Urlaub über Ostern und Besuche bei Verwandten: Was Sie jetzt wissen müssen
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Einige Deutsche würden an den Ostertagen gerne ihre Koffer packen und verreisen. Was ist da möglich?
© Quelle: imago images/Ralph Peters
Berlin. Ein paar Tage am Strand, eine Städtereise oder ein Ferienhaus irgendwo im Grünen: All das bleibt in den Osterferien schwierig bis unmöglich. Angesichts steigender Infektionszahlen haben sich Bund und Länder in der Nacht zu Dienstag darauf verständigt, weiter von touristischen Reisen im In- und und Ausland abzuraten. Was ist überhaupt noch möglich Ein Überblick:
Wohin kann ich im Inland reisen?
Reisen kann man überall hin, man findet nur keine Unterkunft. Denn Hotels und Ferienwohnungen bleiben auch an Ostern in allen Bundesländern für Touristen geschlossen. Übernachtungen sind weiterhin nur in Sonderfällen gestattet, etwa wenn man beruflich unterwegs ist. In den allermeisten Ländern darf man auch nicht in Hotels übernachten, um Verwandte zu besuchen - nur dann, wenn dafür ein dringender Grund vorliegt. Das gilt auch für Ostern. Die Einzelheiten sind in den Länderverordnungen geregelt.
Darf ich wenigstens zu meinen Verwandten reisen?
Einem Osterbesuch bei der Familie steht grundsätzlich nichts im Weg. Allerdings dürfen auch dann nur maximal fünf Personen aus zwei Haushalten zusammenkommen, wobei Kinder bis 14 Jahre nicht mit zählen. Eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen über die Feiertage - wie etwa an Weihnachten, als Treffen mit vier über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen möglich waren - wird es zu Ostern nicht geben. Außerdem werden Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigt, die kostenlosen Testangebote zu nutzen –sich also vor dem Zusammenkommen testen zu lassen. Bayern und Niedersachsen kündigten am Dienstag an, in Gegenden mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen an der bisherigen Regel festzuhalten und auch an Ostern Treffen mit nur mit einer einzigen weiteren Person zu erlauben.
Mallorca-Tourismus: Niedrigster Stand seit einem halben Jahrhundert
Der ausländische Tourismus nach Spanien ist im vergangenen Jahr um rund 80 Prozent auf 19 Millionen Besucher eingebrochen.
© Quelle: Reuters
Wo kann ich dann übernachten?
Wer zu Ostern verreisen möchte, muss privat unterkommen, zum Beispiel bei Familienangehörigen oder Freunden. Die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz hatten sich dafür eingesetzt, über Ostern einen „kontaktarmen Urlaub“ (etwa im Selbstversorger-Ferienhaus) im eigenen Bundesland zu ermöglichen, scheiterten in den Verhandlungen aber mit ihrem Vorschlag. Wer eine eigene Ferienwohnung als Zweitwohnung angemeldet oder einen Campingwagen dauerhaft angemietet hat, darf dort in der Regel weiterhin urlauben. Auch hier sind die Einzelheiten in den Verordnungen der Länder geregelt.
Wie sieht es mit Tagesausflügen aus?
Tagesausflüge sind erlaubt, aber auch hier raten Bund und Länder zu Vorsicht. Restaurants und Cafés bleiben geschlossen. In wenigen ausgewählten Regionen mit niedriger Inzidenz dürfen im Rahmen von zeitlich befristeten Modellprojekten mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens geöffnet werden, um die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten zu testen. Die Auflagen für die sogenannte Außengastronomie sind streng. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte am Dienstag, er habe nicht die Absicht den Tagestourismus Richtung Küste oder Harz über die Feiertage zu verbieten.
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Bleibt denn Mallorca eine Alternative zum Inlands-Urlaub?
Derzeit prüft die Bundesregierung, ob Reisen in beliebte Urlaubsgebiete im Ausland wegen der Corona-Pandemie vorübergehend unterbunden werden können. Es gebe einen entsprechenden Prüfauftrag, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin.
Noch sind Reisen ins Ausland aber prinzipiell möglich. Jedoch gilt ab Dienstag, 30. März, um 0 Uhr eine neue Einreiseverordnung. Demnach müssen sich alle Reisenden, die mit dem Flugzeug kommen, vor Abreise auf Corona testen lassen müssen. Das soll grundsätzlich für alle Flüge nach Deutschland und für alle Reisenden gelten - unabhängig davon, ob sie in Corona-Risikogebieten starten oder zu welchem Zweck sie nach Deutschland kommen. Die Quarantäne für Mallorca-Rückkehrer wird aber nicht wiedereingeführt. Mit der Streichung der Insel von der Liste der Risikogebiete war sie am 14. März weggefallen.
