Rückkehrer aus Risikogebieten sollen zehn Tage in Quarantäne – wohl ab Oktober
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Bisher entscheidet jedes Land selbst, für welche Nationen Einreise-Beschränkungen gelten.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Brüssel. Wer in Corona-Risikogebiete fliegt, muss nach dem Urlaub ab Oktober wohl doch nicht zwei Wochen in Quarantäne, wie zunächst vorgesehen. Wie Jens Spahn in einer Pressekonferenz am Freitag mitteilte, hätten sich die EU-Gesundheitsminister auf die kürzere Zeit von mindestens zehn Tagen geeinigt. Zudem werde geprüft, ob diese Quarantäne auf fünf Tage verkürzt werden kann, insofern ein negativer Corona-Test vorgelegt wird. Spahn kündigte an, die Quarantäneverordnung zu überarbeiten und sich für die zehn Tage einzusetzen.
Jens Spahn über die aktuelle Corona-Lage in der EU
Mindestens zehn Tage Quarantäne sollen EU weit nach der Einreise aus einem Risikogebiet fällig werden, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
© Quelle: Reuters
Erst vor kurzem hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt, dass man “möglichst bis zum 1. Oktober” die Testpflicht für Reise-Rückkehrer aus Risikogebieten abschaffen wolle und stattdessen eine Quarantänepflicht von zwei Wochen greife. Auch Spahn nannte nun noch kein Datum, an dem aus Test- eine Quarantänepflicht wird. Die Teststrategie solle bis Anfang Oktober überarbeitet und angepasst werden, hieß es.
Spahn will gemeinsames EU-Konzept vorantreiben
Außerdem will sich die Europäische Union nun ein gemeinsames Konzept zu Reisebeschränkungen überlegen. Im Kampf gegen das Wirrwarr bei Corona-bedingten Reisebeschränkungen hat die EU-Kommission den Mitgliedstaaten konkrete Vorschläge vorgelegt. Das Konzept der Brüsseler Behörde sieht vor, sich schnellstmöglich auf gemeinsame Kriterien und Schwellenwerte für die Einführung von Reisebeschränkungen zu verständigen. Zudem schlägt sie die Erstellung einer EU-Risikogebietskarte und einheitliche Regeln für Reisen in Risikogebiete vor. Bislang gibt es beispielsweise für Reiserückkehrer sehr unterschiedliche Test- und Quarantänepflichten. Spahn kündigte an, das in der kommenden Woche vorantreiben zu wollen.
Ob und wenn ja, wann die Vorschlägen umgesetzt werden, ist jetzt Sache der Mitgliedsstaaten. Nach Angaben aus EU-Kreisen will Deutschland das Thema im Rahmen seiner derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft in den kommenden Wochen intensiv vorantreiben. Nach einer Vereinbarung von Vertretern der Mitgliedsstaaten soll es zunächst schwerpunktmäßig um die Vergleichbarkeit von epidemiologischen Daten und eine bessere Kommunikation von Beschränkungen gehen.
Jedes Land entscheidet selbst über Grenzöffnungen und die Ausweisung von Risikogebieten
Aufgrund der bestehenden Unterschiede in der EU und den überwiegend nationalen Zuständigkeiten werde eine engere Koordinierung selbst in diesen beiden Bereichen großer gemeinsamer Anstrengungen bedürfen, sagte ein EU-Diplomat. Es zeichne sich ab, dass die Diskussion über die anderen Themen aufgrund der verschiedenartigen Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedsstaaten noch sehr viel komplizierter werde.
Bislang entscheidet jedes Land selbst und nach eigenen Kriterien, welche anderen EU-Länder oder -Regionen es als Risikogebiet einstuft. So warnt die Bundesregierung zum Beispiel vor Reisen nach Spanien, nach Brüssel oder in bestimmte Gebiete Frankreichs. Menschen, die aus Risikogebieten nach Deutschland kommen, müssen einen Corona-Test machen und gegebenenfalls Quarantäne-Auflagen einhalten.
RND/dpa