Russland sperrt Luftraum für 36 Staaten – das sind die Folgen für Reisende
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Ein Passagierflugzeug der Fluggesellschaft Aeroflot landet am BER. (Archivfoto) Deutschland sperrt, wie die gesamte EU, wegen des Ukraine-Krieges seinen Luftraum für russische Maschinen.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp
Russland führt einen Krieg gegen die Ukraine, die russische Großoffensive trifft das gesamte Land. Auch der Flugverkehr wird davon mehr und mehr beeinträchtigt.
+++ Alle Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++
Der Luftraum über allen EU-Staaten ist nun für russische Flugzeuge komplett gesperrt. Das Verbot trat in der Nacht zum Montag mit der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft. Deutschland hat seinen Luftraum bereits seit Sonntagnachmittag für Flüge nach Deutschland sowie für Überflüge russischer Maschinen gesperrt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Sonntag betont, der EU-Luftraum werde für jedes russische Flugzeug gesperrt sein, auch für die Privatjets von Oligarchen.
Entsprechende Mitteilungen (Notam) an das Flugpersonal wurden veröffentlicht. Bei Notams handelt es sich um Anordnungen und aktuelle flugbetrieblich bedeutsame Besonderheiten, die textlich klassischen Telegrammen ähneln. Das Verbot soll laut Ministerium zunächst für drei Monate gelten.
Luftraum-Sperrungen im Überblick
Das Portal „Flightradar“ zeigt auf Twitter, welche Lufträume weltweit nun für russische Maschinen gesperrt sind. Außerhalb der EU haben bereits das Vereinigte Königreich und Kanada ihre Lufträume für russische Maschinen gesperrt.
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Aeroflot fliegt acht Stunden ins Nirgendwo
Die Welt wird damit für die staatliche russische Fluggesellschaft Aeroflot immer kleiner – denn ohne die Nutzung des kanadischen Luftraums gibt es derzeit keine praktikablen Routen für Flüge in die USA. Das zeigte sich am Sonntag auf dem Flug von Moskau nach New York, wie „Flightradar24″ berichtet. Die Boeing 777 flog zunächst planmäßig über Finnland, Schweden und dann Richtung Grönland. Doch dann drehte die Maschine um und kehrte zurück nach Moskau. Das Ergebnis: ein achtstündiger Flug ins Nirgendwo.
Ein anderer Flug von Belgrad nach Moskau benötigte statt der üblichen zweieinhalb Stunden am Sonntag knapp sechs Stunden – weil er einen Umweg über Kasachstan nehmen musste.
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Russland sperrt Luftraum für 36 Länder
Russland hat seinerseits den Luftraum für Maschinen aus Deutschland sowie 35 weiteren Staaten gesperrt. Damit ist der schnellste Weg zwischen Europa und Asien blockiert. Die Folge: Airlines müssen große Umwege fliegen. „Aktuellen Daten zufolge werden Flüge hauptsächlich über die Türkei ausgeführt“, sagt Michael Trinkwalder, Travel Security Analyst des Sicherheitsanbieters A3M, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Deutschlands größte Lufthansa umfliegt bereits seit Sonntag den russischen Luftraum auf dem Weg nach Fernost und strickt daher ihre Flugpläne um. Bei Flügen nach China, Japan und Korea seien erhebliche Umplanungen notwendig, so die Airline.
Zuletzt hatte Russland seinen Luftraum im Kalten Krieg gesperrt. Flugzeuge mussten in der Hochphase der Auseinandersetzungen von Europa nach Asien westwärts fliegen. Die Route war deutlich länger, eine Zwischenlandung zum Auftanken im US-Bundesstaat Alaska war notwendig.
Trinkwalder rechnet aber nicht damit, dass europäische Reisende bald wieder über Alaska nach Asien fliegen müssen wie noch zu Hochzeiten des Kalten Kriegs.
Flugtickets könnten teurer werden
Die derzeitigen Flugeinschränkungen könnten auch zu Ticketpreissteigerungen für Flüge außerhalb Europas führen. Denn, so Trinkwalder: „Umwege, beziehungsweise längere Flugstrecken bedeutet einen höheren Verbrauch von Kerosin, die sich auf die Preise auswirken werden.“ Bei bereits gebuchten Tickets könnten die Airlines in aller Regel aber nicht einfach aufschlagen, sagt Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. Die dafür notwendigen Preisanpassungsklauseln seien nach ihrer Erfahrung in den Vertragsbedingungen von Flugtickets nicht enthalten.
Allerdings sind die Passagierjets in Richtung Asien aktuell wegen der anhaltenden Corona-Pandemie ohnehin nur mäßig ausgelastet. Wichtige Länder wie China haben ihre Grenzen für Ausländer nach wie vor weitgehend geschlossen.
RND/gei/dpa