Ausbau der erneuerbaren Energien schafft Arbeitsplätze
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Erneuerbare Energien – etwa durch Windräder – schaffen Arbeitsplätze vor Ort und sorgen für ein Wirtschaftswachstum.
© Quelle: Tom Weller/dpa
Der Ausbau der erneuerbaren Energien schafft vor Ort eine große Zahl von Arbeitsplätzen. Und er füllt die Kassen der Kommunen. Das geht aus einer Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt.
Bis zu zwei Drittel der Arbeitseinkommen und der Unternehmensgewinne (Bruttowertschöpfung) bleiben in dem jeweiligen Bundesland, in dem Windräder errichtet, Ladesäulen für E-Autos aufgestellt oder effiziente Kraftwerke gebaut werden, die Strom und Wärme erzeugen. Die Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY im Auftrag des BDEW zeigt auch, dass bis zu einem Fünftel der Wertschöpfung unmittelbar in der Region bleibt. Besonders hoch seien die Effekte auf Landkreis- und Regierungsbezirksebene bei Ausbauprojekten für Verteilnetze oder Stromtankstellen.
Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze
„Die Zahlen zeigen, Investitionen in die Energiewende lohnen sich doppelt: Sie tragen nicht nur zu einer sauberen Energiewelt und damit zum Kampf gegen den Klimawandel bei, sondern schaffen auch ganz konkret Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum in der Region“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Die EY-Experten haben bei ihren Analysen die Klimaziele der Bundesregierung für die Zeit von 2020 bis 2030 zugrunde gelegt. Für deren Umsetzung seien 320 Milliarden Euro nötig – um die Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen wie Sonne und Wind umzustellen, um klimafreundliche Energienetze zu knüpfen oder den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu organisieren. In einem zweiten Schritt wurde durchkalkuliert, wie sich die Investitionen an Ort und Stelle für die lokale und die regionale Wirtschaft sowie auf Arbeitsplätze auswirken. Wobei generell gilt: Windradbauer und ihre Zulieferer etwa haben ihren Sitz in der Regel nicht in dem Landkreis, in dem sie ihre Mühle aufstellen. Wertschöpfung und Einkommenseffekte, die sich in Kaufkraft ummünzen, fallen zu einem Teil anderswo an. Weit verbreitet ist die Annahme, dass die Menschen an Ort und Stelle nur wenig davon haben, dass der Rotor in ihrer Nachbarschaft sich dreht und Strom erzeugt. Tatsächlich bleibt aber relativ viel auf regionaler Ebene hängen. Um dies nachzuweisen, haben die EY-Experten mehr als 20 exemplarische Fälle durchgespielt.
Energieunternehmen spülen Gelder in Kommunen
Da ist zum Beispiel das Energieunternehmen im Norden der Republik, das eine größere Region versorgt. Es investiert knapp 37 Millionen Euro in ein Windenergieprojekt. Acht Anlagen mit einer Leistung von jeweils rund 25 Megawatt werden errichtet. Laut den EY-Berechnungen werden 337 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert. Davon 12 Prozent unmittelbar rund um den kleinen Windpark und insgesamt ein Drittel im Bundesland. In der Region fallen jährlich 34.400 Euro an Einnahmen aus der Gewerbesteuer für Kommunen an. Für das gesamte Bundesland sind es 125.900 Euro.
Oder ein Versorger, der in Süddeutschland aktiv ist, baut neue Strom- und Gasverteilnetze und macht dafür insgesamt 304 Millionen Euro locker. Hier kommt eine Wertschöpfung von insgesamt 275 Millionen Euro zusammen – 15 Prozent bleiben in der Region, sogar 44 Prozent sind es im gesamten Bundesland. Der Effekt bei der Beschäftigung ist beträchtlich: rund 1800 Jobs im Bundesland, davon fast 700 im Landkreis/Regierungsbezirk, wo die neuen Anlagen entstehen. Über 2,1 Millionen Euro an Gewerbesteuer kann sich überdies die öffentliche Hand in dem Bundesland freuen.
Investitionen fließen nicht nur in Energiewirtschaft
Gaskraftwerke, die Strom und Wärme erzeugen, werden noch einige Zeit benötigt, um die Versorgung mit elektrischer Energie zu sichern. Hohe Effizienz entsteht dadurch, dass auch die Abwärme genutzt wird – sie heizt Wohnungen und Büros oder wird für industrielle Prozesse genutzt. Deshalb ist es sinnvoll, KWK-Anlagen in einer Region mit viel Industrie zu bauen und zu betreiben. In der BDEW-Studie wird durchgerechnet, was es bedeutet, wenn ein großes Stadtwerk so ein Kraftwerk für 360 Millionen Euro baut. Das Ergebnis: insgesamt 3500 Arbeitsplätze, davon zwei Drittel im jeweiligen Bundesland, wo zugleich 3,3 Millionen Euro Gewerbesteuer anfallen.
Bei all diesen Berechnungen ist zu berücksichtigen, dass die gigantischen Investitionen zum Erreichen der Klimaziele bis 2030 nicht allein in die Energiewirtschaft fließen. Generatoren, Trafos, Kabel und Schalteinrichtungen machen zwar bundesweit mehr als 90 Milliarden Euro der insgesamt 320 Milliarden aus. Aber knapp ein Viertel davon würde in die Bauwirtschaft fließen. Maschinenbauer sowie Informationstechnik und Elektronik kommen auf jeweils 14 Prozent der Investitionssumme. Das alles würde insgesamt Jobs für 270.000 Frauen und Männer bringen.
Projekte werden durch regulatorische Hemmnisse gebremst
Die Energiewirtschaft stehe bereit, um in eine klimaneutrale Energiewelt zu investieren, betont Andreae. Allzu oft würden Projekte aber durch regulatorische Hemmnisse gebremst. Diese müssten aus dem Weg geräumt werden, um ohne Verzug die Bereitschaft der Unternehmen in reale Investitionen umzusetzen. Das könne auch der Gesamtwirtschaft „die dringend benötigten konjunkturellen Impulse geben“. Die Windbranche zum Beispiel beschwert sich über lange Genehmigungszeiträume von mehreren Jahren und darüber, dass einige Tausend Seiten Dokumente zusammengetragen werden müssen, um ein paar Windräder aufzustellen. Hinzu kommt, dass inzwischen Anwohner und Naturschützer mit juristischen Verfahren gegen zahlreiche Projekte vorgehen, was diese zusätzlich für lange Zeit lahmlegen kann. Ähnlich schwierig ist der Ausbau von Stromnetzen.