„Alles liefern, was unsere Kunden brauchen“: Delivery Hero will den deutschen Markt zurückerobern

Delivery Hero ist zurück in Deutschland.

Delivery Hero ist zurück in Deutschland.

Welt­weit hatten Restau­rants zuletzt wieder geöffnet, doch Deli­very Hero blickt trotzdem optimis­tisch in die Zukunft. Zwischen 6,4 und 6,7 Milliarden Euro Jahres­umsatz erwartet der Dax-Konzern, der rund um den Globus Essens­liefer­dienste betreibt. Vor allem drängt das Unter­nehmen, das am Donners­tag seine Quar­tals­zahlen vorstellte, mit Macht in einen neuen Markt: Nicht nur heiße Mahl­zeiten, sondern ganze Einkäufe will man an die Haustür liefern.

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Das Umsatz­plus im dritten Quartal fiel mit 89 Prozent im Vergleich geringer als im ersten Halb­jahr aus. Damals hatte Deli­very Hero aber noch von zahl­reichen Lock­downs profi­tiert. Börsianer hatten noch weniger Umsatz­wachstum erwartet, die Aktie legte prompt um knapp 3 Prozent zu.

Strategieschwenk soll tiefrote Zahlen verschwinden lassen

Wie bei dem Berliner Unter­nehmen üblich, stammte der Groß­teil der Umsätze aus dem Nahen Osten und aus Asien, auf Europa entfielen nicht einmal 10 Prozent. Zugleich schreibt Deli­very Hero laut der Nach­richten­agentur Reuters weiterhin tief­rote Zahlen.

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Abhilfe könnte der Strategieschwenk bringen, den das Unternehmen derzeit einleitet: Delivery Hero werde sich darauf fokussieren, „alles, was unsere Kunden brauchen, direkt und lokal zu liefern“, kündigte CEO und Gründer Niklas Östberg an. Dazu baut das Unternehmen immer mehr kleine Lagerhäuser, sogenannte D-Marts, auf – und hat mit „Hugo“ zuletzt einen großen Universallieferdienst in Mittelamerika und der Karibik übernommen.

Zurück auf dem deutschen Markt

Auch auf dem Heimat­markt will Delivery Hero beim sogenannten Quick-Commerce-Geschäft mitmischen. Mittler­weile ist der Konzern mit dem Universal­liefer­dienst Food­panda wieder in Deutsch­land vertreten. Seit Ende Oktober hält Deli­very Hero außerdem 10 Prozent am Start-up Gorillas, das ebenfalls auf blitz­schnell gelieferte Einkäufe setzt. Eine strate­gische Expansion, wie Östberg am Donners­tag sagte.

Ob Quick Commerce im Kommen ist, bezweifeln Skep­tiker aller­dings: „Der Durch­bruch der Quick-Commerce-Liefer­dienste im Lebens­mittel­bereich sollte schon mehr­fach kommen, bestä­tigt hat sich das bislang nicht“, sagte E-Commerce-Experte Gerrit Heine­mann von der Hoch­schule Nieder­rhein kürz­lich dem Redak­tions­Netz­werk Deutschland. 90 Prozent der Konsu­menten seien ihm zufolge eher nicht an Liefe­rungen binnen weniger Minuten interessiert. Auch sei der Hype um Liefer­dienste nach den Erfah­rungen im Lock­down derzeit größer als eigent­lich angemessen.

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Harte Konkurrenz in Deutschland

Zugleich ist der hiesige, laut Schät­zungen Heine­manns etwa 20 Milliarden Euro große Quick-Commerce-Markt heiß umkämpft: Deli­very Hero konkur­riert mit Uber Eats, Flink, Getir sowie zahl­reichen kleineren Liefer­diensten. Wolt, ein aus Finn­land kommender Wett­bewerber, gab am Mitt­woch außerdem den Zusammen­schluss mit dem kapital­starken US-Liefer­riesen Door­­dash bekannt.

Und dann ist da noch Liefe­rando, der Konkur­rent, dem Deli­very Hero einst das Deutsch­land-Geschäft mit Essens­liefe­rungen über­ließ. Doch wirk­lich skalieren kann das Quick-Commerce-Geschäft womög­lich nur, wenn sowohl die Liefe­rungen von Einkäufen als auch von Mahl­zeiten brummen. „Lieferando ist sehr stark“, räumte Östberg am Donners­tag gegen­über der „FAZ“ ein. Als künftiger Liefer­cham­pion auf dem hiesigen Markt sieht Östberg sein Unter­nehmen deshalb nicht zwangs­weise: Für Deli­very Hero sei Deutsch­land kein Markt, den das Unter­nehmen um jeden Preis gewinnen müsse: „Wir werden sehen, wie es läuft.“

Wer wird der nächste Lieferchampion?

Die Fusion von Wolt und Door­dash sowie das Deli­­very-Hero-Invest­ment in Gorillas erinnern indes an das, was schon bei Essens­liefer­diensten geschah: Mit großen Werbe­budgets und heftig kriti­sierten Arbeits­bedin­gungen rangen Platt­formen jahre­lang um die Vormacht­stel­lung. Nach einigen Firmen­übernahmen blieb Liefe­rando übrig. Mittler­weile soll der Liefer­dienst 90 Prozent Markt­anteil haben, während Gastro­nomen über stei­gende Liefer­gebühren klagen.

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Besser als seiner­zeit bei den Essens­liefer­diensten dürfte es künftig hingegen für die Kuriere laufen, die meist per Fahrrad unter­wegs sind: Selbst­ständige Rider sind in Deutsch­land eine Ausnahme, Gerichte hatten zuletzt immer wieder den Arbeit­nehmer­status gestärkt. Und bezüg­lich der Arbeits­bedin­gungen hat das Bundes­arbeits­gericht erst am Mitt­woch Pflöcke einge­schlagen – und Liefe­rando dazu verdonnert, den Fahrern künftig Dienst­räder und Smart­phones zur Verfü­gung zu stellen.

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