Europa importiert Rekordmenge an Flüssiggas aus Russland
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Blick auf eine Flüssiggaspipeline am Nordsee-Gas-Terminal in Schleswig-Holstein (Archivbild).
© Quelle: Marcus Brandt/dpa
Europa will sich seit Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine unabhängig von russischem Gas machen. Während die Lieferung per Pipeline nahezu komplett heruntergefahren worden ist, importierte Europa jedoch zuletzt eine Rekordmenge an russischem Gas auf dem Seeweg. Die Importe seien in diesem Jahr im Zeitraum von Januar bis Oktober mehr als 40 Prozent höher als innerhalb der gleichen Zeitspanne im Jahr 2021, berichtet die „Financial Times“. Dies zeige die Schwierigkeiten Europas, sich von „Gas aus Moskau zu entwöhnen“, so die britische Tageszeitung. Innerhalb dieses Zeitraums habe russisches Flüssiggas 16 Prozent der gesamten europäischen Seeimporte ausgemacht.
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Insgesamt hätten LNG-Importe in europäische Länder von Januar bis Oktober 2022 um 70 Prozent zugenommen. Damit liege die insgesamt bezogene Menge bei 111 Milliarden Kubikmetern. Russland habe davon 17,8 Milliarden Kubikmeter geliefert, so die „Financial Times“. Hauptempfänger seien Frankreich, Belgien, Spanien und die Niederlande gewesen.
Anhaltende Abhängigkeit von Russland durch LNG-Importe
Der Anteil russischer Lieferungen sei zwar klein, jedoch zeige er die wichtige Rolle Russlands auf dem LNG-Markt. Putin könne somit sein Gas weiter als Waffe nutzen, warnt die Energieexpertin Anne-Sophie Corbeau in der „Financial Times“: „Eines Morgens könnte Putin sagen: ‚Wir stoppen die LNG-Lieferungen nach Europa‘, und den Kontinent damit zwingen, auf einem noch teureren Markt einzukaufen.“ Russland könnte sein Gas stattdessen zu günstigeren Preisen in Länder wie Bangladesch und Pakistan umleiten, um „Druck auf Europa“ auszuüben, so Corbeau.
Die Steigerung der LNG-Importe ist das zentrale Element in Europas Versuch, sich angesichts des Angriffskriegs in der Ukraine von russischem Pipelinegas unabhängig zu machen. Während die zerstörten Pipelines Nord Stream 1 und 2 komplett stillgelegt sind, erreicht russisches Gas Europa weiterhin über die Türkei durch die Pipeline Turkstream.
RND/lin