Wo die Trophäe jetzt repariert wird

Joshua Kimmich und die kaputte Meisterschale: alles halb so schlimm

Da war sie noch ganz, kurz darauf verabschiedete sich eine der Spangen vom äußeren Ring mit den eingravierten Meistern: Joshua Kimmich am Sonntag mit der Schale.

Da war sie noch ganz, kurz darauf verabschiedete sich eine der Spangen vom äußeren Ring mit den eingravierten Meistern: Joshua Kimmich am Sonntag mit der Schale.

Als Joshua Kimmich das Missgeschick passierte, war das Bild von den Zerstörer-Bayern endgültig perfekt. Am vergangenen Samstag hatten die Münchner auf den allerletzten Metern der Fußball-Bundesliga-Saison 2022/23 den Meistertraum von Borussia Dortmund zerplatzen lassen. Mitten in die Party auf dem Platz in Köln grätschte dann unsanft die Meldung von der Entlassung von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn. Am Sonntag, auf der Feier mit den Fans, zeigte sich schließlich geradezu sinnbildlich, mit wie vielen Schrammen diese 33. Meisterschaft des FC Bayern errungen wurde.

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„Ich hoffe mal, dass es die Kopie ist“, hatte Münchens Mittelfeldkommandeur Kimmich der „Bild“-Zeitung zufolge gesagt, während er dabei die Meisterschale in der Hand hielt. „Sonst haben wir ein Problem.“ Denn die Trophäe sah irgendwie nicht mehr so aus, wie sie aussehen sollte. Eine Spange vom äußeren Ring war, so Kimmich, „gerade hier abgefallen“. Ach du Schreck, Schale kaputt.

Ein Anruf in Bremen, wo man in solchen Momenten ganz genau hinschaut, bei der Silbermanufaktur Koch & Bergfeld Corpus. Das Unternehmen ist Vertragspartner der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), produziert Repliken von Schale und DFB-Pokal, ist für die Aufbereitung von Originalen und offiziellen Nachbildungen zuständig. Und für Reparaturen. In der kommenden Woche landet die demolierte Schale aus München bei ihnen auf dem Tisch. „So etwas kann immer passieren“, sagt Prokurist Roland Thölken dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Immerhin, sagt er lachend, könne man aus dem Schaden auf eines schließen: „Die müssen sich maßlos gefreut haben.“

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In der Tat war der Titel für die Bayern einer gegen jede Wahrscheinlichkeit, der Rekordmeister war vor dem Saisonfinale empfindlich gestolpert, hatte den BVB am 33. Spieltag vorbeiziehen lassen. Für das Original der Schale war das ein glücklicher Umstand, sie befand sich wegen der höheren Wahrscheinlichkeit, dort überreicht zu werden, im Dortmunder Stadion. Die Bayern bekamen in Köln eine Nachbildung überreicht, mit der sie dann zurück nach München reisten. Kimmichs Hoffnung, dass es sich um eine Kopie handeln möge, war also berechtigt. Und selbst wenn nicht: In Bremen hätte man auch dafür schon irgendeine eine Lösung gefunden.

Was für ein krummes Ding: Rudi Assauer 2002 mit dem lädierten DFB-Pokal. Kurz zuvor war er dem legendären Manager der Schalker aus den Händen gefallen.

Was für ein krummes Ding: Rudi Assauer 2002 mit dem lädierten DFB-Pokal. Kurz zuvor war er dem legendären Manager der Schalker aus den Händen gefallen.

„Wir werden sie reparieren, wir bekommen das hin“, sagt Thölken, „und schlimmer als damals beim DFB-Pokal wird es sicherlich nicht sein.“ Damals, das war 2002, nach dem Endspielsieg von Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen. Bei der Pokalparty in Gelsenkirchen war ausgerechnet Manager Rudi Assauer der Pott aus den Händen geflutscht – und zwar der echte Pokal, kein Replikat. Die Trophäe war verbeult, krumm, Edelsteine waren herausgebrochen. Ein kapitaler Schaden. „Zur Not sammeln wir hier im Stadion“, hatte Assauer lapidar gesagt. Am Ende sprang die Versicherung ein.

Für die, die die Trophäen gewinnen, sind sie vor allem eines: Gebrauchsgegenstände

Gerade erst war der längst sanierte DFB-Pokal wieder in Bremen, um für das Finale von Berlin zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt am Samstag (20 Uhr) aufpoliert zu werden. Auch der Nachbau, den die Siegermannschaft für ein gutes halbes Jahr mit nach Hause nehmen darf, war zur Aufbereitung bei Koch & Bergfeld. An ihm lässt sich ziemlich plastisch beschreiben, dass so eine Trophäe vielleicht für manchen eine heilige Reliquie ist, kostbar wie die Kronjuwelen. Für die, die den Pott gewinnen, ist er aber vor allem eines: ein Gebrauchsgegenstand.

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„Der Nachbau war sechs Jahre nicht bei uns, ist in diesen sechs Jahren durchs Land getourt – und so sah er auch aus“, sagt Thölken. Verbeult, verschrammt, der Goldglanz abgegriffen. „Man braucht ja nur mal im Fernsehen zu schauen, wie die Spieler daran herumschütteln, wie die Trophäen weitergereicht werden. Da muss man dann natürlich etwas dran machen“, sagt der Mann aus der Pokalschmiede. Und lässt doch in seinem Urteil Milde walten: „Das ist für die Sportler ein absolutes Highlight, so einen Pokal in der Hand zu halten.“

Wo gejubelt wird, da fallen Späne. Die Spange der Münchner Schalenkopie kriegen sie wieder dran, im Übrigen auch jede noch so klebrige Flüssigkeit aus dem Pott gewischt. Unvergessen das provokante Bild aus dem vergangenen Jahr, als Leipzigs Kevin Kampl in den DFB-Pokal eine Dose der berüchtigten Klubbrause kippte. Roland Thölken versichert glaubhaft: „Auch Red Bull löst sich.“

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