Krise auf dem Automarkt: Die Last tragen die Zulieferer
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In vielen Autofabriken wird wegen Teilemangels kurzgearbeitet.
© Quelle: imago/Rainer Weisflog
Hannover. Die Autohersteller scheinen gerade Wunder zu vollbringen. Auf der einen Seite bricht ihnen das Geschäft weg, weil Elektrobauteile fehlen. Kurzarbeit, geschlossene Werke, die Verkaufszahlen in Deutschland sind niedriger als im katastrophalen Corona-Jahr 2020 – es sieht düster aus. Und trotzdem glänzen die Zahlen, viele große Hersteller fahren Rekordgewinne ein.
Plötzlich sind Autos knapp und teuer
Das ist kein Zufall. Die Engpässe erzwingen, was Automarken oft angekündigt, aber selten umgesetzt haben: Es gibt keine Überproduktion, die zu Niedrigpreisen in den Markt gedrückt werden müsste. Der ewige Kampf um die Auslastung der überdimensionierten europäischen Autofabriken hat Zwangspause, Autos sind plötzlich knapp und teuer. Massenentlassungen sind trotzdem nicht nötig – dank Kurzarbeitergeld von der Arbeitslosenversicherung. Für den Moment kann mancher Autoboss dieser Konstellation sicher etwas abgewinnen.
Doch den Preis zahlen andere: Das Wunder sollen in Wahrheit die Zulieferer vollbringen, denn vor allem auf deren Kosten geht die Flexibilität der Hersteller. Sie federn die Spannungen in der Lieferkette ab, stecken steigende Rohstoffpreise weg und schreiben Lagerbestände ab, weil buchstäblich von heute auf morgen die Produktion Pause macht. Sie sind es in der Regel auch, die die Halbleiter nicht bekommen – dafür aber Druck von ihren Kunden. Und wer nicht für Premiummodelle liefert, die gerade bevorzugt gebaut werden, kann gleich einpacken.
Viele kämpfen um die Existenz
Das Verhältnis zwischen den ungleichen Partnern der Autoindustrie war nie einfach – aber selten so schwierig wie jetzt. Für viele Zulieferer geht es wegen des technologischen Umbruchs ohnehin um die Existenz. Die Hersteller müssen ihnen wenigstens die Luft lassen, die akuten Probleme zu bewältigen. Das gilt schon aus Eigeninteresse, denn jeden Erfolg, für den sich die großen Marken feiern, verdanken sie mindestens zur Hälfte ihren Zulieferern.