Wohin kann ich im Ausland sonst noch reisen?
Es gibt derzeit für kein Ziel ein Reiseverbot. Grundsätzlich kann man in alle Länder reisen, in denen keine Einreisebeschränkungen für Deutschland gelten und in die es Flugverbindungen gibt. Für etwa 160 von rund 200 Ländern weltweit gilt aber die Quarantänepflicht bei Rückkehr, weil sie als Risikogebiet eingestuft sind. Neben Mallorca und den anderen Balearen-Inseln wie Ibiza, Menorca und Formentera sind bisher nur wenige Urlaubsgebiete in Europa nicht auf der Risikoliste. Dazu zählen die kroatische Ferienhalbinsel Istrien, Teile des spanischen Festlands und Portugals Algarve-Küste. Hotels an der Algarve dürfen zwar Touristen aus EU-Ländern aufnehmen, allerdings gelten für die Urlauber dieselben strengen Corona-Auflagen wie für Einheimische und nur relativ wenige Häuser sind geöffnet.
Kann ich auch in einem Risikogebiet Urlaub machen?
Verboten ist auch das nicht. Und Flugverbindungen gibt es in solche Gebiete auch. Zum Beispiel auf die Kanaren. Dort sind viele Hotels geöffnet. Allerdings muss man dann die Quarantäne bei der Rückkehr nach Deutschland auf sich nehmen. Ob solche Reisen in Gebiete mit einer Inzidenz über 50 trotz der Reisewarnung des Auswärtigen Amts vertretbar sind, wird vielerorts kontrovers diskutiert.
Warum ist gerade der Auslandsurlaub so umstritten?
Virologen warnen, dass zunehmende Mobilität und Sorglosigkeit im Urlaub die Infektionszahlen in die Höhe treiben. „Wenn die Reiseaktivität steigt, dann werden auch die Inzidenzraten steigen. Das ist relativ klar“, sagt der Mainzer Virologe Bodo Plachter. „Im Urlaub möchte man sich erholen, möchte man dann auch Corona vergessen. Und das führt dazu, (...) dass die Vorsicht sinkt und die Infektionsraten steigen.“ Diesen Effekt gab es schon im vergangenen Sommer. Die Reiseveranstalter halten dagegen, dass es ja Abstandsregeln und Hygienekonzepte gebe und daher Pauschalurlaub relativ sicher sei.
Im Video: DRV-Chef Fiebig fordert Ende von Neiddebatte bei Mallorca-Reisen und kluges Konzept
Im Video-Interview blickt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, auf die Beschlüsse des Corona-Gipfels. Ihm fehlen noch immer kluge Konzepte.
© Quelle: RND
Will angesichts der neuen Infektionswelle überhaupt noch jemand verreisen?
Eine große Mehrheit der Deutschen will das nicht. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 79 Prozent der Befragten bereits in der vergangenen Woche an, nicht verreisen zu wollen. Nur 2 Prozent hatten zum Zeitpunkt der Umfrage (16. bis 18. März) einen Urlaub im Ausland geplant, weitere 4 Prozent wollten im Inland verreisen, 10 Prozent hatten sich noch nicht entschieden.
Wann kann man denn endlich wieder überall Urlaub machen?
Die Touristen-Hochburgen im In- und Ausland setzen nun auf die Sommerferien. Ein großer Teil der Menschen in Deutschland und ganz Europa dürfte dann geimpft und die Infektionslage einigermaßen stabil sein. Ein ganz normaler Urlaub ohne jegliche Einschränkungen wird zwar auch dann noch nicht möglich sein. Aber die Reisefreiheit könnte einigermaßen wiederhergestellt sein, so die Hoffnung vieler. Nach Ansicht von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sollen die jetzigen Einschränkungen dazu beitragen, dass diese Hoffnung nicht enttäuscht wird. „Wir wollen im Sommer möglichst viele Freiheiten wieder zulassen - und deshalb ist es jetzt, an Ostern, einfach schwierig, wenn so viele Urlaubsreisen gemacht werden“, sagte er in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv.
RND/dpa