Die Luftfahrt hat wieder Aufwind – und Airbus überflügelt Boeing
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Eine Passagiermaschine startet von einem Flughafen.
© Quelle: Julia Cebella/dpa/Symbolbild
Toulouse. Es ist eine unerwartet schnelle und deutliche Erholung des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. Aus dem Tief, in das die Pandemie die ganze Branche gezwungen hatte, arbeitet sich der Konzern mit Sitz im französischen Toulouse trotz unverändert turbulenter Zeiten rasant wieder nach oben.
„In einem komplexen Umfeld hat Airbus in den ersten neun Monaten 2022 ein solides Finanzergebnis erzielt“, beschreibt Firmenchef Guillaume Faury die Lage. Gut 38 Milliarden Euro Umsatz bis Ende September bedeuten ein Plus von 8 Prozent. Das operative Ergebnis legte parallel um 3 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Euro zu. Es soll bis Jahresende 5,5 Milliarden Euro erreichen, was speziell mit Blick auf den US-Rivalen Boeing beachtlich ist.
Konkurrent Boeing hangelt sich von Problem zu Problem
Denn der fliegt von einem hausgemachten Problem zum nächsten und kann den Rückenwind in der Branche nicht nutzen. 3,3 Milliarden Euro Verlust standen für den US-Riesen im abgelaufenen Quartal zu Buche. Das Prestigeprojekt „Air Force One“, ein Hochsicherheitsflugzeug für US-Präsident Joe Biden, für das noch dessen Vorgänger Donald Trump einen sich jetzt als fatal erweisenden Festpreis erzwungen hatte, läuft immer mehr aus dem Ruder.
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© Quelle: dpa
Doch nicht nur die Abschreibungen dafür steigen. Auch in der Rüstungssparte von Boeing, die mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine eigentlich im Hoch sein sollte, floppen Projekte. Betroffen sind unter anderem eine Tarnkappendrohne und ein Tankflugzeug für die US-Luftwaffe. Beim Auftrag für Letzteres hatte Boeing vor Jahren Airbus ausgestochen und sich damals offenbar kräftig verkalkuliert. Auch im Zivilgeschäft kämpft der US-Riese anhaltend mit Schwierigkeiten.
Bei Airbus dagegen haben sich Bestellungen im Zivilsegment nach neun Monaten netto von 133 auf 647 Flugzeuge vervielfacht. Auch deshalb wird nun wieder kräftig Personal aufgebaut, nachdem es in der Pandemie reduziert wurde. Zum 30. September waren mit insgesamt 131.615 Beschäftigten weltweit gut 5000 Leute mehr an Bord als vor Jahresfrist. Die monatlichen Produktionsraten der konzernweit dominierenden A320-Flugzeugfamilie klettern langsam wieder. Auf 40 Modelle ging die Fertigung dort in der Pandemie zurück. Bei etwa 50 monatlich aus den Hallen laufenden A320 werde man Ende des Jahres ankommen, sagt Faury.
Ein Jahr später soll der Produktionshochlauf dann auf 65 Flugzeuge und ein Jahr darauf sogar auf 75 Einheiten steigen. Über alle Modelle ist die Zahl der Auslieferungen in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 verglichen zum Vorjahr erst leicht von 424 auf 437 Flugzeuge gewachsen.
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Das Airbus-Rüstungsgeschäft zieht derzeit besonders an
Im Airbus-Rüstungsgeschäft machen sich zudem langsam die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine mit verstärkten Bestellungen für Kriegsgerät bemerkbar. Der Umsatz mit Rüstungsgütern ist in den ersten neuen Monaten 2022 um 15 Prozent auf gut 7,5 Milliarden Euro geklettert und damit doppelt so stark wie die Gesamterlöse. Bis Ende des Jahres rechnet Faury auch mit einer deutsch-französischen Einigung zum Bau eines neuen Kampfflugzeugs für Europa mit dem Projektnamen FCAS (Future Combat Air System) sowie weiteren Impulsen durch den Auftrag für eine Eurodrohne.
Im Zivilgeschäft kündigte Faury Fortschritte auf dem Weg zum schadstoffreduzierten Fliegen an, die er Ende November vorstellen will. „Wir bereiten uns auf die nächste Revolution vor“, erklärte er und blieb trotz hoher Energiekosten und geopolitischer Spannungen optimistisch. Das China-Geschäft und die dortige Airbus-Produktion sieht der Franzose zumindest kurzfristig nicht in Gefahr. Wegen der Ankündigungen Chinas, den Inselstaat Taiwan notfalls auch gewaltsam annektieren zu wollen und den dann zu erwartenden Reaktionen des Westens, ist das aber keine Entwarnung für die Ewigkeit. Größere Sorgen macht sich Faury aktuell dennoch nur über die Sicherheit von in Russland fliegenden Airbus-Flugzeugen, weil die sanktionsbedingt ohne Ersatzteile von Airbus auskommen müssen.