Erst Gamestop, jetzt Silber? Hobbyspekulanten drängen in den Rohstoffmarkt

Im Internet verabreden sich Kleinanleger, um den Preis für Silber in die Höhe zu treiben. Im Internetforum Wall-Street-Bets wird schon spekuliert, dass der Preis für das Edelmetall in astronomische Höhen steigen könnte.

Im Internet verabreden sich Kleinanleger, um den Preis für Silber in die Höhe zu treiben. Im Internetforum Wall-Street-Bets wird schon spekuliert, dass der Preis für das Edelmetall in astronomische Höhen steigen könnte.

Es ist die nächste Kampagne der Börsenguerilla, die milliardenschwere Hedgefonds angreift und sich in der vergangenen Woche dafür die Gamestop-Aktie aussuchte. Nun soll es also Silber sein, doch Insider bezweifeln, dass es eine ähnliche Eruption geben könnte, wie bei der Aktie der US-Handelskette für Computerspiele.

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„Der Aktionär“: Banken manipulieren die Preise für Gold und Silber

Das Papier des Computerspielehändlers ist seit Mitte Januar um das Sechzehnfache gestiegen. Kleinanleger haben sich in Foren wie Wall-Street-Bets verabredet und die Aktie gekauft. Sie haben damit Hedgefonds dazu gezwungen, ebenfalls das Papier zu erstehen, und zwar sehr teuer, obwohl sie auf sinkende Kurse gesetzt hatten. Im Fall von Gamestop hat solch ein sogenannter Short-Squeeze-Hedgefonds Milliardenverluste beschert. Genau dies war ein Ziel der Börsenguerilleros. Den Spekulanten wird schon lange vorgeworfen, mit ihren Wetten gesunden Unternehmen und deren Aktionären geschadet zu haben.

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Auf Wall-Street-Bets wurde schon vorige Woche Silber als der „größte Short-Squeeze in der Welt“ bezeichnet. Es sei davon die Rede, dass große Banken die Preise für Gold und Silber stark manipulierten, schreibt die Onlineausgabe des Börsenmagazins „Der Aktionär“. In New York schoss am Montag der Wert für eine Unze (31,1 Gramm) bei Termingeschäften um bis zu 13 Prozent auf mehr als 30 Dollar in die Höhe – die höchste Notierung seit acht Jahren. Vorigen Freitag wurde in den Ishares Silver Trust knapp eine Milliarde Dollar investiert – eine Rekordwert. Der Silver Trust ist ein Wertpapier des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, der die Bewegungen am Markt für das Edelmetall nachvollzieht. Die Manager mussten wegen des großen Mittelzuflusses mehr als 30 Millionen Unzen kaufen.

Edelmetallhändler in den USA haben es nun mit Lieferengpässen zu tun. Einer der größten Anbieter, die Firma Apmex, musste den Verkauf wegen der großen Nachfrage sogar einstellen, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Apmex-Chef Ken Lewis sagte Bloomberg, das habe es in der Geschichte des Unternehmens noch nie gegeben. Es könne länger dauern, um alle eingegangenen Aufträge abzuwickeln. Der Markt werde aufmerksam beobachtet. Es sei schwer, die Entwicklung bei den Preisen und der Nachfrage für die kommenden Tage und Wochen einzuschätzen. Man suche überall auf dem Markt nach dem Metall. Beim hiesigen Edelmetallhändler Degussa kostete eine Silberunze laut Website am Montag 36,62 Euro. Vorigen Donnerstag waren es noch 31,98 Euro.

Silber ist als Sicherheitswährung beliebt

Mehrere Aktien für Silberminen schossen in den vergangenen Tagen um bis zu 50 Prozent in die Höhe. Dazu gehörte auch First Majestic Silver. Es sei einer der „am stärksten geshorteten Werte im Rohstoffsektor“, so „Der Aktionär“. Gemeint ist damit, dass Hedgefonds und andere Kapitalanlagegesellschaften im großen Stil darauf setzen, dass die Aktie an Wert verliert. „Sollte es Wall-Street-Bets und anderen gelingen, beim Silber einen Short-Squeeze in die Wege zu leiten, dann dürfte sich das, was bei Gamestop geschehen ist, nur als Vorspeise darstellen“, heißt es in dem Börsenmagazin.

Allerdings halten viele Branchenkenner ein derartiges Szenario eher für weniger wahrscheinlich. Beileibe nicht alle Akteure am Finanzmarkt setzen auf einen Preisverfall. So hat die Investmentbank Goldman Sachs in einer Studie erst vorige Woche Silber als das „bevorzugte Edelmetall“ bezeichnet. Die Notierungen haben in den vergangenen Monaten zwar mehrere Berg-und-Tal-Fahrten hingelegt, aber über das gesamte vergangene Jahr betrachtet zugelegt. Es ist derzeit bei Investoren einerseits – ähnlich wie Gold – als eine Art Sicherheitswährung beliebt, auch wegen des schwächeren Dollars. Andererseits erwarten viele Analysten, dass die Preise bei einer abflauenden Pandemie steigen könnten. Silber wird nicht nur zu Schmuck verarbeitet. Noch wichtiger ist seine Bedeutung für die Industrie und die Medizintechnik. Gleichwohl betont Howie Lee, Analyst bei der Oversea-Chinese Bank, es sei unklug, die Kaufkraft von Privatinvestoren bei konzertierten Aktionen zu unterschätzen. Das werde beim Silber demonstriert. Sicherlich sei es erheblich schwerer, dort einen Short-Squeeze zu provozieren, schon allein weil der Markt erheblich größer sei als beim Einzelfall Gamestop. Aber die gemeinsamen Aktionen der Anleger hätten inzwischen Schwung aufgenommen.

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Indes wird hierzulande unter Experten diskutiert, welche Konsequenzen aus den Aktionen der Anti-Hedgefonds-Armee gezogen werden müssen. Die wichtigste Aufgabe sei nun festzustellen, „wo die Wirkungsketten liegen und welche Regulierung notwendig und zielgerichtet ist“, sagte Sascha Steffen von der Frankfurt School of Finance and Management dem Deutschlandfunk. Dann müsse überlegt werden, ob neue Regularien nötigt seien. Es bestehe generell die Gefahr, dass es am Ende nur Verlierer gebe. Die Spekulationen der Privatanleger könnten schiefgehen und auch andere Wertpapiere, die gar nichts mit Wetten auf fallende Kurse zu tun haben, könnten in eine Abwärtsspirale geraten, weil Hedgefonds gezwungen würden, diese wegen hoher Verluste zu verkaufen.

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