Welchen Urlaubsländern droht die Einstufung als Hochinzidenzgebiet?
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Ganz Spanien könnte bald als Hochinzidenzgebiet eingestuft werden – inklusive Mallorca.
© Quelle: Clara Margais/dpa
Der Sommer ist da und viele Deutsche sitzen quasi auf gepackten Koffern. Doch die sich in Europa rasant ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus nimmt vielen Reisenden aktuell die Urlaubsvorfreude und treibt ihnen stattdessen Sorgenfalten auf die Stirn. Denn: Sollten die Corona-Infektionszahlen in dem gewählten Reiseland so sehr in die Höhe schnellen, dass das Reiseziel von der Bundesregierung als Hochinzidenzgebiet eingestuft wird, droht der ein oder andere Urlaub aufgrund der damit verbundenen Auflagen ins Wasser zu fallen. Zumindest von Menschen, die weder geimpft noch genesen sind.
Was gilt bei Rückkehr aus einem Hochinzidenzgebiet?
Die Unterteilung in Risikogebiete, Hochinzidenz- und Virusvariantengebiete hat Auswirkungen auf die Einreisebestimmungen in Deutschland. Urlauber und Urlauberinnen, die sich in einem solchen Gebiet aufgehalten haben, müssen bei der Einreise nach Deutschland einen Nachweis über einen negativen Corona-Test, eine vollständige Impfung oder eine Genesung vorlegen. Antigen-Schnelltests dürfen maximal 48 Stunden alt sein, PCR-Tests höchstens 72 Stunden. Reisende ohne vollständigen Impfschutz oder überstandene Covid-19-Erkrankung müssen nach der Einreise zudem für bis zu zehn Tage in Quarantäne. Mit einem zweiten negativen Test kann die Quarantäne auf fünf Tage verkürzt werden.
Über die Einstufung entscheiden das Auswärtige Amt, das Bundesinnenministerium und das Bundesgesundheitsministerium gemeinsam. Als Hochinzidenzgebiet stuft die Bundesregierung Länder ein, in denen die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) über 200 liegen. Das geschieht aber nicht sofort: „Maßgeblich für die quantitative Bewertung sind tatsächliche und stabile Trends des Infektionsgeschehens, nicht Momentaufnahmen. Daher wird für die Risikobewertung, abhängig von der jeweiligen Situation, die Entwicklung der Inzidenz über wenigstens eine Woche herangezogen“, hieß es vom Auswärtigen Amt gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Wie stehen die Risiken, dass beliebte Reiseziele in Europa bald hochgestuft werden?
Diese EU-Länder sind bereits Hochinzidenzgebiete
Aktuell stehen vier EU-Länder auf der Liste der Hochinzidenzgebiete: Portugal, Zypern, Spanien und die Niederlande. Portugal wurde Ende Juni eine Woche lang sogar als Virusvariantengebiet eingestuft, am 7. Juli wurde das beliebte Urlaubsland aber wieder zum Hochinzidenzgebiet zurückgestuft, was zumindest geimpften und genesenen Reiserückkehrern und Reiserückkehrerinnen die Quarantäne erspart.
Der Inselstaat Zypern steht seit dem 11. Juli auf der Liste der Hochinzidenzgebiete. Die Corona-Infektionszahlen waren dort Ende Juni explodiert. Daraufhin wurde Zypern zunächst als Risikogebiet eingestuft, wenig später folgte die Hochstufung. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz auf Zypern bei 771,4 (Stand 23. Juli).
Niederlande nun auch hochgestuft
Die Niederlande hatten am 26. Juni fast alle Corona-Beschränkungen aufgehoben, kurz darauf explodierten die Infektionszahlen in dem Land förmlich. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 360,9 (Stand 23. Juli). Am 9. Juli lag betrug der Wert noch 94,1. Die Hochstufung der Niederlande zum Hochinzidenzgebiet kam also nicht unerwartet. Die Einstufung gilt ab dem dem 27. Juli.
Um die Zahlen unter Kontrolle zu bekommen, gelten in den Niederlanden seit dem Mitte Juli wieder strengere Corona-Regeln. Clubs und Diskotheken mussten nach nur zwei Wochen Öffnung wieder komplett schließen, für Gaststätten gilt eine Sperrstunde ab Mitternacht. Auch Großveranstaltungen, bei denen kein Sicherheitsabstand gewahrt werden kann, dürfen aktuell nicht mehr stattfinden.
