Auf großem Fuß: Wird Birkenstock an französischen Großaktionär verkauft?

International agierende Konzerne sind schon länger an Deutschlands größtem Schuhhersteller interessiert. Nun steht offenbar ein Deal bevor.

International agierende Konzerne sind schon länger an Deutschlands größtem Schuhhersteller interessiert. Nun steht offenbar ein Deal bevor.

Vom Gesundheitslatschen zur Fashionikone: Die Birkenstock-Sandalen haben eine erstaunliche Wandlung hingelegt. International agierende Konzerne sind schon länger an Deutschlands größtem Schuhhersteller interessiert. Nun steht offenbar ein Deal bevor. Ein Finanzinvestor, hinter dem der französische Milliardär Bernard Arnault steht, will das Unternehmen aus Linz am Rhein für vier Milliarden Euro kaufen.

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Verhandlungen „im fortgeschrittenen Zustand“

Die Firma L Catterton nähere sich einer Vereinbarung mit der Familie Birkenstock, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Die Übernahme könne schon nächste Woche bekannt gegeben werden. Die Besitzer hätten sich für die amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft entschieden, weil deren Manager Erfahrungen mit Konsumgüterherstellern in Familienbesitz hätte und Expansionspläne von Unternehmen in Asien umsetzen könnte.

Die Gesellschaft wird von Arnault kontrolliert, der zugleich als Großaktionär beim Luxuskonzern LVMH alle Fäden in der Hand hält – Catterton fungiert als Investmentarm der Gruppe, zu der Modemarken wie Luis Vuitton und Dior, zahlreiche Champagner-, Spirituosen- und Parfümmarken sowie Handelsketten wie Sephora (Kosmetik) gehören. Laut Bloomberg befinden sich die Verhandlungen zwar in einem fortgeschrittenen Zustand. Der Deal könne aber dennoch verschoben werden oder sogar komplett platzen.

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Aus Liebe zum Fußbett

Die von Birkenstock beauftragte PR-Agentur teilte auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland mit: „Wir sprechen in dieser Angelegenheit für Birkenstock, können den Sachverhalt aber nicht kommentieren.”

Die Wurzeln des Sandalenherstellers reichen bis ins Jahr 1774 zurück. Damals gründete der Schuster Adam Birkenstock in Frankfurt am Main eine Firma, die bis zum heutigen Tag im Besitz der Familie ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es das Unternehmen ins Rheinland. Der Firmensitz ist heute in Linz.

Das Markenzeichen ist das orthopädische Fußbett, das aus Kork gefertigt wird. Seit Jahrzehnten sind die Sandalen beliebt bei Verkäufern, Arzthelfern, Krankenpflegern und anderen Menschen, die täglich viele Stunden auf den Beinen sein müssen.

Kritik am Unternehmen: Gender-Pay-Gap erst 2012 abgeschafft

Die offenen Schuhe aus Kork, Leder und Gummi waren in den 1970er Jahren ein Erkennungszeichen der Alternativkultur. In den USA wurden die Treter schon 1966 durch die Modedesignerin Margot Fraser eingeführt. Der Apple-Gründer Steve Jobs war einer der ersten prominenten Träger der Gesundheitssandalen.

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Der große Durchbruch kam zur Jahrtausendwende, als sich Supermodels mit Birkenstocks fotografieren ließen – unter anderem gehörten Heidi Klum und Kate Moss dazu. Das Schuhwerk aus Linz kam in den vergangenen Jahren vielfach auf Laufstegen zum Einsatz – als eine Art Gegenthese zu High Heels.

Birkenstock sorgte in der Vergangenheit aber auch für Negativschlagzeilen: So kämpften frühere Geschäftsführer verbissen gegen die Gründung von Betriebsräten. Auch die Ungleichbezahlung von Frauen und Männern wurde erst 2012 durch heftigen öffentlichen Druck abgeschafft.

Eine Milliarde Umsatz

Im vergangenen Jahr hat Birkenstock 24 Millionen Schuhpaare verkauft und damit Schätzungen zu Folge rund eine Milliarde Euro umgesetzt und einen Gewinn aus der betrieblichen Tätigkeit von etwa 200 Millionen Euro gemacht. Die Firma stellt mittlerweile auch konventionelle Schuhe, Strümpfe, Gürtel, Taschen, Naturkosmetik und Betten her.

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Anfang Februar teilte die Geschäftsführung mit, aufgrund der starken internationalen Nachfrage die Kapazitäten an allen Produktionsstandorten auszubauen. „Nie zuvor haben wir mehr Schuhe produziert. Deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um mit unserem Investitionsprogramm die Weichen für künftig noch weiteres Wachstum zu stellen”, sagte Vorstandschef Oliver Reichert.

Expansion nach China?

Aber gleichzeitig kursieren seit Monaten Spekulationen, dass die Familie Birkenstock, ihre Firma verkaufen will – viele traditionsreiche Familienbetriebe aus der Modebranche haben in der jüngeren Vergangenheit ihre bekannten Markennamen versilbert. LVMH hat bereits zahlreiche Firmen aus dieser Kategorie übernommen, wie beispielsweise den italienischen Nobel-Kaschmir-Spezialisten Loro Piano.

Der französische Konzern ist heute das wertvollste börsennotierte Unternehmen in Europa. Die Gruppe expandierte zuletzt vor allem in China. Und genau dort gibt es nach Einschätzung von Branchenkennern auch große Wachstumschancen für Birkenstock. Die Sandalen sind bei modebewussten Chinesen sehr beliebt.

Auch andere Firmen zeigen Interesse

An Birkenstock ist offenbar auch die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft CVC interessiert. Als sich erste Mutmaßungen über einen Deal verbreiteten, war sogar von einem Kaufpreis in Höhe von fünf Milliarden Euro die Rede. Der Investor ist unter anderem der Haupteigner der Parfümeriekette Douglas. Laut Bloomberg könnten die Verhandlungen mit den CVC-Managern wieder aufgenommen werden, wenn sich der Verkauf an L Catterton zerschlagen sollte.

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