Borussia Dortmund: Was ist ein Meistertitel an der Börse wert?
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Noch ist Borussia Dortmund nicht Meister, aber die Fans träumen schon einmal.
© Quelle: IMAGO/MIS
Als der FC Bayern verlor, gewann Borussia Dortmund gleich doppelt. Nicht nur, dass der Klub wieder an die Spitze der Bundesliga-Tabelle rückte – er wurde auch auf einen Schlag um viele Millionen wertvoller. Mit Beginn des Aktienhandels am Montag nach den Spielen schoss der Kurs von Deutschlands einzigem börsennotierten Fußballklub in die Höhe. Die Aussicht auf den Meistertitel am kommenden Samstag ließ den Wert innerhalb von zwei Tagen um fast ein Drittel steigen.
Nicht nur für die Fans scheint damit eine Durststrecke zu enden, sondern auch für Anleger. Das Fußballgeschäft hat unter der Pandemie gelitten wie wenige andere, leere Stadien und ausgefallene Spiele führten in Dortmund zu mehreren Verlustjahren. Der BVB-Kurs, kurz zuvor noch auf einem Höhenflug, rutschte Anfang 2020 innerhalb eines Monats um 40 Prozent und konnte sich lange nicht ernsthaft erholen – bis der Titel in Reichweite kam.
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LeBron James und die Megastars des Sports: Eine Generation steht am Wendepunkt
Nach dem Ausscheiden aus den NBA-Play-offs hat Basketball-Superstar LeBron James die Fans mit Andeutungen über ein mögliches Karriereende schockiert. Der Basketballer ist nicht der Einzige aus der Riege der Megastars, bei dem die Laufbahn an einem kritischen Punkt angelangt zu sein scheint.
Nach Dortmunds Sieg stieg der Börsenwert auf 645 Millionen
Um 4,50 Euro pendelte die Aktie am vergangenen Freitag. Gut 110 Millionen der Papiere gibt es, das ganze Unternehmen war an der Börse also knapp 500 Millionen Euro wert. Dann verloren die Bayern, und der BVB siegte. Zwei Handelstage später, am Dienstagabend, erreichte der Kurs in der Spitze 5,85 Euro – und die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA war gut 645 Millionen Euro wert. Selbst die allgemeine Börsenschwäche am Mittwoch änderte daran nur wenig.
Würde der Meistertitel den Club also 145 Millionen Euro wertvoller machen? „Da bin ich nicht sicher“, sagt Alexander Langhorst vom Analysehaus GSC Research. Zwar komme mit dem Titel automatisch ein weiteres Spiel um den DFL Supercup hinzu, auch Fanartikel verkauften sich besser und möglicherweise enthielten die Sponsorenverträge Sonderzahlungen bei Titelgewinn aber dreistellige Millionenbeträge mache das wohl kaum aus.
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Langfristige Wertsteigerung noch nicht garantiert
Entscheidend im Spitzenfußball ist die Teilnahme in der Champions League, und zwar möglichst in der K.o.-Runde. Dann winken nicht nur Spieleinnahmen, sondern vor allem Zahlungen aus dem großen Topf, den die Uefa zum Beispiel mit dem Verkauf der weltweiten Fernsehrechte füllt. Doch für die Champions League muss man nicht Meister werden.
„Viele haben wohl gedacht: Da können wir ja mal draufspringen“, sagt Langhorst und vermutet neben Fans vor allem Trader am Werk - kurzfristig orientierte Anleger, die auf positiven „Newsflow“ in den nächsten Tagen hoffen. Langhorst und seine Kollegen setzen darauf allerdings nicht. Sie haben die Aktie zwar im März zum Kauf empfohlen, aber da war sie deutlich billiger zu haben. Das damalige Kursziel von 5,50 Euro ist mittlerweile erreicht, er würde „kein Neuengagement mehr auf diesem Niveau“ empfehlen.
Investment in einen Fußballverein - ohne fußballerische Fachkenntnis geht das nicht
Ohnehin ist ein Fußballverein eine sehr spezielle Investition – das hat nicht nur Lars Windhorst bei Hertha BSC gelernt. Ganz ohne fußballerische Fachkenntnis gehe es nicht, meint Langhorst, denn der wichtigste Werttreiber steht auf dem Platz. Wie viel Gewinn Borussia Dortmund im Geschäftsjahr ausweist – es läuft parallel zur Saison bis zum 30. Juni - hängt nicht zuletzt von der Entwicklung einzelner Spieler ab. Transfers sind eine wichtige Ertragsquelle und „aus Investorenperspektive die eigentlich interessante Frage“, sagt Langhorst.
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7er-Fußball als actionreiche Alternative – ist das genial oder gaga?
7er-Fußball mit Zeitstrafen und Actionkarten – mit der Kings League hat Ex-Barça-Profi Gerard Piqué ein Projekt ins Leben gerufen, das mit veränderten Regeln das Spiel kurzweiliger machen soll. Bei der jungen Zielgruppe kommt die Idee überragend an.
Günstig einkaufen, teuer verkaufen – von „Spielerveredelung“ spricht der Analyst. Gelungen ist die bei Spielern wie Erling Haaland, Jadon Sancho und Manuel Akanji, die in den vergangenen Jahren mehr einbrachten, als sie einst gekostet hatten. Spieler finden sich als „immaterielle Vermögenswerte“ in der Bilanz des Clubs und machen beim BVB deutlich mehr als 100 Millionen Euro aus. Dahinter steckt allerdings meist nur der Preis, zu dem sie eingekauft wurden, möglicherweise schon gemindert um Abschreibungen. Den aktuellen Marktwert der Spieler schätzen Experten dagegen auf mehr als 500 Millionen Euro.
Geschäft noch immer nicht völlig von der Pandemie erholt
So hat der BVB im Geschäftsjahr 2021/22 rund 105 Millionen Euro aus Spielerverkäufen eingenommen. In der Bilanz standen sie allerdings nur mit einem „Restbuchwert“ von 19 Millionen. Das würde 86 Millionen Gewinn bedeuten, wären da nicht 24 Millionen Euro „Transferkosten“ – möglicherweise für diverse Berater. So blieben in dem Jahr, das vor allem vom Sancho-Verkauf an Manchester United geprägt war, unterm Strich knapp 62 Millionen Euro Transfergewinn.
Das war auch bitter nötig, denn der Rest des Geschäfts hat sich noch nicht völlig von der Pandemie erholt. Selbst im laufenden Jahr, der möglichen Meistersaison, wird der Profibereich von Borussia Dortmund bei erwarteten gut 400 Millionen Euro Umsatz wohl nur einen kleinen Gewinn machen. So hofft Langhorst auf die nächste „Spielerveredelung“: Jude Bellingham, im Gespräch bei Real Madrid, könnte mehr als 100 Millionen Euro bringen. Für die Bilanz 2022/23 käme der Deal aber wahrscheinlich zu spät.