Werden Coronaviren durch Bargeld übertragen? Fragen und Antworten

Werden Coronaviren durch Bargeld übertragen?

Werden Coronaviren durch Bargeld übertragen?

Berlin. Den Deutschen ist ihr Bargeld bisher lieb und teuer - weniger als in anderen europäischen Ländern setzen sie auf Kartenzahlung, vor allem bei kleinen Einkäufen. Im Zuge der Pandemie sind jedoch Zweifel aufgetaucht: Viele Menschen fragen sich, ob sie noch bedenkenlos mit Bargeld bezahlen können.

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Die Aussage eines Schweizer Seuchenzüchters sorgte jüngst für Verunsicherung: “Viren auf Banknoten können eine Gefahr darstellen, wenn man sich nach dem Anfassen nicht die Hände wäscht und ins Gesicht greift”, sagte Mark Witchi, Leiter der Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmaßnahmen im Schweizer Bundesamt für Gesundheit, der “Wirtschaftswoche”. Influenzaviren könnten beispielsweise bis zu 17 Tage auf Banknoten überleben, hätten seine Untersuchungen ergeben.

Sollten Verbraucher in Corona-Zeiten also vorsichtshalber auf Bargeld verzichten und auf andere Bezahlmöglichkeiten, wie etwa der Zahlung mit Giro- oder Kreditkarte, zurückgreifen?

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Coronavirus: Wie wahrscheinlich ist eine Ansteckung über Geldscheine und Münzen?

Deutsche Experten halten dagegen. Die Wahrscheinlichkeit, sich an Geldscheinen oder Münzen mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, ist nach ihrer Einschätzung sehr gering. Der Virologe Christian Drosten sagte in einem NDR-Podcast: “Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen."

Entscheidend für das Infektionsrisiko über Oberflächen ist die Empfindlichkeit des Virus gegen Eintrocknung. Dabei spielt eine Rolle, ob es sich um behüllte oder unbehüllte Viren handelt. Der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité erläuterte, bei Corona- und Influenzaviren handele es sich um behüllte Viren. Diese seien gegen Eintrocknung “extrem empfindlich”. Anders sei es bei Schnupfenviren, die unbehüllt und daher weniger empfindlich gegen Eintrocknung seien.

Unbehüllte Viren würden eher mit den Fingern in die Nase gebracht und könnten dort für Infektionen verantwortlich sein. Bei Coronaviren erfolge eine Infektion dagegen meist über den Rachen - “und wir stecken uns den Finger nicht in den Hals”, so Drosten.

Der Virologe verwies aber auch darauf, dass die Abläufe nicht abschließend erforscht seien: “Wahrscheinlich ist das so, dass diese Viren einfach schwerpunktmäßig mehr über Tröpfcheninfektion übertragen werden, weil sie eben eingeatmet werden müssen”. Deshalb spiele bei der aktuellen Coronaviruserkrankung die Kontaktübertragung eine geringere Rolle, als bei anderen Erkältungskrankheiten.

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Können Münzen und Geldscheine Corona übertragen?

Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit einer Infizierung über Bargeld, bleibt die grundsätzliche Frage zu klären, ob unbelebte Gegenstände, also auch Münzen und Geldscheine, Coronaviren übertragen können.

US-Forscher haben für eine neue Studie nachgewiesen, dass das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 mehrere Tage auf Oberflächen überdauern kann. Das lebensfähige Virus sei in Luftpartikeln bis zu drei Stunden nachweisbar gewesen, auf Kupferoberflächen bis zu vier Stunden und auf Pappe etwa einen Tag, schrieben die Forscher mehrerer Institute in der Studie, die im “New England Journal of Medicine” publiziert wurde.

Auf Kunststoff und Edelstahl konnten lebensfähige Coronaviren demnach noch nach zwei bis drei Tagen nachgewiesen werden. Geldscheine oder Münzen wurden für diese Studie allerdings nicht untersucht. Eine Übertragung von Coronaviren über Bargeld ist also, so wie bei den meisten Krankheitserregern, prinzipiell möglich.

