Einige Hotels in der Türkei nehmen keine allein reisenden Männer auf
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Ein Mann läuft mit seinem Koffer durch einen Bahnhof.
© Quelle: Michael Matthey/dpa
Die Türkei verbinden viele deutsche Reisende mit traumhaften Stränden, guter Küche, Gastfreundlichkeit – und konservativen Rollenbildern. Dass Männer in dem Land am Bosporus diskriminiert werden sollen, ist daher nur schwer vorstellbar.
Doch wie die Reiseseite „One Mile at a Time“ berichtet, soll das in einigen türkischen Hotels immer wieder passieren. So könnten Männer in manchen Häusern nur dann ein Zimmer buchen, wenn sie in Begleitung einer Frau anreisten. Alleinreisenden beziehungsweise zusammen reisenden Männern bliebe die Buchung eines Zimmers verwehrt.
Hotelbuchung für Männer nicht möglich
Einem Urlauber namens Denis sei das im Lujo Hotel in Bodrum passiert, berichtet das Magazin. Bei der Buchung eines Aufenthalts sei ihm nach eigenen Angaben folgende Mitteilung angezeigt worden: „Eine Zimmerreservierung für einen einzelnen männlichen Gast ist nicht möglich. Im Falle einer Reservierung behält sich das Hotel das Recht vor, bedingungslos zu stornieren.“ Anschließend habe er versucht, ein Zimmer für zwei Männer zu buchen – und auch das sei nicht möglich gewesen. Das Hotel habe auf Nachfrage als Begründung angegeben, dass „Männer zu viel feiern“.
Auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) bestätigte das Hotel, dass allein reisende Männer tatsächlich kein Zimmer buchen könnten. Diese Entscheidung basiere auf schlechten Erfahrungen, die man in der Vergangenheit gemacht habe. Näher erläutern wollte das Hotel dies nicht und begründete dies mit dem Datenschutz.
Hotel: Homosexuelle Paare willkommen
Das Hotel stellte in seinem Statement jedoch klar, dass homosexuelle Paare von dieser Regelung nicht betroffen seien. Diese seien im Lujo-Hotel genauso willkommen wie heterosexuelle Paare. „Das Lujo Hotel Bodrum ist stolz darauf, Gäste aus der ganzen Welt willkommen zu heißen, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer persönlichen Vorlieben, ihres Glaubens, ihrer Religion oder eines anderen möglichen Status. Wir halten jede Art von Diskriminierung für inakzeptabel“, so Berkay Kesenci, Assistent der Geschäftsführung des Hotels.
Hilton Group weist Anschuldigungen zurück
Auch die Hilton Group soll in zwei ihrer Hotels in der Türkei eine solche Regelung haben. Die Reiseseite bezieht sich in diesem Fall aber nicht auf persönliche Erfahrungen, sondern auf eine im Internet veröffentlichte Liste eines russischen Reiseveranstalters, auf der sich alle Hotels befinden sollen, die keine Zimmer an Männer vermieten.
Auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland weist die Hilton Group die Vorwürfe zurück. „Hilton bietet allen eine Unterkunft, wir diskriminieren keine Einzelpersonen oder Gruppen“, so Huw Harrow, ein Sprecher der Hotelgruppe. Die Angaben des russischen Reiseveranstalters hätten auf ungenauen Informationen beruht, weshalb dessen Website jetzt entsprechend aktualisiert worden sei. Die Liste, auf der zuvor gut 100 Hotels aufgeführt worden waren, wurde von der Seite genommen.
Türkeispezialist verteidigt „Türpolitik“ der Hotels
Ein Einzelfall scheint die Abweisung von Männern in türkischen Hotels aber nicht zu sein. So teilt der Marketingdirektor des auf Türkeireisen spezialisierten Veranstalters Bentour, Christian Hauk, dem RND mit: „In der Tat gibt es einige wenige Hotels in der Türkei, die einen Verkauf von Hotelzimmern an allein reisende beziehungsweise zusammen reisende Männer, die kein Paar sind, einschränken.“
Grund dafür sei, dass sich diese „Zielgruppe in der Vergangenheit nicht so in die Gästestruktur integriert hat, wie dies seitens des Hotels und der anderen Gäste erwünscht war“. Bentour könne deswegen bedingt nachvollziehen, wenn einige Hotels ihre Gästestruktur auf diese Weise regulierten. Restaurants, Diskotheken und andere Freizeiteinrichtungen betrieben ja auch eine „Türpolitik“, um ein passendes Publikum sicherzustellen.
Türkei gilt als Hochrisikogebiet
Wer aktuell in die Türkei reisen will, muss verschärfte Richtlinien beachten. Das Land gilt aus deutscher Sicht als Hochrisikogebiet. Neben der Beachtung der 3-G-Regel für die Rückreise müssen Reisende sich vor der Rückkehr online auf www.einreiseanmeldung.de registrieren. Zudem müssen alle Menschen, die weder geimpft noch genesen sind, nach der Einreise in Deutschland für bis zu zehn Tage in Quarantäne, ein Freitesten ist ab Tag fünf möglich. Für Kinder unter zwölf Jahren endet die Isolation automatisch nach Tag fünf.
Für die Einreise in die Türkei müssen Reisende ab sechs Jahren eines der folgenden Dokumente vorlegen: Ergebnis eines PCR- oder Antigentests, Nachweis über vollständige Impfung oder Dokumentation einer Genesung von Covid-19. Auch eine elektronische Anmeldung vor Einreise ist nötig.