Trotz des 9-Euro-Tickets

Neuer Fahrplan, höhere Preise: An zwei Stellen wird’s bei der Bahn teurer

Reisende am Bahnhof: Die Bahn hat mal wieder die Preise erhöht – dieses Mal für Reservierungen und die Fahrradmitnahme.

Reisende am Bahnhof: Die Bahn hat mal wieder die Preise erhöht – dieses Mal für Reservierungen und die Fahrradmitnahme.

Berlin. Bahnfahren für 9 Euro – seit zwei Wochen geht das. Theoretisch können Reisende mit dem 9-Euro-Ticket sogar durch die ganze Republik fahren, allerdings nur im Regionalverkehr. Für viele Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer bedeutet das rabattierte Ticket eine deutliche Ersparnis.

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Jedoch hat die Deutsche Bahn die Gunst der Stunde genutzt und unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit an anderer Stelle ihre Preise angehoben. Mit der Einführung des neuen Sommerfahrplans am 12. Juni sind zwei Services teurer geworden: Reservierungen und die Mitnahme von Fahrrädern.

Die Tram fährt im Bankenviertel Kirchberg in Luxemburg.

Kostenloser ÖPNV: Was Deutschland von Luxemburg lernen kann

Für 9 Euro einen Monat lang den kompletten Nahverkehr nutzen – viele Deutsche steigen deshalb derzeit auf Bus und Bahn um. In ganz Luxemburg muss für Bus und Zug gar nichts mehr gezahlt werden.

So müssen Bahnkunden in der 2. Klasse ab sofort 4,50 Euro zahlen, wenn sie sich bei der Buchung einen Platz reservieren wollen. Zuletzt hatten die Kosten bei 4 Euro gelegen, mit der Absenkung der Mehrwertsteuer auf Fernverkehrstickets Anfang 2020 hatte die Bahn das Reservierungsentgelt gesenkt. Nun wird wieder der alte Satz fällig. In der 1. Klasse ist eine Reservierung beim Kauf von Flexpreis- und Sparpreis-Tickets inklusive, kostet ohne gleichzeitigen Ticketkauf jedoch 5,90 Euro.

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Deutsche Bahn: Kommt das Fahrrad mit, steigen die Preise

Wesentlich deutlicher wird der Preisanstieg bei der Fahrradmitnahme im Fernverkehr. Jetzt verlangt die Bahn dafür nämlich 9 Euro. Für Reisende ohne Bahncard macht das „nur“ einen Euro mehr, denn vorher lag der Preis dort bei 8 Euro. Einen wesentlich schmerzhafteren Sprung müssen hingegen Inhaber einer Bahncard 25 oder 50 verkraften: Auch für sie kostet es nun 9 Euro, wenn sie ihr Fahrrad mitnehmen wollen. Zuvor hatten sie 5,40 Euro zahlen müssen. Einzig für Bahncard-100-Inhaberinnen und -Inhaber bleibt die Fahrradmitnahme im Fernverkehr ohne zusätzlichen Aufschlag.

Gleichzeitig bringt der Sommerfahrplan noch andere Neuerungen: So verspricht die Bahn, ihr Fernverkehrsangebot mit mehr Zügen, neuen Direktverbindungen und zusätzlichen Fahrten auszubauen. Beispielsweise soll Chemnitz wieder an das Fernverkehrsnetz angeschlossen werden; zweimal pro Tag fahren dann Intercity-Züge nach Dresden, Berlin und Rostock. Flensburg bekommt hingegen eine Direktverbindung nach Prag.

Außerdem soll über die Sommermonate das Angebot um zwei zusätzliche Verbindungen zwischen Warnemünde, Rostock und Berlin sowie eine Direktverbindung von Dresden nach Binz auf Rügen, beziehungsweise Stralsund, erweitert werden. Insgesamt steige das wöchentliche Platzangebot erstmals auf über drei Millionen Sitzplätze, teilt der Konzern mit.

Pfingstchaos mit 9-Euro-Ticket: Pro Bahn fordert „Sondervermögen für öffentlichen Verkehr“

Pfingsten war der erste Härtetest für das 9-Euro-Ticket. Aus Sicht von Pro Bahn muss die Politik aus den Fehlern lernen und handeln, vor allem finanziell.

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Fahrgastverband Pro Bahn zieht erste Bilanz zum 9-Euro-Ticket

Dass an einigen Stellen nun die Preise angezogen werden, sieht der Fahrgastverband Pro Bahn kritisch. Eine Verteuerung sei nie schön, sagt der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Besonders treffe es dabei die Bahncard-Kundinnen und -Kunden, die nun deutlich mehr für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr zahlen. „So reduziert sich gefühlsmäßig der Wert der Bahncard“, meint Naumann. Gleichzeitig werde dieser Preisanstieg der Bahn wohl nicht viele Einnahmen bescheren. Die Ein-Euro-Verteuerung bei Kundinnen und Kunden ohne Bahncard könne hingegen noch akzeptiert werden, so der Fahrgastvertreter.

Reise mit Hund: Was gilt beim 9-Euro-Ticket?

Da gibt die Bahn klare Regeln vor: „Für Hunde kann grundsätzlich kein 9-Euro-Ticket erworben werden“, teilt der Konzern mit. Natürlich ist die Fahrt mit Hund - wie sonst auch - aber möglich: Hier verweist die Bahn im Nahverkehr auf die jeweiligen Bestimmungen, die je nach Verbund abweichen können. So gilt beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) etwa: Ist der Hund klein und in einem „geeigneten Behältnis“, darf er kostenlos mitfahren, bei größeren Hunden muss hingegen eine ermäßigte Fahrkarte gezogen werden. Im Fernverkehr der Bahn kommt es ebenfalls auf die Größe des Hundes an: Ist er größer als eine Hauskatze, muss eine Kinderfahrkarte gekauft werden. Kleine Hunde (und auch andere Tiere) dürfen in Behältnissen wie Tierboxen ohne zusätzliches Ticket mitgenommen werden.

Zwei Wochen nach Einführung des 9-Euro-Tickets zieht er im Gespräch mit dem RND eine kleine Zwischenbilanz, die gemischt ausfällt. „Das 9-Euro-Ticket hat den öffentlichen Personennahverkehr gut ins Gespräch gebracht“, räumt Naumann ein. Es habe bei manchen Pendlerinnen und Pendlern sogar dazu geführt, das ÖNPV-Angebot neu zu nutzen.

Gleichzeitig spart der Fahrgastvertreter jedoch nicht mit Kritik: „Wenn ich Freibier ausschenke, muss ich vorher genügend Gläser haben“, sagt er. „Da nützen volle Fässer auch nichts.“ Gerade beliebte Strecken seien derzeit sehr ausgelastet. „Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, wo die Grenzen der Kapazität sind.“

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Naumann kritisiert zudem, dass das Angebot vielen gar nichts bringe. Ob Menschen im ländlichen Raum, für die Bus und Bahn keine echte Alternative sind, oder Fernpendlerinnen und Fernpendler, die beispielsweise die Strecke Berlin-Wolfsburg stemmen: „Es gibt größere Gruppen, die gar nicht davon profitieren.“

Vielmehr hätte man koordinierte Angebote schaffen sollen, die auf dem aufbauen, was bereits vorhanden war, findet Naumann. Etwa durch eine Vergünstigung der Ländertickets oder spezifische Aboangebote für Pendler.

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Hinweis: In einer früheren Version hieß es, die Reservierung für die 1. Klasse koste 5,90 Euro. Das bezog sich jedoch nur auf den Preis ohne gleichzeitigen Ticketkauf. Die Passage wurde präzisiert.

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