Elon Musk: So tickt der Tesla-Boss
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Tesla-Chef Elon Musk ließ verlauten, dass der Elektroauto-Vorreiter seine neue Fabrik in Deutschland bauen wird.
© Quelle: imago images/McPHOTO/Xinhua/Google Maps/Montage RND
Natürlich Twitter. Hier fühlt sich Elon Musk (48) am wohlsten. Immer wieder nutzt der Tesla-Boss den Kurznachrichtendienst, um seine Sicht auf die Welt zu verbreiten. So auch gestern Abend, nachdem der exzentrische Unternehmer bei der Veranstaltung „Das Goldene Lenkrad“ in Berlin die Katze aus dem Sack gelassen hat: Tesla plant, nahe der Hauptstadt eine Großfabrik für den europäischen Markt aus dem Boden zu stampfen. Tausende Arbeitsplätze sollen entstehen. „GIGA BERLIN“, twitterte Musk später – umrahmt von schwarz-rot-goldenen Herzen.
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Für Musks Verhältnisse war das eine geradezu nüchterne Ankündigung. Und dennoch: Kein deutscher CEO würde wohl auf die Idee kommen, sich so auszudrücken. Zu flapsig, zu schrill – vermeintlich. In den Chefetagen der Dax-Konzerne und den dazugehörenden Kommunikationsabteilungen geht es, nun ja, eher steif zu.
Doch Musk ist anders. 30 Millionen Menschen folgen ihm auf Twitter. Sein Vermögen wird auf rund 19 Milliarden Euro geschätzt. Nach dem Verkauf von Paypal an Ebay, mit gerade mal 31 Jahren, war er schon Multimillionär. Der Computerfreak Musk hatte ein Onlinebankingunternehmen gegründet, das in dem Bezahldienst aufging. 180 Millionen Euro kassierte er seinerzeit für den Ebay-Deal. Das Geld steckte er gleich wieder in die nächsten Projekte: Mit SpaceX baut Musk Weltraumraketen. Und mit dem Autobauer Tesla fordert er die deutschen Platzhirsche Volkswagen, Daimler und BMW heraus.
Immer größer, schneller, besser: Das scheint die Maxime von Elon Musk zu sein, der 1971 geboren und in Südafrika aufgewachsen ist. Als Musk neun Jahre alt ist, trennen sich die Eltern. Die Kindheit beim Vater, der ihn und seine Geschwister fortan alleine großzieht, soll hart gewesen sein. Schon damals interessiert er sich für elektrische Autos und das Weltall, hat die besondere Gabe, sich große Mengen Informationen zu merken. Eine Fähigkeit, die er sich laut seinem Biografen Ashlee Vance bis heute bewahrt hat. Mit 17 Jahren zog es Musk nach Kanada, wo er Physik und Wirtschaftswissenschaften studierte. Sein Unternehmergeist zeigte sich schon damals: Das Doktorandenprogramm schmiss er – und ging ins Silicon Valley. Musk ist das, was man einen Workaholic nennt. Bis zu 85 Stunden arbeite er pro Woche, schreibt Biograf Vance. Häufig übernachte er auch im Büro.
Elon Musk: Für die einen Visionär, für die anderen ein Aufschneider
Musk ist extrem ehrgeizig. Und er polarisiert. Seine Bewunderer sehen in ihm einen Visionär, das Genie, das die Autobranche komplett umkrempelt. Weg von Verbrennungsmotoren, hin zum Elektroantrieb. Für seine Gegner ist Musk ein Aufschneider, bestenfalls ein PR-Profi, der es immer wieder schafft, sich und seine Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen. Was ihm selbst Kritiker nicht absprechen können: Er denkt groß. Musk will nicht nur Raketen bauen, nein, sie sollen auch gleich Menschen zum Mars bringen. Nur Autos zu bauen ist ihm zu wenig. Musk möchte – wenn schon, denn schon – die ganze Industrie umwälzen. An Tesla soll in Zukunft niemand vorbeikommen.
Dabei war lange Zeit nicht klar, wie robust das Geschäftsmodell des Autobauers überhaupt ist. Immer wieder rutschte das Unternehmen in die roten Zahlen, die Produktion stockte, Autos konnten nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Musk verklagte ehemalige Angestellte wegen Sabotage, die klagten prompt zurück. Tesla war ein Garant für Schlagzeilen – allerdings für negative.
Elon Musk und Twitter: Er kann's nicht lassen
Für reichlich Wirbel sorgen immer wieder Musks Aktivitäten bei Twitter. So beleidigte er den britischen Höhlenforscher Vernon Unsworth, der im Sommer 2018 an der weltweit Aufsehen erregenden Rettungsaktion einer thailändischen Jungs-Fußballmannschaft aus einer überschwemmten Höhle beteiligt war. Ein „Pädo-Typ“ sei er, twitterte Musk – und musste sich prompt vor einem Gericht in Los Angeles verantworten. Seine Twitterei rief auch die amerikanische Börsenaufsicht SEC auf den Plan. Musk sinnierte im letzten Jahr darüber, Tesla von der Börse zu nehmen, die Aktienmärkte waren in Aufruhr. SEC warf dem Tesla-Boss eine Irreführung der Aktionäre vor – Musk musste als Aufsichtsratschef zurücktreten. Schon mehrmals kündigte der Tesla-Chef an, sich von Twitter zu verabschieden. Und blieb doch.
Musk und Tesla überraschten Analysten
Musk schafft es, Freund und Feind immer wieder zu überraschen. Entgegen aller Erwartungen vermeldete Tesla im dritten Quartal schwarze Zahlen. Das Unternehmen verbuchte einen Gewinn von 143 Millionen US-Dollar. Genau das hatte Musk versprochen. Doch Analysten und Anleger waren skeptisch. Immer wieder belasten Großprojekte wie der Bau einer neuen Fabrik in China die Bilanz des Autobauers. Und jetzt auch noch Berlin. Nahe des Hauptstadtflughafens BER will Musk seine Gigafactory aufziehen. Ende 2021 soll sie in Betrieb gehen. Das Model Y, ein Kompakt-SUV, ist das erste Fahrzeug, das im Werk vom Band laufen wird, teilte Musk mit – natürlich bei Twitter.
Bei der Preisverleihung „Das Goldene Lenkrad“ gestern Abend in Berlin konnte sich der Tesla-Chef ein paar Spitzen rund um den neuen Standort nicht verkneifen. „Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als beim Flughafen“, sagte Musk. Klar, ein Witz. Dass der ehrgeizige Tesla-Chef sich nicht mit dem Pannen-Airport BER messen will, dürfte ohnehin jedem klar sein.
Seine wahren Fixpunkte liegen weiter weg. In Wolfsburg, Stuttgart und München.