings prüfen müssen, inwieweit Fluganpassungen zur Entlastung des Sommerbetriebs nötig sind“, sagte der Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer dem RND.
Er erklärte, dass man bereits neues Personal eingestellt habe – und noch in diesem Jahr mit rund 750 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern plane. Allerdings sei es in Pandemiezeiten mit Blick auf das Einstellen und Ausbilden, das Training und den Erwerb von Lizenzen und Zertifizierungen zu Verzögerungen gekommen. Für die „anstehenden Nachholeffekte“ sei man nun gewappnet.
Condor schreibt Stellen aus – und beobachtet Situation
Auch die Fluggesellschaft Condor reagiert: Aktuell schreibe Condor unterschiedlichste Stellen aus, so Sprecherin Johanna Tillmann auf RND-Anfrage. Das betreffe sowohl das Boden-, als auch das Luftpersonal. Das sei auch auf eine Einführung eines neuen Condor-Flugzeugmusters im Herbst zurückzuführen, was interne Schulungen nötig mache. „Die Rekrutierung läuft bei Condor ebenso wie in der gesamten Luftfahrtbranche auf Hochtouren“.
Anders als Lufthansa oder Eurowings kündigt Condor jedoch noch keine Flugstreichungen an – scheint sich die Option aber offenzulassen. Nach Angaben Tillmanns beobachtet Condor die aktuelle Situation genau, um „gegebenenfalls umgehend zu reagieren“. Daher könne es auch sein, dass der Flugplan entsprechend angepasst werden müsse.
Keine Streichungen bei Tuifly geplant
Bei der deutlich kleineren Tuifly ist die Situation anders: Entsprechend der Flottenstärke von 22 Maschinen seien „ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord“, sagte Sprecher Aage Dünhaupt dem RND. Deshalb seien auch „keine Streichungen geplant“. Als Airline des Reiseveranstalters würde man auch keine Verbindungen streichen, sondern alle Flüge durchführen – gegebenenfalls mit Verspätung.