Die nächste Millionenstrafe: Wird Bayers Monsanto-Problem jetzt noch größer?

Die Blätter zerstört, die Früchte beschädigt: Aus Sicht eines US-Gerichts in Missouri sind das Folgen eines Unkrautvernichtereinsatzes.

Die Blätter zerstört, die Früchte beschädigt: Aus Sicht eines US-Gerichts in Missouri sind das Folgen eines Unkrautvernichtereinsatzes.

Glyphosat und nun auch Dicamba: Erneut kommt ein Unkrautvernichter des US-Herstellers Monsanto deutsche Chemiekonzerne teuer zu stehen. 265 Millionen Dollar sollen BASF und Bayer zahlen, weil das Totalherbizid Dicamba die Pfirsichernte eines Landwirts zerstört hat, so die Entscheidung eines US-Gerichts in Missouri. Doch wie hart trifft das die Konzerne überhaupt?

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Worum ging es bei dem Prozess?

Geklagt hatte ein Pfirsichanbauer, dessen Obsternte durch Dicamba zerstört worden war. Dicamba ist ein Unkrautvernichtungsmittel, das als Totalherbizid alles zerstört, was nicht per Genmodifikation vor dem Wirkstoff geschützt wurde. Im Fall des klagenden Landwirts ist Dicamba wohl von einem benachbarten Baumwollfeld zu den Obstbäumen geweht worden – woraufhin die Ernte ausfiel. Den Schaden bezifferte er auf 21 Millionen Dollar, Schadensersatz forderte er von BASF und Bayer, die Dicamba in den USA vertreiben. Das Geschworenengericht gab ihm recht.

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Wie hart trifft das Urteil die Unternehmen?

Der Schadensersatz in Höhe von 15 Millionen Dollar für den Ernteverlust ist für die Chemiegiganten ebenso verschmerzbar wie die 250 Millionen Dollar Strafe, die einer Wiederholung der Tat vorbeugen sollen – zumal gegen das Urteil noch Rechtsmittel eingelegt werden können, was Bayer und BASF auch angekündigt haben. Allerdings laufen laut “Handelsblatt” noch 37 weitere Dicamba-Verfahren, was große Risiken birgt. Die Börsenkurse von Bayer und BASF gaben deshalb nach Bekanntwerden der Entscheidung nach, wobei es Bayer härter traf. Der Kurs stürzte zwischen Handelsschluss am Freitag und Handelsbeginn am Montag von 77,29 Euro je Aktie auf 74,50 Euro ab. Mittlerweile erholt sich die Aktie aber leicht.

Warum stehen Bayer und BASF für ein Monsanto-Mittel gerade?

Bayer und BASF vertreiben Dicamba in den USA – und sind nach Ansicht des Gerichts offenbar beide verantwortlich. Allerdings ist unklar, wie der Schadensersatz zwischen den beiden Konzernen aufgeteilt werden soll: BASF ist lediglich für den Vertrieb zuständig, während Bayer seit 2018 Eigentümer von Monsanto ist. Seitdem müssen die Leverkusener für Klagen gegen Monsanto geradestehen – was große Risiken birgt, weil nicht nur Dicamba zu einer Klagewelle geführt hat, sondern auch der viel weiter verbreitete Unkrautvernichter Glyphosat von Monsanto. Dieser steht im Verdacht, Krebs zu erregen, was ungleich höhere Strafen mit sich bringen könnte.

Wie geht es bei den Glyphosat-Prozessen weiter?

Das ist unklar: Wie das “Handelsblatt” berichtet, feilen die Anwälte von Bayer derzeit an einer außergerichtlichen Einigung mit tausenden Klägern, die ihre Krebserkrankung auf den Glyphosat-Wirkstoff Roundup zurückführen. Eine Lösung wird demnach bis zur Hauptversammlung im April erwartet, eine Vergleichssumme von bis zu 10 Milliarden Dollar steht im Raum. Das wäre auch für einen Giganten wie Bayer viel Geld – allerdings könnten so weitere Klagewellen vermieden werden.

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War der Monsanto-Kauf ein Fehler?

Seit dem Kauf des US-Konzerns Monsanto wird Kritik an Bayer laut, weil das deutsche Unternehmen die Prozessrisiken als Folge des Monsanto-Geschäfts unterschätzt haben könnte. Darüber sind sich Analysten allerdings uneins – zumal die Tragweite der Klagen gegen Monsanto zum Zeitpunkt der Übernahme schwer abzuschätzen war.

Streng genommen gilt das bis heute, denn ein eindeutiger wissenschaftlicher Beweis über die krebserregende Wirkung des Glyphosat-Wirkstoffs steht aus. Die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Krebsforschungsagentur IARC hält das Mittel für möglicherweise krebserregend, deutsche und europäische Behörden kamen zu gegenteiligen Einschätzungen. Und auch in der Wissenschaft steht oft Studie gegen Studie – wobei der Verdacht besteht, dass Monsanto heimlich Wissenschaftler beeinflusst haben könnte.

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RND/dpa/hö



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