Wie ich mein Stück Land in Schottland suchte – und viel mehr fand
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Idyllisch liegt die Destillerie Laphroaig an einer Bucht der Südküste von Islay – und gehört zu den Pilgerorten von Whisky-Fans.
© Quelle: Stefan Bürgel
Die tiefgrüne Wiese ist leicht sumpfig, bei jedem Schritt sinkt der Wanderstiefel mal mehr, mal weniger tief ein. Eine kräftige Brise schiebt die Wolken von Südwesten über den Himmel und macht es gleich ein paar Grad kälter. Hier also ist mein Stück Land auf der schottischen Insel Islay. Irgendwo hier, rund vier Kilometer vom Hafen Port Ellen entfernt. Ich muss es nur finden. Viele andere Landbesitzer waren schon da und haben ihr „Plot of Peat“ mit Länderfähnchen markiert. Ein etwa 30 mal 30 Zentimeter großes Stück Torferde.
Wir alle haben das Land mit dem Kauf einer Flasche Laphroaig-Whisky erworben. Das klingt wie ein Marketing-Gag. Wer sich nach dem Kauf registriert hat, gehört zu den „Friends of Laphroaig“. Für die stehen in einem großen Raum im Besuchszentrum Gummistiefel für den kurzen Marsch zur Wiese zum Ausleihen und kleine Länderfahnen bereit. Dazu gibt es noch einen „Dram“, eine Mini-Flasche Whisky, zum Anstoßen.
Die schottische Insel Islay ist ein Pilgerort für Whisky-Fans
Aber das mit diesem Club der Laphroaig-Landbesitzerinnen und ‑besitzer hat auch noch einen ganz anderen Hintergrund, wie bei einer Destillerie-Tour zu erfahren ist. Denn was wäre ein Islay-Besuch ohne die? Dafür kommen schließlich die allermeisten Besucherinnen und Besucher auf die 3000-Einwohner-Insel vor der Südwestküste Schottlands.
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Islay lebt gut vom Whisky-Tourismus. Für Whisky-Liebhaberinnen und ‑Liebhaber ist die Hebrideninsel vor der Westküste Schottlands mit ihren neun Destillerien (in absehbarer Zeit werden es noch zwei mehr sein) nicht irgendeine Insel, sondern ein Pilgerort. Die Kundschaft ist zum großen Teil männlich, in mittlerem Alter und halbwegs zahlungskräftig. Übernachtungsmöglichkeiten sind begrenzt, und nur wenige Zimmer sind für weniger als 100 Pfund pro Nacht zu bekommen.
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Es könnte nass und matschig sein: Laphroaig verleiht Gummistiefel, um das eigene Stück Land suchen und markieren zu können.
© Quelle: Stefan Bürgel
Auch die Besichtigungen der Brennereien sind beliebt, wenn auch nicht gerade preiswert. Die kleine Tour kostet bei Laphroaig 20 Pfund, beim benachbarten Lagavulin sogar 22. Für die viereinhalbstündige Uisge-Tour (Uisge ist das gälische Wort für Whisky) werden satte 150 Pfund fällig.
Rauch vom Torf verleiht Laphroaig Geschmack
Die beiden Tour-Guides James und Michaela hängen allen Teilnehmenden ein Glas an einem Band um den Hals, denn in den nächsten Stunden wird der ein oder andere Whisky probiert – auch schon vor dem Start der eigentlichen Tour. Aber nie zu viel, denn Whisky ist zum Genießen und nicht zum Betrinken.
Es geht auf engen Treppen bis unter das Dach, wo früher die Gerste lagerte, an den riesigen Brennblasen vorbei durch einen schmalen Gang zu einer hinteren Ecke des weißen Hauptgebäudes. Dort brennt Torf, der Rauch zieht durch einen Schornstein nach oben, trocknet das Malz und verleiht – und damit dem Whisky – seinen torfig-rauchigen Geschmack. In vielen Häusern auf Islay wird ebenfalls noch mit getrocknetem Torf geheizt – aber nur mit handgestochenem, nicht mit industriell abgebauten.
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Sorgt für den unverwechselbaren rauchig-torfigen Geschmack: Der Rauch vom Torffeuer trocknet bei Laphroaig das Malz.
© Quelle: Stefan Bürgel
Michaela und James lotsen die Gruppe nach draußen auf die Laphroaig-Wiesen an der steinernen Brennblase, die zum 200. Geburtstag von Laphroaig vom damaligen Prinz und heutigen König Charles enthüllt wurde, vorbei über einen grünen Hügel zu einem lauschigen Picknickplatz mit Tisch und Bänken.
Im Hintergrund ist der kleine Bach aufgestaut, dessen Wasser Laphroaig in der Brennerei nutzt. „Laphroaig wurde einmal wegen der Nutzungsrechte für das Wasser verklagt“, erklärt Michaela. Jemand anderes wollte in der Nähe eine eigene Destille aufbauen und dafür das Wasser nutzen.
Der Trick mit den Landbesitzern
Vor Gericht konnte Laphroaig siegen – es hätte aber auch anders ausgehen können. „Jetzt haben wir so viele Landbesitzer hier mit dem Friends-of-Laphroaig-Programm – wenn jetzt noch mal jemand wegen etwas vor Gericht ziehen will, müsste er Tausende verklagen“, sagt sie und grinst. Das gefällt auch der Besuchergruppe – denn fast alle sind Mitglied im Club der Landbesitzerinnen und Landbesitzer.
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Mein Stück Land: Dort ganz in der Nähe auf dieser Wiese im Süden der Insel Islay muss es sein.
© Quelle: Stefan Bürgel
Michaela erzählt noch die eine oder andere Anekdote vom Leben auf der Insel Islay. So etwa die Geschichte, wie sie mitten im Corona-Lockdown eines Morgens gleich drei Flaschen hochprozentigen Desinfektionsmittels von drei verschiedenen Brennereien vor der Haustür fand. Überschüssigen, weil nicht trinkbaren Alkohol aus dem sogenannten Foreshot gab es massenhaft.
Käse kann sehr gut zu Whisky passen
Nach dem Imbiss – Käse passt übrigens ziemlich gut zu Whisky – geht es zum Abschluss in das Warehouse No 1, wo Whiskyfässer liegen. Das weiß gestrichene Lagerhaus liegt so nah am Wasser, dass im Winter die Wellen des Meeres an die Mauern klatschen. Nicht nur der Rauch des Torfes, auch die jodhaltige Meerluft prägt das Aroma des Whiskys.
Mich zieht es aber noch einmal auf die Wiese. Ich versuche, den genauen Standort meines Stücks Land auf der Wiese zu finden, was nicht ganz so einfach ist. Google und Apple verorten die GPS-Daten meines Landes im Meer vor der Insel. Mithilfe einer anderen Seite wird es besser.
Aber muss ich den Flecken, der etwa die Größe einer Serviette hat, wirklich zentimetergenau finden? Nein, nicht wirklich. Ich genieße lieber den Blick auf die Berge und das satte Grün der Wiese, wo vereinzelt Fähnchen stecken. Es gibt hier so viele nette Menschen, tolle Landschaft und guten Whisky. Darauf noch einen Tropfen: Slainté!
Redaktioneller Hinweis: Die Besichtigungstour wurde unterstützt von Laphroaig. Über Auswahl und Inhalt entscheidet allein die Redaktion.
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