Energiekrise: Wohnungsunternehmen bekommen Hilfskredite vom Staat
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Wohnblocks in Berlin. Für Wohnungsunternehmen soll es nun ein Härtefallprogramm geben.
© Quelle: Annette Riedl/dpa
Wohnungsunternehmen, die durch die gestiegenen Energiekosten in finanzielle Schwierigkeiten kommen, können auf eine staatliche Unterstützung hoffen. Das Bundesbauministerium hat ein Härtefallprogramm vorgestellt, in dessen Rahmen die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zinsgünstige Darlehen an betroffenen Unternehmen vergibt.
Das Programm verspricht die Risikoübernahme eines Kreditbetrags von 500.000 bis zu 10 Millionen Euro. Kredite werden über die Landesförderinstitute an die Unternehmen ausgereicht und zu 80 Prozent vom Bund abgesichert. Insgesamt stellt der Bund 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Mittel stammen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), der zur Rettung von Unternehmen während der Corona-Pandemie gegründet worden war und nun als Finanzierungsinstrument für den 200 Milliarden Euro schweren Abwehrschirm der Bundesregierung gegen die Folgen des Ukraine-Krieges dient.
Wohnungsunternehmen zahlen an die Energieversorger
In der aktuellen Energiekrise geraten viele kleinere Wohnungsunternehmen in finanzielle Engpässe, weil sie wegen der gestiegenen Preise für Strom, Gas und Wärme höhere Vorauszahlungen an die Versorger leisten müssen, sich dieses Geld aber erst mit der Nebenkostenabrechnung von ihren Mieterinnen und Mietern zurückholen können. Laut Bundesbauministerium kommen besonders jüngere Wohnungsunternehmen – beispielsweise im Osten Deutschlands – bei Liquiditätsengpässen von mehren Millionen Euro an ihre Grenzen.
„Damit Wohnungsunternehmen finanziell stabil bleiben und Mieterinnen und Mieter sich darum keine Sorgen machen müssen, haben wir gemeinsam mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und in enger Abstimmung mit den Bundesländern eine Härtefallregelung aufgesetzt, mit der schnell und unbürokratisch geholfen werden kann“, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD).
Engpässe trotz Strom-, Gas- und Wärmepreisbremse?
Das Programm richtet sich neben gewerblichen auch an kommunale, öffentliche und gemeinnützige Wohnungsunternehmen – beispielsweise von Kirchen – sowie an Wohnungsgenossenschaften. Voraussetzung ist unter anderem, dass das Unternehmen seinen Sitz in Deutschland hat und eine Liquiditätslücke vorweist, die trotz der Strom-, Gas- und Wärmepreisbremse besteht. Außerdem darf die sogenannte Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit – also die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen zahlungsunfähig wird – bei Antragstellung nicht mehr als 10 Prozent beantragen.
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In den vergangenen Wochen hatten Wohnungsunternehmen bereits Alarm geschlagen: Deutschlands größter Vermieter, Vonovia, kündigte sogar an, vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen, Baukosten und unsicherer Förderung die Neubauprojekte 2023 ganz einzustellen – was dem milliardenschweren Unternehmen heftige Kritik einbrachte. Das nun aufgelegte Programm dürfte allerdings weniger für die Platzhirsche wie Vonovia oder LEG gedacht sein, sondern eher auf kleinere Unternehmen abzielen.
Wohnungswirtschaft begrüßt das Härtefallprogramm
Die Wohnungswirtschaft lobte die Ankündigung der Bundesregierung. „Das Härtefallprogramm für Wohnungsunternehmen ist das richtige Mittel zur richtigen Zeit, um den Unternehmen beizustehen“, sagte Dirk Salewski, Präsident des Bundesverbandes freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Wohnungsunternehmen müssten bei den Energieversorgen für ihre Mieterinnen und Mieter in Vorleistung gehen, die Abschlagszahlungen seien aber oft noch auf dem alten, geringen Niveau.
„Das hat die Liquidität vieler Unternehmen stark eingeschränkt“, sagte er dem RND. Wirtschaftliche Unsicherheit schwäche und lähme die Unternehmen und verhindere nötige Investitionen. „Die stark gestiegenen Energiekosten haben zu großen Belastungen der Wohnungsunternehmen geführt und werden jetzt durch das Härtefallprogramm abgefedert. Das beweist: Schnelle, pragmatische Lösungen sind nötig und möglich“, so Salewski.
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In 88 Wohnungen in Nordhannover war es eine bitterkalte Winterwoche. Die längst veraltete Heizungsanlage war ausgefallen. Erst nachdem diese Redaktion zu dem Vorfall anfragte, ging die Reparatur plötzlich ganz schnell.
Auch der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) hatte sich bereits lobend geäußert. Das Programm sei eine „hervorragende Lösung für Wohnungsunternehmen, denen unverschuldet Zahlungsengpässe drohten. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Landesförderinstitute zugunsten der sozial orientierten Wohnungsunternehmen und ihrer Mietern handeln und bei der Umsetzung des Härtefallprogramms weder Bearbeitungsgebühren noch Zinsen erheben“, sagte Präsident Axel Gedaschko.