Butter wird billiger: Was hat es damit auf sich – und was heißt das für Milch, Joghurt und Co.?
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Butter wird in den meisten Supermärkten wieder deutlich billiger.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
An gestiegene Preise für Lebensmittel mussten sich Verbraucherinnen und Verbraucher in den vergangenen Monaten wohl oder übel gewöhnen. Jetzt wird ein wichtiges Produkt allerdings wieder billiger: Butter. Aldi, Norma und Kaufland haben die Preise für die 250-Gramm-Packung Markenbutter bereits gesenkt.
Bei Aldi kostet das Päckchen der Eigenmarke Milsani seit Mittwoch nur noch 1,59 statt 1,99 Euro, bei Norma und Kaufland gingen die Preise für die Eigenmarken ebenfalls um 20 Prozent runter. Auch Rewe und Edeka mit den Discountertöchtern Penny und Netto wollen nachziehen und kündigten Preissenkungen an.
Mehr Milchproduktion trifft auf Kaufzurückhaltung
Dass die Butter im Supermarkt billiger wird, hat mit Entwicklungen in der Milchbranche zu tun. „Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Und in der Tat gab es seit November mehr Milch in Deutschland und damit auch mehr Milchfett von den Höfen für die Herstellung von Butter“, sagte ein Sprecher des Milchindustrie-Verbandes (MIV). Ende 2022 habe die Steigerung bei Rohmilch 4 Prozent betragen.
Das größere Angebot traf auf gesunkene Nachfrage. Auf der Verbraucherseite fehle die Kaufkraft, so der Sprecher. Konsumenten würden im Zuge der Inflation und der gestiegenen Preise für Energie bei Lebensmitteln sparen. In der Folge hätten die Preise nachgegeben.
Butterverträge liefen aus
Zum 1. Februar liefen dann auch noch alte Butterverträge aus. Der Handel konnte dabei offenbar niedrigere Preise vereinbaren – wohl auch, weil er mit Blick auf das gestiegene Angebot gute Argumente hatte. Allerdings gibt der Milchindustrie-Verband zu bedenken: Welches Ergebnis bei den nächsten Verhandlungen erreicht werde, wisse man noch nicht. Mit neuen Preissteigerungen nach dem Ende der vierwöchigen Laufzeit rechnet der Verband allerdings nicht.
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Ottmar Ilchmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verweist darauf, dass bei Butter die Verträge deutlich kürzer laufen und öfter verhandelt werden als bei Frischmilch. Weil dort allerdings erst kürzlich verhandelt wurde, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher laut Ilchmann noch warten, bis sich an den Preisen etwas tun könnte. Doch er macht etwas Hoffnung: „Da die Anlieferung weiter hoch bleibt, rechne ich damit, dass die Verbraucherpreise bei Milch und Milchprodukten sinken“, sagt er.
Erzeugerpreise werden wohl sinken
Wie Ilchmann rechnet auch der Milchindustrie-Verband damit, dass die hohen Erzeugerpreise für Milch – Ende 2022 hatten sie 60 Cent pro Kilogramm erreicht – nicht auf diesem hohen Niveau bleiben werden. „Das wird Konsequenzen haben für die Rohmilchpreise, keine Frage“, sagte der Vorsitzende Peter Stahl. „Da wird es auch im Laufe des Jahres 2023 nach unten gehen.“ Zwar hängt der Preis, den die Verbraucher und Verbraucherinnen im Supermarkt zahlen, nicht allein vom Erzeugerpreis ab, sondern auch beispielsweise von der Preiskalkulation der Händler. Dennoch spiegelt sich das Auf und Ab der Erzeugerpreise in der Regel auch in den Verkaufspreisen im Supermarkt wider.
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Für Landwirte bedeutet das aber auch, dass sie mit weniger Einnahmen rechnen müssen und gleichzeitig gestiegene Kosten für Energie, Dünger oder Futtermittel haben. Um 10 bis 12 Cent pro Liter Milch hätten sich die Kosten erhöht, sagt Ilchmann.
Bauernverband warnt vor Billigpreistaktiken
Wohl auch deshalb zeigt sich der Bauernverband über die Entwicklung bei den Butterpreisen besorgt. „Ich hoffe, dass die aktuellen Preissenkungen bei Butter keine Vorboten sind zurück zu einer desaströsen Preispolitik im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“, sagte Vizepräsident Karsten Schmal der Deutschen Presse-Agentur. Billigpreistaktiken stünden im Widerspruch zum gesellschaftlich gewünschten Ziel, die Tierhaltung in Deutschland weiterzuentwickeln und noch mehr Tierwohl umzusetzen.
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© Quelle: Reuters
Zwar spricht einiges dafür, dass Milch oder auch Milchprodukte wie Käse oder Joghurt bald billiger werden könnten. Dennoch müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher weiter auf hohe Preise einstellen. Nach einer Ende Januar veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts wollen viele Lebensmittelhändler die Kunden und Kundinnen wieder stärker zur Kasse bitten. Die Inflationsrate werde „in den kommenden Monaten weiterhin hoch bleiben und sich der Anstieg der Verbraucherpreise nur allmählich abflachen“, prognostizierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Besonders hoch und zudem kräftig gestiegen sind die Preiserwartungen demnach bei den Herstellern von Getränken.
Mit dpa-Material