Elon Musks Imageschaden: der Milliardär und die schlechten Nachrichten
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Elon Musk kommt im Justizzentrum in Wilmington an.
© Quelle: Matt Rourke/AP/dpa
Washington. Der reichste Mann der Welt heißt nicht mehr Elon Musk. Seit er im April dieses Jahres den Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter angekündigt hatte, verlor das Flaggschiff seiner Unternehmungen, der Autobauer Tesla, rund die Hälfte des Marktwerts – und mit ihm sein größter Aktionär ein Vermögen. Den Titel in den unabhängigen Rankings von Bloomberg und „Forbes“ trägt nun der Franzose Bernard Arnault, der den Luxusmarkenkonzern LVMH anführt.
Der Fall des Mannes, der sich in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC offiziell nicht als „CEO“, sondern als „Technoking“ von Tesla bezeichnet, ist tief. Selbst seine Fans sind besorgt, dass er sich mit der 44-Milliarden-Dollar-Übernahme des Kurznachrichtendienstes verhoben hat. Investoren appellieren via Twitter an Musk, sich endlich wieder um den Quell seines Wohlstandes zu kümmern.
Elon Musk: Gesperrte Journalisten-Accounts sollen wieder freigeschaltet werden
Twitter hatte am Donnerstag die Konten mehrerer US-Journalisten gesperrt, die kürzlich über Techmilliardär und Twitter-Chef Elon Musk berichtet haben.
© Quelle: Reuters
Sein Tesla-Reich ist für den Technoking seit der offiziellen Übernahme des elektronischen Netzwerks zur Nebensache geworden. Darauf deuten die Aktivitäten Musks hin, der wiederholt Fotos postet, die ihn bei der Arbeit in der Twitter-Zentrale von San Francisco zeigen, und ein nicht enden wollender Strom schlechter Nachrichten, die Kritiker und Kritikerinnen an der mentalen Verfassung des Milliardärs zweifeln lassen.
Immer mehr Investoren zweifeln an Musks Erfolg
Vielleicht auch deshalb brach er am Dienstag einen Audiochat ab, bei dem sich mehr als 300.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zugeschaltet hatten. „Ich muss zu einem Tesla-Treffen“, erklärte er das abrupte Ende. Er sei jetzt schon zu spät. Kurz darauf versprach er den Anteilseignern, er werde „sicherstellen, dass Tesla-Aktionäre langfristig von Twitter profitieren“.
Gary Black gehört zu der wachsenden Gruppe einflussreicher Investoren, die daran grundsätzlich zweifeln. Es werde Zeit, dass Musk jemanden finde, der den Kurznachrichtendienst für ihn manage, und sich wieder auf Tesla konzentriere. Wenig hilfreich seien auch die öffentlichen Einlassungen des Technokings. „Seine politischen Ansichten schaden dem Ansehen der Elektroautos“, twitterte Black. „Die Kunden wollen nicht, dass ihre Autos kontrovers sind.“
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Chips im Gehirn: Was Elon Musk mit Neuralink plant
Lassen sich Computer bald schon mithilfe von Gedanken steuern? Techmilliardär Elon Musk hat mit seiner Firma Neuralink Gehirnchips entwickelt, die genau das ermöglichen sollen. Und er ist nicht der Einzige: Zwei weitere Unternehmen forschen auf diesem Gebiet.
Die Marktforscher von Morning Consult haben bereits einen Einbruch der Popularität Teslas bei der bisherigen Kernkundschaft – wohlhabende Käufer aus den liberalen Eliten der USA – festgemacht. Der Schauspieler Billy Baldwin startete eine Kampagne, die unter #BoycottTesla den Trend reflektiert. Eines solchen hätte es in Deutschland nicht bedurft. Darauf deutet eine Umfrage des „Spiegels“ hin, die das traurige Image des Unternehmens dokumentiert. Trotz Großinvestitionen in die Gigafactory von Grünheide in Brandenburg finden mehr als zwei von drei Deutschen (69 Prozent) die Marke „weniger“ oder „gar nicht sympathisch“.
Verhalten des exzentrischen Milliardärs verstärkt den Imageschaden
Das Verhalten des exzentrischen Milliardärs seit der Twitter-Übernahme im Oktober hat den Imageschaden nach Ansicht von Analysten verstärkt.
Binnen Wochen verlor Musk mehr als zwei Drittel der einst 7500 Angestellten; er feuerte die einen, die anderen gingen freiwillig. Zentrale Abteilungen in der Zentrale von San Francisco haben aufgehört zu bestehen, weil kaum mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geblieben sind. Die Moderation von Inhalten hängt zunehmend von Algorithmen ab, seit Musk die Verträge mit Tausenden Freiberuflern kündigte, die illegale Tweets gesichtet und gelöscht hatten. Dann löste er den „Sicherheitsrat“ auf, der die Regeln des Kurznachrichtendienstes überwachen half.
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Während er den Sicherheitschef Joel Roth vor die Tür setzte, hieß er wegen Hetze verbannte Prominente wie Donald Trump willkommen zurück. Twitter erlaubte auch Tausenden Rechtsextremisten, Rassisten, Verschwörungstheoretikern und Covid-Leugnern, wieder aktiv zu werden. Er rollte dem antisemitischen Qanon-Kult persönlich den roten Teppich aus, als er Anfang der Woche ein weißes Kaninchen mit der Aufforderung „Follow“ twitterte. Ein Symbol, das die Anhänger nur zu gut verstehen.
Musk verunglimpfte Topvirologen Anthony Fauci
Gleichzeitig verunglimpfte Musk den Topvirologen der Regierung Anthony Fauci, agitierte auf Twitter gegen Menschen, die ihre geschlechtliche Identität selbst bestimmen wollen, und suggerierte fälschlicherweise, der gefeuerte Roth habe Sympathie für Pädophile. Eine Anspielung auf ein zentrales Thema der antisemitischen Qanon-Bewegung, deren Anhänger an die Wiederauflage einer modernen Version des Ritualmords an Christenkindern glauben.
Bei einem Auftritt in San Francisco musste Musk für seine Eskapaden minutenlange Buhrufe über sich ergehen lassen. Prominente wie Elton John, Jim Carrey oder Whoopi Goldberg kündigten demonstrativ ihre Twitter-Konten. Und, viel gravierender, mehr als die Hälfte der 100 wichtigsten Werbekunden stornierte ihre Buchungen auf dem Kurznachrichtendienst.
Elon Musk verkauft weitere Tesla-Anteile im Milliardenwert
Zwischen dem 12. und 14. Dezember verkaufte Musk fast 22 Millionen Aktien für insgesamt knapp 3,6 Milliarden Dollar.
© Quelle: dpa
Der Ausblick für 2023 ist so düster, dass die Banken, die 13 Milliarden Dollar für die Übernahme von Twitter lockermachten, laut Recherchen von Reuters bestenfalls einen Teil des Geldes zurückerwarten. Musk zeigt sich ungerührt. Er sei ein radikaler Anhänger der Meinungsfreiheit, begründet der Milliardär sein Vorgehen.
Diese hört allerdings auf, wenn es um ihn selbst geht. Am Mittwoch verbannte Twitter den 20-jährigen Jack Sweeney, der die Flugbewegungen Musks unter @ElonJet in Echtzeit verfolgt. Möglich machen dies öffentlich zugängliche Flugdaten, die der Student für seine 530.000 „Anhänger“ aufbereitet. Der „Freie-Rede-Absolutist“ ließ das Konto ebenso sperren wie die Weiterleitung von Links zu Instagram. Auf eine Erklärung des Technokings wartet Sweeny bis heute.