Firmen zahlen so viel Dividende wie noch nie
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Bei schwacher Kursentwicklung bieten Dividenden Stabilität.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Hannover. Was die Konjunktur nicht schafft, ist bei den Dividenden gelungen: die V-förmige Erholung nach der Krise. Nach einer Untersuchung von Allianz Global Investors sind die Dividenden in Europa schon im vergangenen Jahr wieder auf Rekordhöhe gestiegen, und in diesem Jahr dürfte es noch einmal weiter aufwärts gehen, sagt Jörg de Vries-Hippen, Investmentchef für Europa bei der Tochter des Allianz-Konzerns.
Kürzungen zu Beginn der Pandemie
Bei den Dividenden wurde die Pandemie gleich zu Beginn abgehakt: Als sich Corona im Frühjahr 2020 ausbreitete, kürzten viele Unternehmen vorsorglich die Ausschüttung für das Vorkrisenjahr 2019 – die Kasse sollte geschont werden. Das wurde trotz der folgenden Gewinneinbrüche ein Jahr später aber schon wieder nachgeholt: Die Dividenden kletterten im Frühjahr 2021 um ein Drittel auf einen Höchststand. Die 432 Unternehmen im Index MSCI Europe zahlten für 2020 rund 378 Milliarden Euro Gewinnbeteiligung an ihre Aktionärinnen und Aktionäre aus.
„Und 2022 dürfte es weiter nach oben gehen auf einen Rekordwert von rund 410 Milliarden Euro“, sagt de Vries-Hippen. Das entspräche europaweit einem Plus von 8 Prozent, in Deutschland, Frankreich und Italien sei noch etwas mehr zu erwarten. Spanischen Unternehmen traut er in diesem Jahr Dividendenerhöhungen von 15 bis 20 Prozent zu.
Hohe Einstiegspreise drücken Rendite
Es gibt allerdings auch einen Wermutstropfen. Weil die Kurse zum Teil noch deutlich stärker gestiegen sind, schrumpft die so genannte Dividendenrendite: Anleger müssen oft deutlich mehr für eine Aktie ausgeben als vor einem Jahr, um sich eine leicht erhöhte Dividende zu sichern. Auf 2,5 Prozent sei die Dividendenrendite europäischer Aktien im Durchschnitt geschrumpft, rechnet Studienautor Hans-Jörg Naumer vor. Kostet eine Aktie also 100 Euro, bringt sie im Schnitt 2,50 Euro Gewinnausschüttung pro Jahr.
Allein das ist aber schon mehr als bei anderen Anlagen – unabhängig von möglichen Kurssteigerungen der Aktie, die noch hinzukommen können. Naumer verweist zum Vergleich auf zehnjährige Bundesanleihen, deren Rendite seit Jahren negativ ist. Vor wenigen Tagen stieg sie erstmals seit 2018 über null, fiel aber schnell wieder unter diese Marke.
Ein Drittel der Erträge aus Dividende
„Wie bereits in der Vergangenheit trugen Dividenden substanziell zur Rendite von Aktien bei“, sagt Naumer. Im Zeitraum 1976 bis Ende 2021 hätten Aktienanleger rund ein Drittel ihrer Erträge den Dividenden zu verdanken und zwei Drittel den Kurssteigerungen. Deshalb kämen auch sicherheitsorientierte Anleger nicht an Aktien vorbei. Deren Ausschüttungen brächten auch in Jahren mit schwacher Kursentwicklung Stabilität. Zudem schwankten die Kurse bei dividendenstarken Unternehmen deutlich weniger als bei anderen Aktien.
In einer Zeit allgegenwärtiger Disruption ist eines verlässlich: Kapitaleinkommen durch Dividenden.
Hans-Jörg Naumer
Leiter Kapitalmarktanalyse Allianz Global Investors
„In einer Zeit allgegenwärtiger Disruption – Stichworte Künstliche Intelligenz und Robotik, Grünes Wachstum, Klimawandel sowie Pandemie – ist eines verlässlich: Kapitaleinkommen durch Dividenden“, sagt Naumer. „Krisen perlen hieran zwar nicht ab“, aber Dividenden böten eine Verlässlichkeit, die gerade in diesen Zeiten willkommen sei.