EZB-Direktorin Schnabel: Risiko zu späten Handelns hat zugenommen
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EZB-Chefin Isabel Schnabel (Archivbild)
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Frankfurt/Main. Europas Währungshüter suchen nach der richtigen Balance für eine schrittweise Normalisierung ihrer Geldpolitik. Es gebe sowohl das Risiko eines zu frühen Handelns als auch das Risiko, zu spät zu handeln, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel in einem am späten Dienstagabend veröffentlichten Interview der „Financial Times“. „Wir müssen das richtige Gleichgewicht zwischen diesen beiden Risiken finden. Mit den jüngsten Daten hat sich jedoch das Risiko, zu spät zu handeln, erhöht, und deshalb müssen wir die Inflationsaussichten sorgfältig neu bewerten.“
Die EZB hält bisher an ihrem Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihenkäufen fest. Nach der jüngsten geldpolitischen Sitzung Anfang Februar hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber eingeräumt, dass auch bei den Notenbankern die Sorge angesichts der unerwartet hohen Teuerungsraten wächst. Anhand neuer Daten will der EZB-Rat die Lage bei seiner nächsten Sitzung am 10. März neu beurteilen.
EZB will stabiles Preisniveau
Im Euroraum stieg die Inflation im Januar auf 5,1 Prozent. In Deutschland hielt sie sich mit 4,9 Prozent auf vergleichsweise hohem Niveau. Vor allem steigende Energiepreise heizen den Preisauftrieb an. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern. Die EZB strebt ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird. Nach Schnabels Einschätzung „sieht es jetzt immer unwahrscheinlicher aus, dass die Inflation bis Ende dieses Jahres unter zwei Prozent fallen wird, wie wir es früher erwartet hatten“.
Schnabel bekräftigte die Festlegung der EZB, wonach es eine Anhebung der Zinsen erst nach einem Ende der Netto-Anleihenkäufe geben soll. Beim Kauf von Staats- und Unternehmenspapieren betrachte die EZB das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Kosten sehr sorgfältig. „Und ich würde sagen, dass wir an einen Punkt gelangen, an dem angesichts der Inflationsaussichten der Nutzen weiterer Nettokäufe von Vermögenswerten die zusätzlichen Kosten möglicherweise nicht rechtfertigt“, sagte Schnabel.
RND/dpa