Dennoch sind bislang keine Fälle von Corona-Patienten bekannt, die sich über Bargeld angesteckt haben. Laut Europäischer Zentralbank (EZB) gibt es “bislang (...) keinerlei Belege dafür, dass das Coronavirus über Banknoten übertragen wurde”. Das teilte eine EZB-Sprecherin auf Anfrage des Tagesspiegels mit. Auch die Sparkasse teilt Kunden auf ihrer Website mit, dass “Geldscheine nicht als Übertragungsweg gelten”. Dasselbe gelte überdies für Geldautomaten.

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Woraus bestehen Euro-Münzen? Und wie hygienisch ist Bargeld?

Euro-Münzen bestehen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung und Messing. Hauptbestandteil ist das Kupfer. Und genau das macht die Münzen zum “Bakterienkiller”, denn: “mit seinen freiwerdenden Ionen sorgt Kupfer dafür, dass kaum Keime auf der Münzoberfläche überleben”, wie der Bankenverband informiert.

Die 10-, 20- und 50-Cent-Stücke bestehen aus einer Verbindung aus Kupfer, Aluminium, Zink und Zinn; die 1-, 2- und 5-Cent-Stücke bestehen aus einem Eisenkern, der mit Kupfer ummantelt ist. Auch hier haben Bakterien also schlechte Überlebenschancen.

Etwas anders sieht die Sache bei Geldscheinen aus. Moderne Euro-Scheine bestehen aus Baumwollpapier, eine keimvernichtende Kupferschicht gibt es nicht. “Sauber” sind Münzen dagegen noch lange nicht. Im Gegenteil, sowohl auf Geldscheinen als auch Münzen sammeln sich zahlreiche Fäkalbakterien, Salmonellen und andere Krankheitserreger. Geld galt also auch schon vor Corona nicht unbedingt als hygienisch.

Einkaufen in Zeiten von Corona: Lieber mit Karte zahlen?

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Nutzung von Bargeld auch in der Corona-Krise bedenkenlos möglich ist. Solange auf die üblichen Hygieneregeln geachtet wird, gibt es keinen Grund, Einkäufe statt mit Bargeld lieber mit EC- oder Kreditkarte zu bezahlen. Schließlich müssen dafür Kartenlesegeräte bedient werden - und spätestens dort tummeln sich wieder eine Vielzahl an Erregern.

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Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt also, wo möglich, die kontaktlose Bezahlung per Smartphone-App oder Vorhalten der Karte. Ansonsten gilt: häufiges und gründliches Händewaschen und das Gesicht nicht mit den Händen zu berühren - umso mehr nach Kontakt zu unhygienischen Gegenständen. Nur so lässt sich die Virenübertragung auf Atemwege und Schleimhäute effektiv vermeiden.

Corona und Bargeld: Fazit

Eine Ansteckung mit dem Coronavirus über Bargeld ist nach Aussagen mehrerer Experten in Deutschland unwahrscheinlich. Kontaktübertragungen, etwa über Bargeld, spielen bei der Infizierung mit dem Erreger eine geringe Rolle. Der Greifswalder Hygienefacharzt Günter Kampf sieht zwar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, im unbelebten Umfeld von Covid-19-infizierten Personen Viren zu finden - etwa auf der Kleidung, auf Brillen und auch Geldscheinen.

Aber: “Ob das Material noch infektiös ist, weiß man nicht. Ob die Menge ausreicht, um über die Hände auf die Nasenschleimhaut übertragen zu werden und eine Infektion auszulösen, weiß man nicht”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ebenso unwahrscheinlich sei es übrigens, dass Viren beim Streicheln des Fells von Hunden und Katzen übertragen werden. “Theoretisch ja, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, geht gegen Null”, sagte Kampf.

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RND/dpa/pf

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