Russland ist Virusvariantengebiet: Familienbesuche im Sommer in Gefahr
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Wer im Sommer nach Sankt Petersburg will, muss bei der Rückkehr in Quarantäne.
© Quelle: imago images/Westend61
Rund ein Jahr war Russland für deutsche Touristen und Touristinnen tabu – das Land hatte wegen der Corona-Pandemie zugemacht. Doch im April änderte sich das und viele Menschen in Deutschland freuten sich schon auf den Besuch bei Bekannten und Verwandten im Sommer.
Rund 263.000 russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger leben in Deutschland, hinzu kommen Hunderttausende, die Familie in Russland haben. Doch die Sommerferien bei der Verwandtschaft stehen nun auf der Kippe. Der Grund: Deutschland hat Russland zum Virusvariantengebiet erklärt, ab Dienstag greift bei der Rückreise die Quarantänepflicht. Ausschlaggebend für die Bewertung ist die Ausbreitung der Delta-Variante in Russland, vor allem in der Hauptstadt Moskau. Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Russland ist Virusvariantengebiet – welche Regeln gelten nun?
Die Einstufung als Virusvariantengebiet hat große Auswirkungen auf Reisende und Urlaubende. Folgende Regeln gelten ab Montag auf Dienstagnacht, Mitternacht:
- Testpflicht: Wer aus einem Virusvariantengebiet nach Deutschland möchte, muss vor der Abreise einen Corona-Test machen. Der Antigen-Schnelltest darf maximal 24 Stunden, der PCR-Test maximal 72 Stunden alt sein.
- Anmeldepflicht: Reisende aus Risikogebieten, Hochinzidenzgebieten und Virusvariantengebieten müssen sich vor der Einreise nach Deutschland online registrieren unter www.einreiseanmeldung.de
- Quarantänepflicht: Reisende aus Virusvariantengebiete müssen sich nach Einreise in Deutschland auf direktem Weg in ihr Zuhause begeben oder an den Ort, an dem die Quarantäne abgehalten wird. Die Quarantänepflicht gilt für zwei Wochen, ein Freitesten durch negative Corona-Tests ist nicht möglich.
- Beförderungsverbot: Airlines, Bahn- und Busunternehmen dürfen keine Reisenden aus Virusvariantengebieten nach Deutschland befördern. Nur deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger dürfen nach Deutschland einreisen.
Russland ist Virusvariantengebiet – wie lange gilt das?
Wie lange Russland als Virusvariantengebiet gelistet sein wird, ist noch nicht absehbar. Frühestens am 13. Juli könnte sich das wieder ändern, teilt das Robert Koch-Institut mit. Aus bisheriger Erfahrung lässt sich allerdings sagen, dass es bis zu einer Rückstufung sehr lange dauert: Alle Länder, die als Virusvariantengebiete eingestuft wurden, sind es nach wie vor. Wer in diesem Sommer eine Reise nach Russland plant, sollte also auf jeden Fall zwei Wochen Quarantäne einplanen. Derzeit ist nicht absehbar, wann und wie die ansteckendere Delta-Variante in den Griff zu bekommen ist.
Ich kehre vor Dienstag zurück – was gilt für mich?
Wer vor Dienstag, null Uhr, in die Bundesrepublik zurückkehrt, muss die Regeln für einfache Risikogebiete befolgen. Diese besagen, dass Flugreisende vor der Einreise einen negativen Corona-Test (maximal 48 Stunden alter Antigen-Schnelltest oder 72 Stunden alter PCR-Test) benötigen. Wer auf dem Landweg von Russland nach Deutschland kommt, kann den Test binnen 48 Stunden nach der Rückkehr nachholen, muss bis zum Vorliegen des negativen Ergebnisses aber in Quarantäne. Flug- wie Landreisende müssen sich vor der Einreise in Deutschland online registrieren.
Ich halte auf dem Rückweg in Polen oder Tschechien – was gilt für mich?
Wer nicht auf direktem Weg aus Russland nach Deutschland reist, muss einiges bedenken. Wer die Landesgrenze zu Deutschland bis Dienstag, 29. Juli, null Uhr, überquert, für den gelten die Regeln für Rückkehrer aus einfachen Risikogebieten, unabhängig davon, wann er oder sie sich in Russland aufgehalten hat.
Wer allerdings Dienstag ab 0.01 Uhr beispielsweise aus Polen oder Tschechien in Deutschland ankommt, muss dann in Quarantäne, wenn er oder sie sich nach dem 18. Juni noch in Russland aufgehalten hat. Ausschlaggebend ist hier nicht die Einstufung des letzten Aufenthaltsortes, sondern die Aufenthaltsorte der vergangenen zehn Tage. Hielt sich eine reisende Person in den vergangenen zehn Tagen in einen Virusvariantengebiet auf, greift die Quarantänepflicht.
Delta-Variante in Moskau: Wie ist die Corona-Lage in Russland?
Auch in Russland hat sich die Corona-Lage in den vergangenen Wochen dramatisch verschärft. Betroffen ist vor allem Europas größte Metropole Moskau mit schätzungsweise zwölf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Am Freitag meldeten die Behörden dort 7900 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Landesweit gab es demnach 20.300 Neuinfektionen. 601 Menschen starben binnen eines Tages mit dem Virus – so viele wie seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr. In vielen Regionen gelten deshalb neue Einschränkungen, um die Lage in den Griff zu bekommen.
In der Hauptstadt Moskau waren nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin vor einer Woche schon fast 90 Prozent der Infektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen. Für ganz Russland gibt es keine offizielle Angabe. Einige Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass der Wert ähnlich hoch sein dürfte. In 18 von 85 Regionen ordneten die Behörden eine Impfpflicht für Angestellte zahlreicher Unternehmen an.
Das Deutsch-Russische Forum bedauerte die Einstufung als Virusvariantengebiet – gerade mit Blick auf eine Städtepartnerschaftskonferenz, die nächste Woche in Kaluga, rund 190 Kilometer von Moskau entfernt, stattfinden soll. „Die Deutsch-Russische Städtepartnerkonferenz sollte ein Zeichen der friedlichen Partnerschaft und Freundschaft unserer Länder setzen“, hieß es in einer Erklärung.
RND/msk (mit dpa)