Delivery Hero verliert Kampf gegen Lieferando: Dax-Lieferdienst zieht sich aus Deutschland zurück

Der Dax-Konzern Delivery Hero kündigte den Rückzug aus dem Liefergeschäft in Deutschland an.

Der Dax-Konzern Delivery Hero kündigte den Rückzug aus dem Liefergeschäft in Deutschland an.

Berlin. Der Online-Anbieter Delivery Hero stellt seinen Essenslieferdienst im Heimatmarkt Deutschland schon nach kurzer Zeit wieder ein. Am Mittwoch gab der Konzern überraschend bekannt, das Foodpanda-Geschäft in der Bundesrepublik angesichts der scharfen Konkurrenz durch Lieferando, Wolt, Uber Eats, Flink und Gorillas wieder dicht zu machen. Das Unternehmen werde die Tätigkeiten in sechs deutschen Städten beenden und dann in Berlin nur noch eine Entwicklungsabteilung haben, teilte Delivery Hero mit.

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Erst im Mai hatten die Berliner angekündigt, wieder einen Lieferdienst in deutschen Städten anbieten zu wollen. Der Schritt erlaube es nun, Mittel auf attraktive Wachstumschancen in anderen Märkten und Geschäften zu verlagern, hieß es vom Dax-Konzern. Das Foodpanda-Geschäft in Japan soll zudem im ersten Quartal 2022 verkauft werden.

„Echter Mehrwert“ immer schwieriger

Wo möglich sollen Foodpanda-Beschäftigte in anderen Funktionen in der Delivery-Hero-Gruppe oder Partnern unterkommen, zudem sind Abfindungspakete geplant, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Die Entscheidungen für Deutschland und Japan seien nicht leicht gefallen, sagte Vorstandschef und Mitgründer Niklas Östberg. Es sei zunehmend schwieriger geworden, in den betroffenen Märkten einen „echten Mehrwert“ für die eigene Plattform zu schaffen.

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In den vergangenen Monaten hatten auch andere Anbieter ihr Engagement in Deutschland intensiviert. Neben Marktführer Just Eat Takeaway (Lieferando) will auch der US-Fahrdienstvermittler Uber mit seinem Dienst Uber Eats in Deutschland stärker Fuß fassen. Darüber hinaus strebt der US-Anbieter Doordash unter anderem mit dem geplanten Zukauf des finnischen Anbieters Wolt nach Europa und Deutschland.

Aktionäre begrüßen Entscheidung

Am Aktienmarkt kam der Schritt gut an. Die Titel von Delivery Hero kletterten mehr als fünf Prozent. Seit der Ankündigung des Deutschland-Starts im Juni hatte das Papier 14 Prozent verloren, während der Dax in der Zeit fast unverändert blieb. Für den Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com, der nun weniger Konkurrenz hat, ging es mehr als vier Prozent nach oben. Nach dem Verkauf des Deutschland-Geschäfts an Just Eat Takeaway.com war das international tätige Unternehmen fast zwei Jahre lange nicht in Deutschland aktiv gewesen. Lieferando hat sich während der Abwesenheit zum klaren Branchenprimus hierzulande gemausert, was Östberg stets ein Dorn im Auge war.

Essenslieferdienste aber auch die rasant wachsenden Liefer-Startups wie Gorillas oder Flink profitieren davon, dass immer mehr Menschen nicht nur Restaurantmahlzeiten bestellen sondern auch Lebensmittel im Netz kaufen und sich schnellstmöglich liefern lassen wollen. Dafür benötigen die Anbieter ein ausgefeiltes Logistiknetz und möglichst viele Fahrer, die meist auf Fahrrädern durch die Städte rasen. Während allerdings Just Eat Takeaway.com und Delivery Hero am Aktienmarkt notiert sind und regelmäßig Einblick in ihre Geschäfte geben müssen, können Flink und Co. ihr Geld aus den immer größer werdenden Finanzierungsrunden unter dem Radar der Öffentlichkeit einsetzen.

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Verluste bei Delivery Hero

Delivery Hero muss sich seit Jahren für seine Verluste verantworten. Allein im vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro. Auch im laufenden Jahr wird Delivery Hero tiefrote Zahlen schreiben.

Nun will Delivery Hero nur noch in Berlin ein „Innovationszentrum“ betreiben. Östberg sagte dazu: „Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit größerem Potenzial verfolgen.“ Delivery Hero hatte noch Mitte November mit Verweis auf die starke Nachfrage angekündigt, in weitere deutsche Städte expandieren zu wollen.

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Seit dem Sommer hat sich die Situation in Deutschland allerdings drastisch geändert. Der US-Branchenprimus DoorDash übernahm Wolt für sieben Milliarden Euro und investierte wiederum in Flink, während die Berliner bei Gorillas einstiegen. Zudem liefert Uber Eats verstärkt in Deutschland aus. Experten sagen für das kommende Jahr eine weitere Konsolidierung in dem hart umkämpften Markt voraus, der auch unter dem Mangel an Fahrern leidet.

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RND/dpa/Reuters

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