Inzidenzwert in Spanien über 300
Auch Spanien wurde am Freitag mit einem Sieben-Tage-Inzidenz von aktuell 385,2 (Stand 23. Juli) von einem „einfachen“ Risikogebiet zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft. Die Einstufung, die ab Dienstag gilt, schließt auch die beliebten Kanaren und Balearen mit Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera ein.
Erst am 11. Juli war ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt worden. Das bedeutete zwar, dass das Auswärtige Amt von touristischen Reisen dorthin abriet. Für Reisende, die sich trotzdem für Urlaub in Spanien entschieden, hatte die Einstufung aber kaum Folgen. Wer mit dem Flugzeug reiste, musste vor der Rückreise nun ein Einreiseformular ausfüllen (www.einreiseanmeldungen.de). Ein negatives Testergebnis oder ein Impf- beziehungsweise einen Genesenennachweis musste aber auch schon vor der Einstufung als Risikogebiet vorgelegt werden.
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Etwas anders sah das aus, wenn Reisende den Heimweg über den Landweg antraten. Diese waren bislang von der Testpflicht nicht betroffen gewesen. Nun mussten diese sich ebenfalls vorab registrieren sowie bei der Einreise, beziehungsweise spätestens 48 Stunden danach, ebenfalls einen negativen Corona-Test vorweisen. Die Testpflicht galt auch für Kinder ab sechs Jahren.
RKI-Präsident: Müssen die niedrigen Inzidenzen verteidigen
Das Virus werde erst dann unter Kontrolle sein, wenn ein Großteil der Menschen einen Immunschutz habe, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler.
© Quelle: Reuters
Großbritannien steht auf der Hochinzidenzgebieteliste
Großbritannien sorgte in den vergangenen Wochen mit zwei Ereignissen für Schlagzeilen: den Fußball-EM-Spielen in Wembley und den rasant ansteigenden Corona-Infektionszahlen. Ob Ersteres dem Zweitem einen zusätzlichen Schub versetzt hat, lässt sich noch nicht eindeutig beurteilen. Fest steht aber, dass das Vereinigte Königreich seit dem 7. Juli als Hochinzidenzgebiet gilt.
Über die Einstufung entscheiden das Auswärtige Amt, das Bundesinnenministerium und das Bundesgesundheitsministerium gemeinsam. Als Hochinzidenzgebiet stuft die Bundesregierung Länder ein, in denen die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) über 200 liegen. Das geschieht aber nicht sofort: „Maßgeblich für die quantitative Bewertung sind tatsächliche und stabile Trends des Infektionsgeschehens, nicht Momentaufnahmen. Daher wird für die Risikobewertung, abhängig von der jeweiligen Situation, die Entwicklung der Inzidenz über wenigstens eine Woche herangezogen“, hieß es vom Auswärtigen Amt gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Die aktuelle Lage in Griechenland, Dänemark und der Türkei
Reisende, die ihren Urlaub in Griechenland verbringen wollen, müssen aktuell ebenfalls um ihre Reisepläne bangen. Noch liegt die Sieben-Tage-Inzidenz zwar „nur“ bei 177,8 (Stand 23. Juli), die Kurve geht aber seit Wochen steil nach oben. Zum Vergleich: Am 17. Juni lag die Inzidenz noch bei 41,5. Diese Entwicklung dürften viele deutsche Urlauber und Urlauberinnen aufmerksam verfolgen, schließlich ist Griechenland neben Spanien eines der beliebtesten Reiseländer der Deutschen. Nach Angaben von Deutschlands größtem Reiseveranstalter Tui hatte die Insel Kreta sogar Mallorca als beliebtestes Reiseziel der Deutschen abgehängt.
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Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Dänemark mit 104,0 (Stand 23. Juli) aktuell zwar noch relativ gering, allerdings gehen die Zahlen seit Ende Juni wieder konstant nach oben. Wenn auch nicht so explosionsartig wie etwa in den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. Und noch warnt auch das Auswärtige Amt nicht vor Reisen in das deutsche Nachbarland.
Die Türkei gilt seit dem 6. Juni nur noch als einfaches Risikogebiet. Mit einem harten Lockdown hat es das Land geschafft, von der Bundesregierung nicht mehr als Hochinzidenzgebiet eingestuft zu werden. Und die aktuelle Entwicklung der Corona-Infektionszahlen deutet auch nicht darauf hin, dass diese Entscheidung in naher Zukunft rückgängig gemacht werden könnte. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 66,9 (Stand 23. Juli). Die Kurve steigt seit Mitte Juli wieder leicht an.
