Thesen zum F1-Monat mit Norbert Haug: Freude über Audi-Einstieg, Großes Lob für Verstappen
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RND-Kolumnist Norbert Haug äußert sich in seiner Kolumne in diesem Monat über den F1-Einstieg von Audi und die Topleistungen von Red-Bull-Pilot Max Verstappen.
© Quelle: IMAGO/eu-images
Die Formel 1 wird ab dem Jahr 2026 ein Stück deutscher: Die Volkswagen-Tochter Audi steigt in die Formel 1 ein und wird sich mit dem etablierten und überaus erfolgreichen Mercedes-Team ein heißes Nationenduell um den besten Motor liefern. Hunderte Millionen Euro wird sich der Autobauer das Engagement in der Königsklasse des Motorsports kosten lassen. Für die Formel 1 ist der Einstieg ein Segen – oder?
Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat dem ehemaligen Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug diese These vorgelegt – und noch vier weitere. So äußert sich der 69-Jährige, der die Karrieren der jeweils siebenmaligen (Rekord-)Weltmeister Lewis Hamilton und Michael Schumacher von Beginn an begleitete, beide ab dem Juniorenalter gefördert und mit ihnen als Sportchef erfolgreich gearbeitet hat, auch über den sensationellen Sieg des WM-Führenden Max Verstappen in Spa am vergangenen Sonntag, der das Feld – von Position 14 gestartet – deklassierte.
These eins: Der Einstieg von Audi ist ein Segen für die Formel 1, aber auch riskant für den Konzern.
Haug: „Einen Segen sehe ich darin nicht, vielmehr aber ein klares Bekenntnis der Marke zur Wettbewerbsbereitschaft auf der wichtigsten, härtesten und meistbeachteten Motorsportbühne der Welt – und das bewundere ich sehr. Und ich freue mich natürlich ganz besonders, dass mit Audi und wohl auch Porsche gleich zwei deutsche Premiumhersteller wohl ab 2026 dem Beispiel folgen werden, das die Premiummarke Mercedes-Benz bereits vor 30 Jahren setzte – und seither in der Partnerschaft mit McLaren, Brawn GP und dem eigenen Silberpfeil-Werksteam zehnmal die Konstrukteursweltmeisterschaft und elfmal die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen hat und damit als erfolgreichster Hersteller der Formel 1 die erfolgreichsten Teams stellt. Das aktuelle Silberpfeil-Werksteam startete Mercedes-Benz im Jahr 2010, zwei Jahre später, am 15. April 2012, wurde mit Nico Rosberg beim Großen Preis von China der erste Sieg eingefahren. Wettbewerbsbereit, wie man ist, wird Audi diese Marke wohl unterbieten wollen. Die erste Spitze gegen Mercedes wurde mit der Ankündigung des „ersten Formel 1-Aggregates, das seit über einem Jahrzehnt in Deutschland gebaut wird“ ja bereits gesetzt bevor sich auch nur ein Rad drehte.
These zwei: Es tut der Formel 1 nicht gut, wenn ein Fahrer wie Max Verstappen in Spa so spielerisch von Platz 14 auf Platz eins fahren kann.
Haug: „Was gut ist, tut der Formel 1 gut. Und Verstappen und Red Bull sind sehr gut. Dominanzen verursachen nicht jene, die vorausfahren, sondern jene, die nicht hinterherkommen. Die Formel 1 ist kein Gleichmachersport und darf auch keiner werden. Red Bull und Motorenpartner Honda haben den besten Job gemacht und der aktuell beste Fahrer sitzt im aktuell besten Auto. Es liegt an neun anderen Teams und an 19 anderen Fahrern, diesen Zustand zu ändern.“
These drei: Fernando Alonso und Lewis Hamilton, die in Spa gecrasht sind, werden keine Freunde mehr – vor allem nach dem „Krieg der Sterne“ 2007.
Haug: „Wer mag schon gerne als ‚Idiot‘ bezeichnet werden? Der Crash war Lewis‘ Fehler, und das hat er auch prompt so gesagt. Ein Freund von Alonso zu sein macht Lewis nicht zum besseren Rennfahrer, und insofern ist nicht relevant, ob sich die beiden mögen oder nicht. Alonso hat in 2007 einen Formel 1-Frischling Hamilton als Teamkollegen bei McLaren Mercedes erlebt, der mit ihm, dem zweifachen Weltmeister der beiden Vorjahre, in seiner allerersten Formel-1-Saison auf Augenhöhe fuhr oder ihm gar öfter den Rang ablief. Diese Erinnerung bleibt verständlicherweise.“
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These vier: Die Ablösung von Daniel Ricciardo bei McLaren ist angesichts der in dieser Saison gezeigten Leistungen folgerichtig.
Haug: „Man kann ganz bestimmt nicht zu dem Eindruck kommen, McLaren hätte diese Entscheidung leichtfertig aus dem Ärmel geschüttelt. Aber wenn die Formel 1 kein Sport ist, bei dem die fahrerische Leistung und die erzielten Ergebnisse zählen, wo denn dann? Daniel Ricciardo hat noch im letzten Jahr in Monza für McLaren den Großen Preis von Italien gewonnen, im neunten sieglosen Jahr in Folge von McLaren. Trotzdem erfolgt jetzt die Trennung: Wenn man gemeinsam nicht wie gewünscht vorankommt, muss man Neues versuchen, und die Formel 1 ist bekanntlich kein Sport, in dem Sentimentalitäten ihre Heimat haben.“
These fünf: Für das deutsche Interesse an der Formel 1 ist es elementar, dass Mick Schumacher auch im kommenden Jahr Stammfahrer ist.
Haug: „Mick hat nach meiner Einschätzung eindeutig das Zeug für eine Formel 1-Zukunft und einen Platz in der höchsten Spielklasse des Motorsports verdient. Neben seinem stehen dort allerdings lediglich 19 weitere Plätze weltweit zur Verfügung. Keine andere Weltmeisterschaft ist für ihre Athleten derart limitiert, was der Grund für die Schwierigkeit ist in diese Liga aufzusteigen und dann auch dort zu bleiben. Und dafür gibt es nur eine einzige erfolgversprechende Rezeptur: Bestmögliche Ergebnisse und die Zielflagge sehen, solange der Teamkollege noch am Lenkrad kurbelt.“
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