Fernreisen bleiben teils in weiter Ferne
Wer seinen Urlaub bevorzugt außerhalb des Kontinents verbringt und sich gerne mal wieder auf Safari begeben möchte oder auf den Tafelberg klettern möchte, muss sich wohl noch ein wenig gedulden. Zumindest dann, wenn eine vierzehntägige Quarantäne keine Option ist. Denn Südafrika ist seit dem 13. Januar als Virusvariantengebiet gelistet. Gleiches gilt übrigens auch für Namibia und Brasilien, die seit dem 20. Juni beziehungsweise 19. Januar Virusvariantengebiet sind.
Die Seychellen gelten bereits seit dem 14. Februar als Hochinzidenzgebiet – die Sieben-Tage-Inzidenz liegt dort aktuell bei 754,5 (Stand 23. Juli). In Ägypten ist der Inzidenzwert mit 0,4 zwar sehr gering, noch steht das Land aber auf der Liste der Hochinzidenzgebiete. Gerade einmal 3,5 Prozent der Bevölkerung haben hier eine erste Impfung erhalten und gerade im Ballungsraum Kairo ist die Pandemie noch lange nicht überstanden.
Tourismusbranche hofft auf Wende bei Risikogebewertung
Der Mechanismus hinter der Einstufung der Risikogebiete hatte zuletzt aber für Kritik gesorgt, beispielsweise aus Spanien: So hatte Tourismusministerin Reyes Maroto betont, Spanien sei nach wie vor ein „sicheres Reiseziel“. Es sei falsch, dass Länder wie Deutschland ihre Risikobewertung nur von den Inzidenzen abhängig machten. Wichtig sei es, die Lage des Gesundheitssystems und die akute Gefahr für Menschenleben einzubeziehen. Auch Regierungssprecher Iago Negueruela sagte, die Impfkampagne habe die Situation entspannt. Durch den Beschluss einer weiteren Öffnung trotz hoher Inzidenz habe auch Großbritannien diesen „Weg eingeschlagen“, so Negueruela.
Auch in Deutschland könnte eine Wende bei der Risikobewertung bevorstehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte: Die Sieben-Tage-Inzidenz verliere durch die Corona-Impfungen an Aussagekraft. Vielmehr würden die Covid-19-Erkrankten in den Kliniken ein zunehmend wichtiger Indikator. Künftig müssten alle im Krankenhaus behandelten Covid-Erkrankten, ihr Alter, die Art der Behandlung und ihr Impfstatus gemeldet werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) arbeitet einem Medienbericht zufolge an einer Empfehlung mit ähnlichem Tenor.
Wie kann ich meinen Sommerurlaub absichern?
Fest steht: Urlauberinnen und Urlauber müssen im Sommer 2021 mit Corona-Einschränkungen rechnen, die Lage kann sich kurzfristig ändern. Wer also spontan noch buchen will, sollte einige Dinge in puncto Flexibilität und Sicherheit beachten. Vor der Buchung sollten die Stornierungsmöglichkeiten des Angebotes geprüft werden. Bei individuell gebuchten Unterkünften finden sich auf den Webseiten entsprechende Angebote, mittlerweile auch häufiger für Ferienwohnungen und Ferienhäuser. Auch die Airlines sind bei Umbuchungen derzeit noch sehr kulant. Hier lohnt sich zu prüfen, wie die Konditionen im Sommer und im weiteren Jahresverlauf aussehen.
Mehr Absicherung bieten Pauschalreisen, viele Veranstalter bieten sogenannte Flextarife an. Das Prinzip ist Folgendes: Wer einen Aufpreis bezahlt, darf den Urlaub kurzfristig ohne die sonst üblichen Stornogebühren wieder absagen oder umbuchen. Aber auch hier sollten Verbraucher genau hinschauen. Denn die Angebote gelten bisweilen nur für einzelne Reiseformen – zum Beispiel Flugpauschalreisen, nicht aber für Kreuzfahrten. Als Nachweis des Stornierungs- oder Umbuchungsrechts sollten Urlauber bei der Onlinebuchung einen Screenshot machen oder sich dies schriftlich bestätigen lassen, rät das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland.
Für den Fall der Fälle, dass spontan etwas dazwischenkommt, bieten inzwischen mehrere Versicherungen einen Corona-Zusatzschutz an, der diverse Szenarien deckt. Sollte wegen eines Infektionsverdachts die Reise nicht angetreten, die Beförderung oder die Beherbergung verweigert werden oder es wegen einer Quarantäne am Urlaubsort zu Mehrkosten kommen, lohnt es sich, eine solche Versicherung zu haben. Einige Pauschalreiseveranstalter wie Tui oder FTI bieten diesen Corona-Schutz kostenlos für ihre Kundinnen und Kunden an.